Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

:rhein – „wohnen am strom“

‚Wir werden stadtbildergänzende herausragende Wohnarchitektur mit Metropolen-Anspruch schaffen“…

…so eröffnete Oberbürgermeister Fritz Schramma die Präsentation der Wettbewerbergebnisses „Wohnen am Strom“.

Der Rheinauhafen sei ein Beispiel, dass ein attraktiver Standort wie ein Magnet auf renommierte Unternehmen wirke. Die Ansiedlung von Microsoft und weiterer neuer Firmen sei aber nur ein Baustein. „Wir müssen am Fluss auch attraktive Wohnflächen schaffen“, so der Oberbürgermeister.

Ideen- und Realisierungswettbewerb :rhein – „wohnen am strom“

Mit einer Rekordbewerberzahl von 438 in der EU und der Schweiz zugelassenen Architekturbüros ist jetzt der Ideen- und Realisierungswettbewerb :rhein – „wohnen am strom“ entschieden worden. Das Vorhaben gehört zu den Projekten der Regionale 2010, die den Rhein als geografische Mitte der Region, als „Rückgrat Rhein“ herausarbeiten und fördern.

Schwerpunkte des Kölner Wettbewerbs waren zum einen die planerische Umsetzung der Lage am Wasser unter Aspekten wie Funktionalität, städtebauliche Einbindung, Realisierbarkeit, Innovation und Nachhaltigkeit, zum anderen die Erfüllung einer maximal möglichen Hochwasserschutzgarantie. „Wir haben mit Absicht keine Prototypen ausgewählt, die überall stehen könnten, sondern Projekte, die sich ganz besonders und ausschließlich an diesem bestimmten Ort befinden“, erklärte Prof. Annette Hillebrandt, Köln/Münster, bei der Bekanntgabe der Ergebnisse.

Mit einem bisher einmaligen Verfahren für sechs Standorte fand im Sommer 2007 der Wettbewerb statt. Die Auswahl der Projektflächen Langeler Damm, Cohnenhofstraße (Langel), Ulrich Haberland Haus (Stammheim), Stammheimer Ufer, Hohe Straße (Porz) und Krankenhaus Porz erfolgte vom Kölner Stadtrat. 120 Büros wurden durch Losentscheid zur Teilnahme ausgewählt. Die Jury unter der Leitung von Jan Störmer, Hamburg, ermittelte am 30.11. und 01.12.2007 für jede Projektfläche drei Preise – so summierten sich die Preisgelder insgesamt auf 122.000 Euro.

Die Preisträger: Kölner haben die Nase vorn!

„Und wer hat denn nun gewonnen?“ fragte auch Fritz Schramma. „Gibt es auch Kölner Preisträger?“ fragt koelnarchitektur.de.

Aber ja! Drei von sechs der ersten Preise gingen an Kölner Architekturbüros – die Kölner scheinen wohl doch eine besondere Affinität zu Ihrer Heimatstadt zu haben …

Die Auswahl zeigt, wie unterschiedlich mit der Ufer-Silhouette, vorhandenen Grünkorridoren oder Bestandsgebäuden umgegangen wird. „Das einzige, was alle Projekte gemeinsam haben, ist das Wasser. Jeder Standort hat seine eigenen Gesetze“, so auch Baudezernent Bernd Streitberger.

So bilden beim Projekt „Ulrich Haberlandhaus“ eine hohe Uferkante und der Schlosspark einen sehr prägnanten Ort am Ufer des Rheins. Das Konzept von MichaelBraum + Partner mit Leon Wohlhage (Berlin) und Reichwald Schultz Architekten, Berlin/Hamburg begreift die räumliche Gesamtsituation als Einheit und reagiert auf beide Aspekte: Die Neubauten orientieren sich in den Landschaftspark nach außen, die Wohneinheiten im Ulrich-Haberland-Haus öffnen sich hingegen nachbarschaftlich zum gemeinsamen Hof nach innen. Alle Gebäude stehen sowohl im Park als auch am Wasser, so dass nicht der Eindruck einer „zweiten Reihe“ entsteht.

rdarchitekten aus Köln hatten sich bei der „Cohnenhofstraße“ an die Maßstäblichkeit der Hofstrukturen, die kleingliedrigen Bauweisen des ehemaligen Fischerdorfes und den denkmalgeschützten Cohnenhof zu orientieren. Mit drei unterschiedlichen Bautypen konnte auf diese Bedingungen eingegangen werden: Introvertierte Hofapartments, dreiseitig orientierte Terrassenwohnungen und Patiowohnungen mit ungehindertem Ausblick auf den Rhein machen diesen Entwurf so abwechslungsreich.

Auch Peter Böhm Architekten (Köln) waren unter den Preisträgern. Für den Standort „Langeler Damm“ entschieden sie sich für eine Integration und Weiterentwicklung der vorhandenen Struktur. „Wir haben romantische Elemente in die Moderne übersetzt“, so Peter Böhm. Das Ergebnis ist ein winkelförmiger, 2-3 geschossiger Mauerwerksbau, zum neuen Hof orientiert und geöffnet zum Rhein.

Aus dem Raster fällt der Standort „Krankenhaus Porz“, da das Grundstück durch einen

großmaßstäblichen Krankenhauskomplex aus Waschbeton geprägt ist. „Eine Landmark musste her“, so die Preisträger brewittarchitektur aus Bielefeld. Die Idee: Ein 8-geschossiger Solitär im Landschaftspark, der allen Wohneinheiten Rheinblick und dem Krankenhaus die Stirn bietet. „Hängende Gärten“ als Gartenloggien ausgebildet, ermöglichen den Bewohnern die nötige Rückzugsfläche.

Wie geht man mit einer Lage am Deich um? Wie schafft man trotzdem den indirekten Bezug zum Wasser? Das Architekturbüro Wallner aus München setzt beim Standort „Stammheimer Ufer“ seine Häuser – ähnlich der Architektur in Hamburg auf Sockel, so dass alle Wohnungen über den Deich hinauskragen. Auf der zum Park geöffneten Seite verzahnt sich die fingerartige Bebauung mit der Grünfläche – eine völlig andere Charakteristik entsteht. Beide Typen zusammen bilden eine Art Stadtraum, verbunden durch Wege- und Blickbeziehungen.

„Über das Projekt von Michels Architekturbüro aus Köln für den Standort Hohe Straße haben wir am meisten diskutiert – auch kontrovers“, sagte Prof. Annette Hillebrandt.

Der Entwurf ist von der Idee geprägt, die historische Dichte der alten Rheindörfer mit ihren verschachtelten Gässchen und heterogener Struktur aufzugreifen. Die vorgeschlagene Bebauung von ineinander verschachtelten und differenziert gestalteten Einfamilienhäusern erreicht nicht nur eine ungewöhnliche Dichte, sondern trotz der geringen Grundstücksgröße eine Verschmelzung von Privatheit (in den Höfen und auf den sichtgeschützten Dachterrassen) und Offenheit.

Wie geht es weiter?

Baudezernent Bernd Streitberger ist optimistisch, dass zumindest ein Teil der Projekte bis 2010 auch umgesetzt sein wird. „Vier von sechs Grundstücken sind in städtischem Besitz, bei den anderen sind wir mit den Eigentümern in Verhandlungen.“ Jetzt sollen in einem nächsten schritt nach Investoren gesucht und die planungsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden. Hoffen wir, dass möglichst viele Projekte dann in einigen Jahren auch wirklich sichtbar sein werden!

Natalie Bräuninger

Lesen Sie auch zum Thema:

Unser Rhein soll schöner werden

Aufbruchstimmung am Rhein

Zur Internetseite der regionale 2010

Ulrich Haberland Haus

Den ersten Preis für den Standort ‚Ulrich Haberlandhaus ‚ in Stammheim gewannen MichaelBraum + Partner, Leon Wohlhage (Berlin) + Reichwald Schultz Architekten, Berlin/Hamburg

Cohnenhofstraße

rdarchitekten aus Köln orientierten sich beim Standort ‚Cohnenhofstraße‘ in Langel an den vorhandenen Hofstrukturen.

Langeler Damm

Peter Böhm Architekten (Köln) übersetzten für den Standort ‚Langeler Damm‘ romantische Elemente in die Moderne.

Krankenhaus Porz

Ein Landmark für den Standort ‚Krankenhaus Porz‘ wünschen sich brewittarchitektur aus Bielefeld.

Stammheimer Ufer

Das Architekturbüro Wallner aus München gewinnt für den Standort ‚Stammheimer Ufer‘ den ersten Preis.

Hohe Straße

Kontrovers diskutiert wurde der Entwurf von Michels Architekturbüro aus Köln für den Standort ‚Hohe Straße‘.

Oberbürgermeister Fritz Schramma sowie Baudezernent Bernd Streitberger mit den Preisträgern bei der Pressekonferenz am 7. Dezember 2007.

2 Kommentare

„Wir werden stadtbildergänzende herausragende Wohnarchitektur mit Metropolen-Anspruch schaffen“… das schafft Köln nicht mehr und bestimmt nicht H. Schramma o. Streitberger -bisherige Ausnahme Rheinauhafen-wäre unter den z.zt Verantwortlichen auch nicht möglich gewesen.

Die Siegerentwürfe entsprechen auf keinen Fall der ländlichen Gegend. Der Entwurf von Herrn Böhm ist nicht ein Hofckarakter sondern ein Festungsbau wie ein evt. Gefängnis. Weiterhin ist dieser Flachdachbau keine ordsübliche Bauweise. Hier hat der angeblicher Siegerentwurf total daneben gelegen. Weiterhin sollte man u.a. auch technische Wissen- schaftliche Gegebenheiten beachten: s.B. Kommunizierende Röhren !!!
Da aber hat jemand in der Universität nicht zugehört oder dieses Thema nicht begriffen.
Architektenpläne sind in diesem Fall nun mal Pläne aber nicht überdacht bzw. augereift. Höchstwahrscheinlich hat keiner von diesem Architecktenbüro sich genauestens über die Ortsgegebenheiten und gleichzeitig sich über die mögliche Lokistik zu diesem Grundstück informiert. Für diesen unausgereiften Vorschlag auch noch eine Siegerprämie zu erhalten von unseren Steuergeldern ist mit Verlaub unverschämt.