Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Die Zukunft der Bühnen

Neubau oder Sanierung? Ein gemeinsamer Bericht des Kölner Stadtentwicklungs – und Kulturdezernates beleuchtet mögliche Varianten.

Eine neue Oper am Deutzer Rheinufer oder die Sanierung des Riphahn-Baus am Offenbachplatz? Diese Frage beschäftigt seit Wochen die Kölner Kulturschaffenden jedweder Couleur.

Das Dezernat für Stadtentwicklung, Planen und Bauen und das Kulturdezernat haben nun gemeinsam eine Studie erarbeitet, die als Diskussionsgrundlage für die weitere Vorgehensweise dienen soll.

Veranlassung und Zielsetzung des Berichtes:

In seiner Sitzung am 25.03.2004 hat der Rat der Stadt Köln den Antrag zur „Zukunft der Kölner Bühnen unter Einbeziehung kultur-, stadtentwicklungs- und finanzpolitischer Aspekte“ beschlossen.

Der Rat ist der Auffassung, dass eine Generalsanierung der Bühnen der Stadt Köln oder alternativ ein Neubau der Bühnen am vorhandenen bzw. an einem alternativen Standort ein erklärtes kulturpolitisches Ziel ist. Da Kultur- und Stadtentwicklungspolitik in einem engen Zusammenhang stehen, sollen auch die strukturelle Neuordnung des Offenbachplatzes und die Tieferlegung der Nord-Süd-Fahrt in die Überlegungen einbezogen werden.

Die Verwaltung wurde beauftragt, die möglichen Varianten der städtebaulichen Neuordnung des Offenbachplatzes und eine mögliche Tieferlegung der Nord-Süd-Fahrt unter Beachtung der kultur-, stadtentwicklungs- und finanzpolitischen Zielsetzungen eingehend zu prüfen und hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf den städtischen Haushalt darzustellen. Die Untersuchungsergebnisse liegen vor und sollen als Entscheidungsgrundlage für das weitere Vorgehen dienen.

Sabine Surburg

Stadtplanungsamt

Im Folgenden liegen die jeweiligen Abschnitte des Berichtes und die gesamte Originalstudie als Download bereit:

Lageplan

Areal um den Offenbachplatz

Luftaufnahme

oper

modell

Die beiden Gebäude für die Bühnen, Großes Haus für die Oper und Kleines Haus für das Schauspiel, sind zusammen mit dem Pavillon für Gastronomie (ursprünglich ‚Opernterrassen‘) zwischen 1954 und 1962 nach Plänen von Wilhelm Riphahn entstanden.

14 Kommentare

Ich bin der Meinung, dass man sich für einen Neubau in Deutz entscheiden sollte. Ich habe wirklich noch nie so eine hässliche Oper mit entsprechend unattraktivem Vorplatz gesehen, wie in Köln. So etwas erscheint mir nicht sanierungswert.

Ich bin der Meinung, dass man diesmal die Chance nutzen sollte, etwas „besonderes“ zu schaffen, also ein mutiger Neubau oder Wiederaufbau der schönen alten Oper. Dann hätte Köln wieder eine der schönsten Opern der Welt. Eine Sanierung der jetzigen Oper ist nur rausgeschmissenes Geld.

Der BDA Köln kann die klare Positionierung des Kölner Baudezernenten für einen Erhalt und Sanierung der Kölner Opernkomplexes nur begrüßen und unterstützen:
Der Offenbachplatz mit Oper (1954-57), Schauspielhaus (1960-62) und Opern¬terrassen (1957-58) ist neben der Anlage von Hahnenstraße und Gerlingkomplex eine der wirklich großen städtebaulichen Maßnahmen im Kölner Innenstadt¬bereich nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Entscheidung für dieses Kulturzentrum inmitten einer noch weitgehend zerstörten Innenstadt wurde 1951 im Kölner Rat einhellig getroffen, weil man übereinstimmend die Notwendigkeit sah, ein kulturpolitisches Aufbruchssignal zu setzen und mit der Anlage des Offenbach¬platzes einen großen Komponisten und Sohn der Stadt zu ehren. Architektonisch gefaßt wurde der Opernkomplex mit qualitätvollen Bauten der Architekten Riphahn und Wilhelm Koep (u.a. die Operngarage, der Antoniterhof, die Gebäude der Concordia und des Deutschen Herold, die Schweizer Ladenstadt und das Haus Schwabenland), von denen einige mit Architekturpreisen ausgezeichnet wurden (z.B. die Gebäude von Riphahn gegenüber der Oper an der Nord-Südfahrt für die Versicherungen Concordia und Deutscher Herold).
Ohne Zweifel kommt dem Opernkomplex mit dem Offenbachplatz aufgrund seiner Enstehungsgeschichte aus bauhistorischen Gründen, vor allen Dingen aber wegen seiner städtebaulichen und architektonischen Qualitäten innerhalb eines geschlossenen Ensembles hohe Bedeutung für das Erscheinungsbild der Kölner Innenstadt zu. Dabei verfügt der eigenwillige Bau des Opernhauses mit seinen 1346 Zuschauerplätzen über hervorragende Sichtverhältnisse und eine gute Akustik und zählt deshalb bis heute zu den besten Musiktheatern Deutschlands. Baugeschichtlich bedeutsam ist die versetzte Anlage der Balkone in der Kölner Oper – die erste konsequente Anwendung des 1951 für die Londoner Royal Festival Hall entwickelten Logenprinzips in der Geschichte der Theaterarchitektur.
Überlegungen, das Gebäude zwar zu erhalten, aber umzunutzen, hält der BDA Köln deshalb für abwegig. Die Stadt besitzt in diesem Ensemble ein städtebauliches und architektonisches Zeugnis der frühen Nachkriegszeit von nationalem Rang, das sich Köln unbedingt erhalten sollte. Ein Abriß oder eine Umnutzung würde das angekratzte Image Kölns als Kulturstadt ein weiteres Mal beschädigen und käme einer architekturgeschichtlichen, städtebaulichen und kulturpolitischen Bankrotterklärung gleich.
Das sicherlich wünschenswerte ergänzende Bühnenangebot für experimentelle Opernprojekte, Musical, Operette, Singspiel, Jugend- und Kinderoper eventuell auch Kammermusik wäre mit seinem ganz anderen Anforderungsprofil dagegen sinnvoll nur in einem Neubau zu realisieren.

Alle Städte Deutschlands, haben in der Vergangenheit ausnahmslos gute Erfahrungen mit Rekonstruktionen historischer Stadtbild prägender Architektur gemacht. Köln hatte eines der schönsten Opernhäuser der Welt. Es bleiben also zwei mögliche Varianten unter o.g. Gesichtspunkten übrig.

Variante I – Endlich komplette Tieferlegung der Nord-Süd-Fahrt, Neugestaltung eines offenen mediterranen Platzes darüber und an jetziger Stelle eine Rekonstruktion der historischen wunderschönen Oper mit Hilfe eines oder mehrerer Fördervereine (Vorbild Frauenkirche, Semperoper, Frankfurter Oper)
Variante – Ein in seiner Gestaltung einmaliger Neubau am Deutzer Rheinufer. Hierfür braucht es jedoch viel mehr als das bisherige Verständnis von Neubauten und die Auffassung innovativer Konzepte.

Also ich weiß nicht, ob der BDA Köln wirklich enst meint mit der Erhaltung der jetzigen Oper am Offenbachplatz oder ist es nur schlechter April-Scherz. Entweder hat er keine Ahnung von Architektur oder ist von den „Riphahn-Erben“ bestochen worden.

Köln sollte froh sein, dass das Gebäude endlich baufällig ist, denn es gehört abgerissen und sonst nichts. Das hässliche Ding ist nicht wert, saniert zu werden und alle angeblich possiven Dinge, die eigentlich selbstverständlich für jede Oper sind, werden auch in einem Neubau realisiert.

Wir, eine private Initiative Kölner Bürger mit bisher 228 Unterzeichnern erklären ausdrücklich, dass wir den Opern-Bau von Wilhelm Riphahn für ein wichtiges und ausdrucksstarkes Denkmal der Kölner Baugeschichte halten und uns für eine Renovierung des Gebäudes einsetzen. Damit verbinden wir auch seine Nutzung als Spielstätte (nicht unbedingt nur für Opern, aber das war ja auch in der Vergangenheit nicht der Fall) und eine sowohl funktionale wie ästhetisch befriedigende Lösung des städtischen Umraums.
Für die Initiative zeichnend:
Michael Zepter und Walter Vitt

Es wäre fatal, Stadtplanung und Stadtbildgestaltung anhand privater Geschmäcklerei Marke „Find ich schön – find ich schrecklich“ zu gestalten. Wilhelm Riphans Opernhaus und das ganze Ensemble des Offenbachplatzes sind Geschichtszeugnisse von höchstem Rang, dokumentieren sie doch geradezu fanalhaft nicht nur den Willen der Stadt Köln zum Wiederaufbau sondern auch den städtebaulichen Gedanken, in das enge Straßennetz der Innenstadt durch ein groß angelegtes Kulturforum ein Element der Weite, einen der wenigen wirklich großen innerstädtischen Plätze hineinzubringen.
Geschmack ändert sich viel zu schnell um damit Stadtplanung betreiben zu können oder auch nur ansatzweise fundierte Architekturkritik leisten zu können. Wer den Opernhaus-Abriß auf der Basis „ist scheußlich“ fordert (Elke Heidenreich u.a.) argumentiert auf dem Niveau eines Museumsbesuchers, der vor einem abstrakten Gemälde „Das soll Kunst sein? Das kann ich auch!“ sagt. Vor fünfzig Jahren wurden überall die heute so beliebten Gründerzeithäuser abgerissen. Sie galten weithin als künstlerisch wertlos und als häßlich. Wollen wir uns heute den selben Fehler wieder erlauben und ein Denkmal einer abgeschlossenen und hochspannenden Epoche vernichten, auf der Basis so veränderlicher Werte wie „häßlich“ und „schön“? Die nächsten Generationen würden uns einen Opernhaus-Abriß nicht danken.

Die ganze Diskussion die sich um die Oper Köln dreht, besteht eigentlich nur aus zwei Komponenten. Die Oper ist für Köln ein Herzstück und MUSS bleiben auf der einen Seite und die Oper ist HÄSSLICH auf der anderen.
Die einzig richtige Frage: Wie kann die Oper bleiben UND schön sein? Dass die Qualitäten der Oper nicht hinreichend wahrgenommen werden, ist ein Grundproblem der Oper. Aber auch, dass die Architektur aus dieser Zeit heute als hässlich wahrgenommen wird.
Lösungsansatz:
1. die Fläche vor der Oper muss so gestaltet werden das die Bedeutung der Oper kenntlich wird.
2. Um die geschichtliche und kulturelle Bedeutung der Oper sichtbar zu machen ist auf dieser Fläche ein Schlüssel nötig.
Dieser Schlüssel könnte z.B. ein Brunnen sein im Stile von Tinguely, der u.a. auch für den Brunnen vor dem Centre Pompidou schuf. Allerdings stelle ich mir eher einen Brunnen vor der Träume produziert; für eine genauere Beschreibung würde hier wohl der Platz zu eng. Wichtig wäre jedoch, dass es ein Spielbrunnen wäre und die Maschinen erst mit dem Menschen ein wunderschönes Bild ergeben würden.
Aber warum so ein Brunnen? Riphahn hat seine Oper als Traumfabrik entworfen, ein Merkmal das hat heute kaum noch wahrnehmbar ist und eine Verstärkung benötigt um heute verstanden zu werden. Wenn dieser Brunnen an den Seiten aus dem Schutt Kölns von Kölnern aufgebaut würde, wäre es leichter einen Bezug herzustellen, zu dem was diese Oper für Köln ist. Um diesen Inhalt zu verstärken könnte ich mir auch eine Umbenennung der Oper Köln zu „die träumende Oper von Köln“ vorstellen.
Auch die Nord-Süd-Fahrt ließe sich mit einer künstlerischen Gestaltung zum Thema Verkehr in diese Fläche einbinden.
Zuletzt: Bei der Sanierung der Oper gibt es zwei Möglichkeiten: 1. So wie es war. 2. So wie Riphahn seine Intention mit heutigen Mitteln umgesetzt hätte (natürlich unter den Aspekten des Denkmalschutzes). Ein schwieriges Stück Arbeit, aber nur dann macht es Spaß.

Falls ein Neubau finanzierbar sein sollte, gibt es meiner Meinung nach nur eine vernünftige Lösung und die heißt: Neubau! Wer diesen „Kasten“ mitten in der Stadt für erhaltenswert findet, der sollte sich mal andere Opernhäuser ansehen, die in anderen Städten stehen und wird daraufhin ganz schnell seine Meinung diesbezüglich ändern. Eine Sanierung des alten Gebäudes ist verschwendetes Geld und diesr erdrückende Schandfleck bliebe der Stadt Köln erhalten. Vielmehr sollte dieser Ort wieder Besucher anziehen und an Zeiten der alten Oper anknüpfen. Ich hoffe, dass die Stadt Köln diese einmalige Chance nutzt um einen attraktiven Platz zu gestalten, der zum verweilen einladen wird.

Nicht das Haus sollte abgerissen werden, sondern die unfähigen Betreiber des Hauses rausgeschmissen!
Für mein Buchprojekt „So machen wir Oper“, waren nicht mal Spielpläne aus den Jahren 1962/63 erhältlich. In Zürich ist seit 1920 jede Opern-Inszenierung aufgelistet!

Die Kölner Oper ist, wie auch viele andere Bauten der Nachkriegszeit, ein Zeichen der abgrundtief hässlichen Architektur der 50er und 60er Jahre, die aus Köln den architektonischen Flickenteppich gemacht hat, den wir heute vor uns sehen. Anstatt das historische Opernhaus am Rudolfplatz wieder aufzubauen (die Fassade war ja weitestgehend erhalten geblieben), hat man sich für eine Lösung entschieden, die heute ähnlich wie die zeitgleich enstandene Nord-Süd-Fahrt das Stadtbild verschandelt. M.E. sollte die Oper abgerissen und an originaler Stelle die klassizistische alte Oper wieder aufgebaut werden. Ähnlich wie der Wieseraufbau des Stadtschlosses in Berlin oder der Dresdner Frauenkirche wäre das ein richtige Symbol um das Kölner Stadtbild in wieder in die richtige Richtung zu korrigieren.

Der BDA hat eben leider genug Architekten, die eben z.b. auch die netten langweiligen Einfamilienhäuser mit Krüppelwalmdach entwerfen und eines dem anderen gleicht. Von daher kein Wunder dass man sich da für den Erhalt unsere Kölner „Plattenbau“ Oper einsetzt, anders kann man das Gebäude gar nicht beschreiben. Wenn ich über den Offenbachplatz laufe, habe ich manchmal gar nicht das Gefühl, dass ich über den Boden einer westlichen Industrienation in einer der größten Städte des Landes laufe. Beruflich bin ich oft in Frankfurt und München – dort lacht man wirklich schon über unsere Kölner „Traumoper“.
Und mal ganz ehrlich: Wieso sind die Opernplätze in Berlin, Frankfurt oder Dresden so Menschenvoll? Weil hier eben eine klassische, schöne zeitlose Architektur zu finden ist, die zum Verweilen einlädt, wie man es von Weltklasse Opernhäusern gewohnt ist. Daher hoffe ich auch das dieses hässliche Ding abgerissen wird. Ich kenne solche Architektonische Schandflecken wirklich nur aus den Medien, wenn z.b. über den ehem. Ostblock berichtet wird. Zum Glück tut sich ja wenigstens an vielen anderen Straßen im Zentrum Kölns einiges, damit diese unliebsamen Gebäude der Nachkriegszeit nach und nach verschwinden.