Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Der Masterplan für Köln

Die bisherigen Planungen für die sieben Interventionsräume im Detail, wie sie beim 3. Innenstadtforum am 22. August 2008 vorgestellt wurden. Die Pläne werden überarbeitet und das E…

Die bisherigen Planungen für die sieben Interventionsräume im Detail, wie sie beim 3. Innenstadtforum am 22. August 2008 vorgestellt wurden. Die Pläne werden überarbeitet und das Endergebnis beim 4. Innenstadtforum am 6. November 2008 präsentiert.

Stadträume

Der Rhein ist die bedeutsamste Entwicklungsachse für Köln, deshalb ist der Stadtraum Rhein ein „extrem wichtiger“ Interventionsraum. Mit dem Rheinboulevard wird hier ein erster Rundweg entstehen, den AS&P gerne nach Norden und Süden erweitern möchte. Fußgängerbrücken auf Höhe der Bastei und des Ubierrings – eine alte Idee von Oswald Mathias Ungers – sollen dies ermöglichen. Auch wenn es kein vordringliches Ziel ist, sie bald zu realisieren, müssen die Brückenschläge doch gesichert werden. Aber auch bei der anstehenden Sanierung der bestehenden Rheinbrücken können schon Verbesserungen gerade für Fußgänger und Radfahrer geschaffen werden. In Erweiterung der Planungen für den Rheinboulevard schlagen die Städteplaner auch eine Machbarkeitsstudie für den Rheinpark vor – hier soll ein neues schlüssiges Gesamtkonzept erarbeitet werden, eventuell mit einem „Haus des Rheins“ als zentralem Punkt.

Auch die Ringe haben die Planer genauer betrachtet, eigentlich eine „faszinierend großstädtische Straße am Rande der City“, die aber kein einheitliches Gesamtbild aufweist. Hier ist ein Gesamtkonzept besonders wichtig, nicht die gestückelte Vorgehensweise, wie sie bis jetzt praktiziert wurde. Insgesamt sollen die Ringe für Fußgänger attraktiver werden, was für den Ebertplatz schon mit einem ersten Testentwurf gezeigt wird: AS&P schlägt vor, die unangenehme Souterrainebene aufzugeben und den Straßenraum mit einer großzügigen Grünplanung zu fassen. Im Gegensatz zum Ebertplatz hat der Rudolfplatz bereits gewisse Verweilqualitäten, kann aber durch eine Änderung des Verkehrskonzeptes erheblich verbessert werden: So soll der Individualverkehr komplett über die Richard-Wagner-Straße geführt werden, über die Aachener Straße ausschließlich der ÖPNV.

Der innere Grüngürtel als dritter Stadtraum bietet heute ein „wildes, zerstreutes Bild“. Laut Masterplan soll hier eine bunte Folge unterschiedlicher Parktypen für mehr Grünflächen sorgen. Drei besondere Anziehungspunkte für die Bürger werden hierbei definiert: Im Norden der Freizeitbereich mit dem Schwimmbad, im Westen der Aachener Weiher und im Süden die Neugestaltung des Großmarktes. Wichtig für die Integration des Grüngürtels in die Stadt ist besonders die Durchlässigkeit in die einzelnen Viertel und zum Rheinufer.

Verkehrsräume

Die Nord-Süd-Fahrt bezeichnet Michael Dinter als „die beliebteste Straße Kölns – jeder schimpft über sie, aber jeder benutzt sie“. Als Relikt der autogerechten Stadt ist sie keine Stadtstraße und kann bei einer Beibehaltung der Verkehrskapazität auch niemals zu einer werden. Mit einfachen Maßnahmen kann hier jedoch Stadtraum zurück gewonnen werden: Schmalere Fahrspuren und weniger Abbiegespuren können mehr Raum für Fußgänger und Radfahrer schaffen. Die immer wieder geforderte Untertunnelung will AS&P nicht ausschließen, jedoch ist eine solche Lösung keinesfalls schnell zu realisieren und sorgt außerdem für neue Probleme, denn es müssen Rampen ins Stadtgebiet geführt werden. Als ein zentraler Punkt der Nord-Süd-Fahrt verdient das Opernquartier besondere Beachtung – mit dem Standort und dem Wettbewerbsergebnis zur Oper zeigen sich die Stadtplaner sehr zufrieden. Allerdings liegen Oper und Schauspielhaus abseits der Aufmerksamkeit, da sich der Strom der Innenstadtbesucher durch Hohe Straße und Schildergasse schiebt. Dem möchte das Büro AS&P entgegenwirken, die Fußgängerströme sollen besser verteilt werden, ein eigener „Kulturrundgang“ soll eingerichtet werden und – der kühnste Gedanke – das Gebäude gegenüber dem Weltstadthaus von Renzo Piano soll abgerissen werden. An dieser Stelle soll dann von einer Terrasse der Ausblick auf das Opernquartier möglich sein. Ein Gedanke, der vom Publikum im Saal mit spontanem Applaus quittiert wird, doch sind sich die Planer sicher, dass dies „ein Spielzeug ist, das man uns irgendwann wieder wegnehmen wird.“

Auch die Ost-West-Achse in Verlängerung der Deutzer Brücke hat AS&P betrachtet. Hier sollen vor allem die Querverbindungen in die Stadtviertel verbessert werden und gerade im östlichen Bereich zwischen Neumarkt und Deutzer Brücke für bessere Fußgängerüberwege gesorgt werden. Wichtig ist, das dominante Gleisbett der Straßenbahn besser in die Straße einzugliedern, damit es nicht als unüberwindbare Barriere erscheint. Für den Neumarkt und den Heumarkt sind vorläufige Probeentwürfe entstanden. Hierbei verschiebt sich der Neumarkt insgesamt etwas nach Norden, um den Verkehr ausschließlich an der Südseite vorbeizuführen – vorteilhaft für Fußgänger, da sich der Neumarkt dann direkt an die Einkaufszone anschließt und tatsächlich als Platz mit Aufenthaltsqualitäten genutzt werden kann. Beim Heumarkt muss akzeptiert werden, dass der Platz vom Verkehr zerschnitten wird, der südliche Teil soll jedoch „aufgeräumt“ werden, damit der Platz als Einheit erscheint, was allerdings schon dadurch geschieht, dass mit Fertigstellung der Nord-Süd-Stadtbahn viele Verkehrsflächen an dieser Stelle entfallen. Als Abschluss der Achse sehen die Planer eine Torsituation am Beginn der Deutzer Brücke. Dem Maritim-Hotel soll als klare Kante ein weiteres Gebäude gegenüber gestellt werden. Analog hierzu soll auch auf der gegenüberliegenden Rheinseite eine Torsituation entstehen, was bedeutet, dass auch das Lufthansa-Gebäude ein Gegenüber erhält. Hierzu müsste allerdings die Grünfläche angetastet werden, auf der die „heilige Kirmes“ stattfindet. Zwar lacht das Publikum an dieser Stelle, und doch scheinen die beiden Planer bei dem Gedanken, dieses Heiligtum einzuschränken, ernsthaft eingeschüchtert.

Bedeutsame Stadträume

In der Kernzone der Innenstadt ist eher eine kleinräumliche Entwicklung zu verzeichnen. Die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes bezeichnen die Planer als „sehr gelungen“, um den Dom machen sie sich keinerlei Sorgen, raten jedoch von einer kleinteiligen Bebauung dort ab. Im Gegensatz zu dem Areal um den Dom, muss der Breslauer Platz mit einer hohen Verkehrsbelastung zurechtkommen. Auch aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung der Deutschen Bahn ist das Gebiet hinter dem Bahnhof im Umbruch, deshalb können kaum Aussagen über die zukünftige Entwicklung – zum Beispiel über den möglichen Standort für ein DFB-Museum – getroffen werden. Für wichtig wird im Masterplan jedoch erachtet, eine Fußgängerverbindung direkt vom Bahnhofsausgang zum Rhein zu schaffen, sowie eine Zunahme des Bahnverkehrs und somit eine zusätzliche Bahnverbindung über den Rhein, einzuplanen.

Für Deutz sehen die Planer die Messe als Kopf einer Beziehung in Richtung Mülheim, eine Entwicklung, die sich in den kommenden Jahren fortsetzen wird. Der eigentliche Stadtteil sollte aber näher an den Bahnhof und die Messe heranrücken, hierzu ist eine Blockrandbebauung in Fortsetzung der Constantin-Höfe vorgesehen.

Straßenbaumkonzept

Im gesamten Aktionsraum, so die Planer, existiert kein einheitliches Straßenbaum- und Beleuchtungskonzept. Der Straßenraum lässt sich aber klarer ablesen, wenn es für bestimmte Straßen auch bestimmte Bäume sowie eine einheitliche Beleuchtung gibt. Deshalb soll hierfür ein Konzept erstellt werden.

Vera Lisakowski

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masterplan rhein

Der Interventionsraum Rhein. Hier soll durch bessere Fußgängerüberwege ein Rundweg geschaffen werden.

Rechte: Albert Speer & Partner

masterplan ringe

Der Interventionsraum Ringe. Zukünftig sollen die Ringe in ihrer Gesamtheit betrachtet werden.

Rechte: Albert Speer & Partner

foto ringe

Die Ringe – ein großstädtischer Boulevard?

Gebäude Nord-Süd-Fahrt

Das Gebäude über der Nord-Süd-Fahrt möchten die Planer gerne zugunsten einer Aussichtsterrasse abreißen.

masterplan ostwest

Die Ost-West-Achse ist der zweite bedeutende Verkehrsraum in Köln, der vom Masterplan erfasst wird.

Rechte: Albert Speer & Partner

Kirmes

Die Planer zögern, ein Gebäude an den Rand des Kirmesplatzes zu stellen.

masterplan kernzone

Die Kernzone umfasst auch den Dom und den Breslauer Platz.

Rechte: Albert Speer & Partner

masterplan rechtsrhein

Auf der rechten Rheinseite stellt die Messe den Kopf einer Verbindung nach Mülheim dar.

Rechte: Albert Speer & Partner