Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Neues vom Offenbachplatz II

Zwischenbericht zum Planungsstand

Im Oktober 2010 vergab die Stadt Köln den Auftrag zur Sanierung von Oper und Schauspielhaus. In einem europaweiten Verfahren wurde als bester Bieter die Arbeitsgemeinschaft aus dem Düsseldorfer Büro HPP Hentrich-Petschnigg & Partner und Theater projekte daberto und kollegen mbH, München, ermittelt. Im Bereich der Restaurierungsplanung für die denkmalgeschützten Gebäude unterstützt zusätzlich das Büro für Restaurierungsplanung Götz Lindlar Breu aus Bonn.

Der letzte wichtige Meilenstein zu den Umbauten im Opernquartier war der Ratsbeschluss vom 7. April für die am Runden Tisch favorisierte „Planungsvariante V6.0“: Oper und Schauspielhaus sollen saniert, eine Kinderoper unter dem kleinen Offenbachplatz und eine „Kleine Bühne Schauspiel“ in den Opernterrassen sollen geschaffen werden.

Die Brücken verschwinden

Dem Ensemble, bestehend aus Opernhaus, Schauspielhaus und Opernterrassen, das Wilhelm Riphahn von 1957 bis 1962 erbaute stehen fünfzig Jahre nach der Fertigstellung umfassende Sanierungsarbeiten bevor. Die beauftragten Architekten haben nun erste Entwürfe gezeigt. Sie sprechen für ein ausgeprägtes Empfinden für die städtebauliche Situation, für deren Zwänge und Chancen. Mit wenigen beherzten Eingriffen wird der Komplex zunächst von Überflüssigem befreit und weitgehend freigestellt. Dazu gehört, als eine der wichtigsten städtebaulichen Maßnahmen, das Entfernen der beiden bestehenden Brücken.

Neben der Oper wurde 1964 die „Schweizer Ladenstadt“ eröffnet (der Betreiber war in Zürich ansässig, daher der Name). Ganz im Sinne von „nicht schön, aber praktisch“ führte eine Brücke vom Parkhaus in der Ladenstadt direkt ins Opernhaus. Diese soll nun entfernt werden, so dass der Blick auf die nördliche Flanke des Hauses wieder frei wird.

Aber auch die Brücke zwischen Opernhaus und Opernterrassen steht vor dem Abbruch: „nicht mehr zeitgemäß“ ist die Bestandsbrücke in der Sichtweise der Architekten. Ein in Traufhöhe der Brücke auskragendes Dach wird bis vor die Opernterrassen geführt und bildet gleichzeitig an der südlichen Flanke des Opernhauses den Eingang in die neue Kinderoper.

Opernterrassen und Krebsgasse

Der Pavillon an der Nordsüdfahrt wird zur Spielstätte der „Kleinen Bühne“ und soll sich mit Foyer und Zuschauerraum transparent zum Außenraum öffnen. Die neue Fassade wird um einige Meter vorgezogen, so dass hier Platz entsteht für ein Foyer und für die Gastronomie, die auch eine Außenbestuhlung auf beiden Plätzen aufstellen wird. Durch diese Maßnahme wie auch durch die Abschaffung der trennenden Brücke wachsen der kleine und große Opernplatz mehr zusammen. Das Erdgeschoss wird auf das Platzniveau abgesenkt, d.h. um 70 Zentimeter. In der Höhe wird das Gebäude um 1,80 Meter auf acht Meter aufgestockt.

An kleinen Offenbachplatz soll auch der Raum zwischen Oper und Schauspielhaus entrümpelt und öffentlich zugänglich werden: die vorhandene Kantine öffnet fürs Publikum.

Weitere spürbare Eingriffe vollziehen sich an der Rückseite des Opernhauses im hinteren Bereich der Bühnen zur Krebsgasse: der Betriebshof wird mit drei Geschossen mit Räumen für die Verwaltung überbaut, zwischen den Werkstatttürmen entstehen zwei neue Probebühnen, das Kostümdepot und weiterer Platz für die Bühnentechnik. Aus welchem Material die gezeigten Wandverkleidungen bestehen werden, ist aus Kostengründen noch nicht entschieden.

Weitere Schritte

Der Zuschauerraum der Oper ist insgesamt denkmalgeschützt und wird mit seinen geschwungenen Balkonen wenig sichtbare Eingriffe erfahren. Umfangreicher werden die Veränderungen im Inneren des Schauspielhauses ausfallen, wo durch Verkleinerung des Raumvolumens und Einbauten die Akustik verbessert werden soll.

Die Pläne zeigen auch noch keine Details zur Außenraumgestaltung, die erst am 17.10. in der Präsentation vor dem Unterausschuss Opernquartier Schwerpunkt sein wird. Bis Anfang November werden die Planungen insgesamt weiter verfeinert und am 8. oder 14. November dann erneut präsentiert. Der Baubeschluss soll dann in der Ratssitzung vom 24. November gefasst werden.

Ira Scheibe

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Die Sichtbarriere vor der nördlichen Flanke des Opernhauses, die Brücke zum Parkhaus gegenüber, wird entfernt. Die ursprüngliche Kubatur wird wieder ablesbar.

Visulisierung: HHVISION

Auch zwischen Opernhaus und –terrassen wird die Brücke abgerissen. Die aktuellen Planungen zeigen die neue Glasfassade der Opernterrassen. Im größeren Raumvolumen ist die „Kleine Bühne“ mit dazugehörigem Foyer und Gastronomie inklusive Außenbestuhlung vorgesehen.

Visulisierung: HHVISION

Durch Überbauungen des ehemaligen Betriebshofes an der Krebsgasse und zwischen den Werkstatttürmen wird zusätzlicher Platzbedarf gedeckt.

Visulisierung: HHVISION