Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Fotografie heißt Stellung beziehen

Meistens jedoch wird die Inszenierung von Architektur durch den Kunden vorgegeben. Auftraggeber, die Mader für eine Verkaufsbroschüre buchen, bestellen Fotos, die ‚amerikanisch, b…

Meistens jedoch wird die Inszenierung von Architektur durch den Kunden vorgegeben. Auftraggeber, die Mader für eine Verkaufsbroschüre buchen, bestellen Fotos, die „amerikanisch, bunt und knallig“ sein müssen. „Das ist so, das ist Werbepsychologie, da kann man nicht wie Bernd und Hilla Becher in einem dunstigen Licht fotografieren“.

Bei namhaften Architekturbüros kann man sich als Fotograf hingegen auf das Wesentliche konzentrieren. „Da kann es dann auch sehr schön sein, ohne eine bestimmte Lichtdramaturgie zu fotografieren. Je besser die Architektur, um so reduzierter kann man arbeiten.“

Arbeitet man gut mit einem Architekten zusammen, kommt vielleicht ein Folgeauftrag von der Baufirma. „Die wollen dann spektakuläre Fotos als Eyecatcher für ein anderes Publikum. Da muss man flexibel bleiben, wenn man davon leben will.“

Mader hat aber auch gelernt, sich seinen Kunden gegenüber zu emanzipieren. Neben dem Gewünschten bietet er seine eigenen Blickwinkel an – und hat damit Erfolg. Oftmals können sich Auftraggeber vorher nicht vorstellen, welche Kraft Bilder haben und wie sie, über Farbe und Perspektive hinaus, Inhalte transportieren und Aussagen treffen können.

Der Mensch als Feind des Architekten

Im Gegensatz zu Modellen und Animationen ist die Architekturfotografie meist menschenleer. Bedenkt man, dass Architektur für den Menschen geschaffen wird, ist diese Ausgrenzung umso erstaunlicher. Die fotografische Dokumentation kann den Geist des Architekten am reinsten vor der Übergabe wiederspiegeln. Das Wahrnehmen von unbefleckten Räumen in stimmigen Proportionen ist für Mader der erotischste Moment an Architektur. „Und die Leute, die da rumrennen, haben auch meistens das Falsche an“. Dennoch findet Mader es manchmal schade, dass die Fotografie nicht belebt und dadurch einschätzbarer in ihren Dimensionen wird.

Neben dem Anspruch an die klare Architektur und dem Willen, durch Kleidung und Frisur das Foto nicht in ein zeitliches Korsett zu stecken, hat die Menschenleere auch sehr pragmatische Gründe: „Fotografiert man auf Großformat, hat man schnell mal Belichtungszeiten von einer Minute. Das müssen die Leute erst mal mitmachen“. Entscheidet man sich für Personen, sollte man nach Möglichkeit Models engagieren, die richtig gekleidet und geschminkt sowie zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind. Dadurch entstehen Zusatzkosten, die vom Auftraggeber meistens nicht getragen werden.

Die Wiederentdeckung des Modells

Auch wenn das Fotografieren von Architekturmodellen Rainer Mader nach wie vor wenig Freude bereitet, hat er das Medium schätzen gelernt. „Das Modell und dessen Fotografie stellen eine wesentliche Kontrollfunktion für den Architekten dar.“ Durch die Fotografie wird dem Modell die Abstraktion durch den Maßstab genommen. So sind Maders Blickwinkel bei einem Architekturmodell meist identisch mit denen am fertigen Bau. Darüber hinaus ist für ihn die materielle Sinnlichkeit eines Modells durch eine Animation nicht zu ersetzen.

Der Traum vom eigenen Haus

Je länger wir uns in seinem Garten gegenübersitzen und mit leuchtenden Augen über Architektur unterhalten, umso lebendiger werden seine Geschichten und Anekdoten. Sein Werdegang hat ihn geprägt ohne dass er sich dabei untreu geworden ist. So hält er es auch mit seiner Fotografie. Das digitale Zeitalter hat für ihn das analoge noch nicht abgelöst. Trotz sensationeller Leistungen, verführt die digitale Fotografie zu unsauberem Arbeiten. „Man glaubt immer die Kontrolle zu haben, hat man aber nicht. Man hat zwar hinterher mehr Fotos aber auch mehr Fehler.“ So fotografiert Rainer Mader nach wie vor auf Diamaterial. Zur Weiterverarbeitung, Präsentation und Archivierung hingegen ist ihm der Computer zu einem treuen Weggefährten geworden.

Seine Liebe zur Architektur gab ihm schließlich auch das Vertrauen, die alte Schule zu kaufen und umzubauen. Auch wenn der Traum von einem selbst gebauten Haus nicht in Erfüllung gegangen ist, spürt man, dass er hier Ruhe für sich und seine Architekturfotografie gefunden hat.

Christoph Herkenrath

Mader_7

Kommandantur/Bertelsmann AG, Unter den Linden Berlin, Wintergarten mit einem ‚Deckengemälde‘ aus Flat-Screen-Monitoren

Mader_8

Portraitarbeit, Bootsvermieter Franz als Herr der Boote

Mader_9

IKB Deutsche Industriebank Düsseldorf, Anzeigenkampagne für den Leuchtenproduzenten Lichtplaner

Mader_10

Freie Arbeit, Lichtinstallation für eine Kirche in Turin, Italien