„Ich kannte das hier nur als Baustelle“, erklärt Ministerpräsidentin Hannelore Kraft bei der Eröffnungsfeier des neuen Kulturquartiers am Neumarkt. Damit steht sie wohl kaum alleine da. Ihre Ergänzung, „ich wusste ehrlich gesagt gar nicht so genau, was hier entsteht“, ist hingegen kaum nachvollziehbar. Die Pläne für den Neubau des Museums gibt es immerhin schon seit 1995.
Geschichte der Verzögerungen
„Ich hoffe, dass wir spätestens in fünf, sechs Jahren im neuen Haus sind“, sagte die damalige Direktorin des Rautenstrauch-Joest-Museums, Gisela Völger, der Kölnischen Rundschau 1996. Es war das Jahr in dem der Wettbewerb zum Museumsquartier am Neumarkt entschieden wurde. Als sie 2000 in Pension ging, war noch kein Spatenstich getan. Keine zwei Jahre später formierte sich bürgerschaftlicher Protest gegen einen Abriss des alten Josef-Haubrich-Forums. Genützt hat es nichts, Anfang 2003 war am alten Platz nur noch ein Loch – genau der richtige Zeitpunkt für die Stadt, um zu überlegen, ob sie sich den Neubau überhaupt leisten kann. Das daraus entstandene „Kölner Loch“ wurde berühmt. Endlich, im Jahr 2005 wurde der Grundstein für den Neubau gelegt. Das Ziel: Fertigstellung im Herbst 2008. Anfang 2008 begann man im alten Rautenstrauch-Joest-Museum damit, den Bestand in Kisten zu verpacken. Immerhin sollte nun im Sommer 2009 eröffnet werden. Ende August 2009 wagte niemand mehr einen Eröffnungstermin zu prognostizieren.
Erleichterung und Freude
Am 22. Oktober 2010 wurde es nun endlich eröffnet, mit 2.000 geladenen Gästen. Keiner der Redner kommt um die lange Baugeschichte herum: „Was lange währt, wird endlich gut“, eröffnet der Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters den Abend – und so scheinen auch Erleichterung und Freude die vorherrschenden Stimmungen zu sein. „Ich bin stolz und glücklich, dass wir einen neuen Schatz in Köln haben“, erklärt Roters. „Es ist ein beeindruckendes Gebäude entstanden“, stellt auch Hannelore Kraft fest, „ich bin überzeugt, das neue Kulturzentrum wird ein Zentrum für die kulturelle Bildung und für die interkulturelle Bildung werden“.
Keine Zweifel
Von Zweifeln an der Fertigstellung spricht nun niemand mehr. Und die Architekten betonen gar, dass sie die ganze Zeit daran geglaubt haben, dass es fertig wird. „Es gab nur einen Tag, an dem wir dachten, es ist gestorben“, erzählt Heiner Sendelbach im Gespräch, „als in der Verwaltung Tendenzen waren, das finanzielle Kölner Loch mit dem Grundstück zu stopfen.“ Dieses Vertrauen, bei all den Umplanungen, beeindruckt. Vielleicht erklärt es sich aber auch über die Ergänzung: „Wenn Sie so viel Arbeit in ein Projekt gesteckt haben, möchten Sie es auch gebaut sehen.“ Was aber zusätzlich beeindruckt, ist die Tatsache, dass der finanzielle Rahmen über die Jahre nicht vollends gesprengt wurde. In den 1990ern waren mal 114,5 Millionen – damals noch D-Mark – veranschlagt, gekostet hat es jetzt 66,7 Millionen Euro. Auf diese Tatsache angesprochen grinst der Architekt und verweist auf ein kleines, aber bedeutsames Detail, das der Beobachter längst vergessen hat: „Wir haben zwischendurch ein komplettes Geschoss mit mehreren Forenräumen rausgeplant, das hat die Kosten aufgefangen.“
Vera Lisakowski
Zu Gast im eigenen Haus
28.10.2010
Es ist ein neues Konzept für ein Völkerkundemuseum: Ein Themenparcours als Erlebnisraum. Aber funktioniert das in dem sachlichen Gebäude, das nun die Hülle für das neue Rautenstrauch-Joest-Museum bildet?
Ein Loch gefüllt
24.06.2010
Vorberichterstattung zur Eröffnung
Alles unter einem Dach
10.06.2009
Eine Vorbesichtigung des Gebäudes
Der Blick von unten
Archiv zur Geschichte des „Kölner Lochs“
Homepage Architekten Schneider + Sendelbach
Virtueller Rundgang durch die Museen (WDR.de)