Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Fenster nach Amerika

Das Amerikahaus am Apostelkloster wird grundlegend saniert

Mitten in der Stadt steht ein Kleinod, ein selten erkanntes Gebäude aus den fünfziger Jahren. Im Dezember 2007 war es zuletzt für eine Veranstaltung in der Reihe „Liebe deine Stadt“ öffentlich zugänglich und brachte sich damit noch einmal kurz in Erinnerung. Schon seit einigen Jahren war es still geworden um das einst so berühmte Amerikahaus an der Apostelnkirche.

Amerika, Amerika…

Im Juni 1955 war das Amerikahaus als eines von zahlreichen amerikanischen Kulturinstituten in Deutschland eröffnet worden. Als „Fenster nach Amerika“ sollte es dem Deutschland der Nachkriegszeit die kulturelle Vielfalt, aber auch die politische Gesinnung der amerikanischen Gesellschaft vermitteln. Für die zahlreichen Konzerte, Filmvorführungen, Ausstellungen und Vorträge wurden prominente Gäste wie zum Beispiel Jessye Norman, Martha Graham, Toni Morisson oder Joseph Brodsky eingeladen. So wurde das Amerikahaus mit seiner Bibliothek, den Kinosaal und den außergewöhnlichen Veranstaltungen schnell zum kulturellen Magneten in Köln. Erst als die Bedeutung der Kulturinstitute in den 90er Jahren immer mehr abnahm, ließen auch die Aktivitäten in den amerikanischen Einrichtungen deutlich nach. Sein offizielles Ende hatte das Amerikahaus schließlich über fünfzig Jahre nach seiner Gründung, als im September 2007 der gesamte Aufgabenbereich in das Generalkonsulat nach Düsseldorf verlegt wurde. Doch so ganz ist die amerikanische Geschichte doch noch nicht vorbei: auch in der nun geplanten Nutzung soll der neu gegründete Verein „Amerikahaus e.V.“ seine eigenen Räumlichkeiten im 2. Obergeschoss des Gebäudes beziehen.

Innerstädtische Oase

Der Architekt Rudolf Schickmann entwarf Anfang der fünfziger Jahre das nach außen eher geschlossene Gebäude auf dem Gelände des Apostelngymnasiums mit Ausrichtung auf einen begrünten Innenhof: Hier entstand eine innerstädtische Oase, die als Ensemble mit dem benachbarten Bau des British Council von Wilhelm Riphahn ein außergewöhnliches Architekturzeugnis der fünfziger Jahre darstellt. Wurden auch im Laufe seiner Nutzung einige Details und Fassadenansichten des ursprünglichen Gebäudes verändert, so blieb doch das Gestaltungskonzept und die konsequente Architektursprache in dem denkmalgeschützten Bau gut erhalten.

Und nun die Wissenschaft

Im März 2008 hat sich nun ein neuer Eigentümer und Nutzer für das Amerikahaus gefunden: Eine private Kölner Stiftung hat das mittlerweile stark sanierungsbedürftige Gebäude von der Stadt Köln erworben und plant nun einen umfangreichen Umbau für seine neue Geschäftsstelle. Die ausschließlich auf wissenschaftliche Forschungsvorhaben ausgerichtete Fritz Thyssen Stiftung suchte zu ihrem 50jährigen Jubiläum im Jahr 2010 dringend neue Räumlichkeiten, die sich auch der Kölner Öffentlichkeit zeigen sollten: immerhin gehen 10% der international investierten Gelder an die Wissenschaft in Köln. Mit der neuen Nutzung könnte das Gebäude wieder zu einer namhaften Adresse werden: es wird nun die Wissenschaft sein, die dort zu Tagungen, Vorträgen und Ausstellungen nach Köln einlädt.

Doch um das Gebäude diesen neuen Anforderungen anzupassen, muss es deutlich erweitert und umgebaut werden. Gleichzeitig stellt der Denkmalschutz aber hohe Anforderungen, um diesem wertvollen Gebäude der fünfziger Jahre gerecht zu werden. Eine sehr anspruchsvolle Aufgabe für das Stuttgarter Architekturbüro Cheret Bozic, das mit der Planung und Ausführung der Sanierungsarbeiten beauftragt ist. Die Fritz Thyssen Stiftung hatte in einem Gutachterverfahren 4 Architekturbüros angefragt, vor allem den Anbau eines neuen Konferenzsaales im Gebäudekomplex zu untersuchen, ohne den Innenhof einer Überbauung preis zu geben.

Das Büro Cheret Bozic konnte die Auftraggeber mit einem eingeschossigen Anbau im Norden des Grundstückes überzeugen. Gleichzeitig wird der westliche Gebäuderiegel für die Aufnahme aller Büros deutlich vergrößert, zusätzliche Unterkellerungen nehmen die notwendige Haustechnik auf. Bei einem solchen Umfang an Baumaßnahmen kann man schon fast fragen, was denn überhaupt von dem Gebäude Schickmanns noch bleiben wird. Aber eine Sanierung bietet natürlich auch zahlreiche Chancen: nicht nur die originale Bodengestaltung des Innenhofes, die schon lange nicht mehr existierte, soll wieder hergestellt werden. In Abstimmung mit der Denkmalpflege wird auch die Glasfassade im Innenhof wieder seinen ursprünglichen Rhythmus und die filigrane Fenstereinteilung erhalten.

Auch wenn es zum fünfzigjährigen Jubiläum der Thyssen Stiftung vielleicht nicht mehr klappt- wir dürfen sehr gespannt sein, wie die Geschichte des Amerikahauses weitergeht. Vor allem, weil endlich nicht nur der Blick, sondern auch ein Besuch im Innenhof wieder möglich sein wird.

Ragnhild Klußmann

Der Innenhof nach dem Umbau: zumindest tagsüber soll der Innenhof künftig für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

Grafik: Cheret Bozic Architekten, Stuttgart

So sah das Amerikahaus nach der Eröffnung in den 50erJahren aus Foto: Archiv Amerikahaus

Der Zustand des Amerika Hauses heute.

Foto: Archiv Amerikahaus

Der neue Grundriss im Erdgeschoss: das Gebäude wird deutlich erweitert

Grafik: Cheret Bozic Architekten, Stuttgart

Modellfoto: In dem Gutachterverfahren ging es vor allem um die Möglichkeiten, den notwendigen Neubau zu integrieren

Foto: Cheret Bozic Architekten, Stuttgart