Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Glasnost im spanischen Bau:

Das Kölner Stadtmodell im frisch sanierten gläsernen Innenhof des Rathauses.

Die zwei Jahre andauernde Sanierung des spanischen Baus ist beendet, und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Auffälligste Maßnahme ist die gläserne Einhausung des Innenhofes, unter dessen Dach von nun an werktags das „Kölner Stadtmodell“ der Öffentlichkeit zugänglich ist.

Seinen Namen erhielt dieses Gebäude zur Erinnerung an eine Tagung der spanischen Liga, 1623, seine heutige Form allerdings entstand 1954-56 und gehört zu der sehenswerten 50er Jahre Architektur Kölns: Die weiten Räume, die geschwungenen Treppen und die originale Ausstattung mit Leuchtern, Türen und Wandgestaltungen machen einen Rundgang lohnend. Mit anderen Worten, man befindet sich im denkmalgeschützten Raum. Diesen galt es vom Architekturbüro „Oxen+Römer und Partner“ sensibel zu restaurieren und zu erweitern. Im Ergebnis ist ein Raum entstanden, der nicht nur durch seine geografische Lage zum Herzstück des Hauses wurde.

Vom Rathhausplatz kommend sind es nur wenige Schritte durchs Foyer, um im neu überdachten Innenhof zu stehen. Eine zweigeschossige Lochfassade aus Tuffstein faßt vierseitig den Hof und vermittelt Außenraumcharakter. Der Grundriss des Hofes ist trapezförmig. Silbergraue schlanke Säulen wachsen nahtlos aus dem Marmorboden und stecken den Raum, entlang der bestehenden Fassaden, im Abstand von zwei Metern ab. Dazwischen entsteht ein eigenständiger Raum. Die Stützen enden mit einer doppelten Wulst, zwei Stahlringen, unter den Stahlbalken, auf denen die Last der Dachkonstruktion lagert. Hier lässt sich der Entwurfsgedanke ablesen: Eine abstrakte Form der dorischen Säule. Inmitten des aufreibenden Politikgeschäftes sollte ein kontemplativer, unaufgeregter Raum entstehen.

Über die Konstruktion hinaus

Die gläserne Dachkonstruktion löst wohltuend die Strenge der bestehenden rechtwinkeligen Fensterfassade aus den Fünfzigern. Der asymmetrische Grundriss des Hofes lässt keine rechtwinkeligen Glaselemente zu, noch nicht einmal zwei identische Teile konnten gefertigt werden. Eine zweite Störung der Geradlinigkeit entsteht aus der Unterspannung des Tragwerkes; sie verläuft diagonal und in leichtem Bogen. An ihr lässt sich die Problematik der Konstruktion ablesen: Wie lassen sich bei unregelmäßiger Elementfeldgröße Druckstäbe und damit Fensterkreuze in Reihen mit gleichen Radien ausbilden? Die diagonale Unterspannung dient der Aussteifung, der Bogen ist allerdings statisch überflüssig und dennoch ein schönes Konstruktionselement. Ein weiteres erwähnenswertes Detail sind die in die Unterseite der stählernen Dachbalken integrierten Leuchten.

Mit dem Unzug des Stadtmodells hat die „Initiative Kölner Stadtmodell“, eines ihrer erklärten Ziele erreicht: Die dauerhafte Aufstellung des Modells für historische, didaktische und wissenschaftlich Zwecke in einem eigenen Ausstellungsraum zu verwirklichen. Den Bürgern und Besuchern der Stadt bietet es nun Mitten im Zentrum eine vielfältige und ungewohnte Sichtweise auf Köln und veranschaulicht dreidimensional die historische und aktuelle Entwicklung der Architektur. So lässt sich beispielsweise die städtebauliche Wirkung der geplanten rechtsrheinischen Hochhäuser in Deutz studieren, oder Kölns berühmteste Baugrube erörtern. Sünden oder Segen? Das Modell lädt ein zur Diskussion in bester gebauter Umgebung.

Jan-Henrik Baur

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Foto: Stefan Schilling

lichtdurchflutetes Atrium

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Foto: Jan-Henrik Baur

Blick in das statische Gefüge

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Foto: Oxen + Römer Architekten

Seilkreuzung nähe Dom

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Foto: Oxen + Römer Architekten

ein Knotenpunkt der Unterspannung

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Foto: Jan-Henrik Baur

das Stadtmodell in der neuen Umgebung

1 Kommentar

Hallo Jan Henrik,
vielleicht bekomme ich ja auf diesem Weg
deine e-Mail-Adresse, ich würde mich gern mal bei dir melden,

Grüße aus Hannover

Jan