Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Auf die kölsche Art

Die Kölner Innenstadt wird neu geplant und die Wirtschaft zahlt dafür. Wie findet das eigentlich der Baudezernent?

Bernd Streitberger strahlt durchs Telefon. Alles sei „großartig gelaufen“, sagt er über den neuen Masterplan für Köln. Seit Ende August steht schließlich fest: Die Innenstadt wird neu geplant. Von keinem geringeren als dem renommierten Frankfurter Architekten Albert Speer, der bereits

in Städten wie Frankfurt Ordnung ins Stadtbild brachte. Zweifellos, Speer zählt zu den Besten seiner Zunft. Da kann man als Stadtbaudezernent schon mal ins Schwärmen geraten.

Die Wirtschaft übernimmt das Zepter

Doch das Kölner Stadtsäckerl ist leer und das nicht erst seit gestern. Streitberger hat aber trotzdem eine Lösung gefunden: Die Kosten für den Masterplan trägt der Verein „Unternehmer für die Region Köln“, der sich unter Federführung von Paul Bauwens-Adenauer gegründet hat. Der ist Präsident der Kölner Industrie- und Handelskammer und Frontmann des Vereins aus Wirtschaftsvertretern. Das heißt: Während in anderen deutschen Städten die Politik verantwortlich für Masterpläne ist, übernimmt in Köln plötzlich die Wirtschaft das Zepter.

„Das ganze war mein Vorschlag“

Mit dieser Lösung ist Bernd Streitberger nicht nur zufrieden. „Das ganze war sogar mein Vorschlag“, sagt der Stadtbaudezernent. Er habe gemeinsam mit Bauwens-Adenauer überlegt, wie die vielfältigen Probleme in der Innenstadt beseitigt werden könnten. Von Befangenheit der Auftraggeber will er nichts wissen. Der Plan werde schließlich von Speer und somit einer neutralen Person erstellt. Und das sei für ihn die Hauptsache.

Erst wird gesichtet, dann informiert

Wie das Team von Albert Speer nun den Masterplan in Angriff nimmt, darüber will das Architekturbüro in Frankfurt zurzeit keine Auskunft geben. „Unser Büro liegt voller Pläne und Material, die wir jetzt erst einmal sichten müssen“, sagt Michael Heller, der das Masterplanprojekt im Speer-Büro leitet und selbst in Brühl lebt. „Die Stadt Köln kenne ich gut“. Erst, so Heller, wolle man sich mit den Auftraggebern besprechen – mit dem Verein von Bauwens-Adenauer. Dann gebe es weitere Informationen für die Presse. Und für die Bürger. Ende Dezember ist ein offenes Forum geplant, bei dem jeder Gast sagen darf, was er vom Masterplan hält und von der neu gestalteten Innenstadt erwartet. Auch Streitberger ist dann eingeladen.

Der Verein „Unternehmer für die Region Köln“ informiert im Internet über den Masterplan.

Annika Wind

Stadtbaudezernent Bernd Streitberger. Foto: koelnarchitektur.de

Ein Sorgenkind ist die Nord-Süd-Fahrt schon lange – verlegt der Masterplan die Straße nun endlich unter die Erde? Foto: koelnarchitektur.de