Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Räumchen wechsle dich!

Was hat der „Masterplan Innenstadt Köln“ von Albert Speer & Partner eigentlich mit der Fachhochschule Köln zu tun?

Ende November letzten Jahres stellte das Büro Albert Speer & Partner in einer Abschlusspräsentation den städtebaulichen Masterplan für die Kölner Innenstadt vor. Das Resultat eines einjährigen Planungsprozesses wurde an die Stadt übergeben, was nun damit passieren wird, ist ungewiss. Fest steht allerdings, dass das Konzept der Planer vorsieht, nicht als Ganzes realisiert zu werden, sondern einzelne Module nach und nach umzusetzen.

Eigeninteresse

Als Architekturstudentin der Fachhochschule Köln bleibt mir an dieser Stelle nichts anderes übrig, als den Oberbürgermeister Fritz Schramma, den Baudezernenten Bernd Streitberger und den Präsidenten der Fachhochschule Joachim Metzner zu bitten, ihr Augenmerk auf einen ganz bestimmten Inhalt zu richten: Wühlt man sich nämlich durch den Fachjargon- und Strukturskizzenwust der Vertiefungsphasen-Dokumentation des „Masterplan Innenstadt Köln“, stößt man bei der Erläuterung des Konzepts zur Grüngürtelerweiterung auf einen Vorschlag, der jedes Fachhochschüler-Herz höher schlagen lassen müsste.

Überschrieben als „Vertiefungsbereich südliche Innenstadterweiterung /Parkstadt“ schlägt das Büro Albert Speer & Partner die städtebauliche Erweiterung der Südstadt auf dem ehemaligen Großmarktareal vor. Vorgesehen ist, im Umfeld der Alteburger Straße, dort wo einst die Dombrauerei residierte, das ingenieurwissenschaftliche Zentrum (IWZ) der Fachhochschule Köln in einer siebengeschossigen Neubebauung anzusiedeln. Erschlossen werden soll das Ganze durch die neue Nord-Süd-Stadtbahn, die eine direkte Anbindung zum Hauptbahnhof garantiert. Kaum auszudenken, welche Vorteile die Fachhochschule, die Studentenschaft und die Kölner Südstadt von der Zusammenlegung auf einem Campusgelände hätten. Allein der Blick auf die Stadtteil- und Grüngürtel-Piktogramme verspricht nicht nur ein stärker werdendes Zusammengehörigkeitsgefühl der Fakultäten untereinander. Diese wären dann endlich alle – mit der Ausnahme der Zweigstelle in Gummersbach – in der Südstadt.

Hochschulbeziehungen

Auch die Beziehung zur Kölner Universität könnte besser werden oder erstmals zu Stande kommen. Durch die starke Verbindung des Stadtgrüns als Symbol für die Kommunikation unter den Hochschulen – ein schöner Gedanke! Oder wer von Euch fände es nicht nett, in einer sommerlichen Mittagspause von der „Parkstadt“ über die „Grünradiale Süd“ durch den „Wissenspark“ zu radeln um in der Unimensa „fremdzuessen“? „Grünradiale“ hin, „Wissenspark“ her, auf jeden Fall wäre das IWZ nicht mehr auf der Schäl Sick, sondern fast in der Innenstadt und würde somit wieder mehr in das Stadtbewohnerbewusstsein rücken. Hinzu kommt ein richtiger Hochschulcampus und wir könnten auf ein Ende der ewigen Platznot hoffen. Eine riesige Brache hätte zudem die Chance, ein Stück Stadt zu werden und ein bestehendes Viertel durch eine lebendige Funktion zu bereichern.

Stadt in Sicht

Wir wissen alle, dass dieser räumliche Wechsel die Rettung aus der ewigen IWZ-Standortkrise bedeuten könnte. Denn die hiesige Atmosphäre ist alles andere als urban und nicht gerade erlebenswert. Umzingelt von Park- und Sportplätzen, Lagerarealen und Zubringerstraßen bietet das IWZ vor allem eins: düstere und verlassene Ecken mit lichtscheuen Gestalten, die das Pfefferspray nach Einbruch der Dunkelheit zu einem wesentlichen Heimweg-Utensil machen. Es gibt weder einen kleinen Park, noch ein nettes Café, geschweige denn einen Modellbauladen oder eine Fachbuchhandlung in nächster Nähe – ein Zustand, der nach Veränderungen lechzt.

Aber ist die Fakultät für Architektur überhaupt von den Umzugsplänen betroffen? Unser Altbau wurde ja neulich erst auf ganz besondere Weise saniert. Nun soll auch der gelb-blaue Koloss in unserem Rücken aufgemöbelt werden und in diesem Sinne wird tatsächlich nicht über eine temporäre Ausweichmöglichkeit, sondern über den langfristigen Standort Südstadt verhandelt. Und wenn das IWZ umzieht, gehen die Architekten mit – alles andere wäre absurd.

Auch wenn Kalks Bezirksvertretung strikt gegen einen Standortwechsel der FH ist – der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW hat bereits Grundstücke auf dem Südstadt-Areal erworben und noch in diesem Monat wird gemeinsam mit dem Innovationsminister Andreas Pinkwart und der Hochschule über detaillierte Pläne beraten. Aber um den Hoffnungsschimmer vor einer euphorischen Wallung zu bewahren, sollten wir der frohen Botschaft mit Realismus begegnen. Denn zunächst einmal müssen Einigungen getroffen, ein Architektur-Wettbewerb ausgelobt und Häuser gebaut werden. Kurzum, fünf bis sechs Jahre werden mindestens vergehen, bis die Kartons erneut gepackt werden können. Bis dahin heißt es: nicht unterkriegen lassen und die Zähne zusammen beißen – mit einem Quäntchen Vorfreude und guten Vorsätzen in punkto Eigeninitiative.

Inci Yilmaz

Die Autorin studiert Architektur an der Fachhochschule Köln. Sie ist Mitglied der studentischen Redaktion A:JUGEND

Lesen Sie auch zum Thema:

Wie geht’s weiter?

08.12.2008

Der Masterplan für die Innenstadt ist fertig, er wurde der Stadt übergeben. Was geschieht nun damit?

Planung für die Zukunft?

03.09.2008

Der Masterplan für Köln im Überblick und im Detail

Kölner Konstrukt

05.09.2008

Ein Kommentar zum Masterplan

Weiterführende Links…

>
Der Masterplan für Köln im Netz

„Masterplan Innenstadt Köln“

Rechte: Albert Speer & Partner

Interventionsraum „Innerer Grüngürtel“

Rechte: Albert Speer & Partner

„Vertiefungsbereich südliche Innenstadterweiterung /Parkstadt“

Die Aufgabe des Güterbahnhofes und die Verlagerung des Großmarktes ermöglicht die schon seit Jahrzehnten geforderte Erweiterung des innerstädtischen Grüngürtels bis zum Rhein.

Rechte: Albert Speer & Partner

Statt Stadtrandatmosphäre bald erweiterte Innenstadt und Hochschulcampus? Das Großmarktareal in der Kölner Südstadt.

1 Kommentar

Ich bin als Ingenieurabsolvent genau gegenteiliger Meinung als die Autorin! Es geht um mehr als nur eine simple Verlagerung einer Einrichtung. Offensichtlich kennt die Verfasserin nicht mehr die Vorlesungen und Arbeiten von Prof. Prinz dazu. Im Gegenteil müsste man die FH als Campus komplett als gegenpol ins Rechtsrheinische verlegen! Es gibt mehrere Gründe, nur einen will ich hier nennen: Billiger Wohnraum für Studenten – Laut Rektor die Durchlauferhitzer…