Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Das schönste Baustellenfoto 2016

Ein 1. Preis: Ute Reuschenberg, Sanierung der Bühnen Köln

Trommelwirbel: Als feierlichen Abschluss des koelnarchitektur-Jahres dürfen wir heute die Sieger unseres Baustellenfotowettbewerbs präsentieren. Ganz besonders freuen wir uns, weil wir sie aus einer Auswahl wirklich phantastischer Bilder auswählen durften. Herzlichen Dank dafür allen Teilnehmern.

Ein schöner Nebeneffekt war für uns darüberhinaus, dass sich in der Zusammenschau aus den Bildern, die uns in den letzten zwei Wochen erreicht haben, fast schon eine Art Jahresrückblick mit integrierter Vorausschau auf 2017 ergab – doch dazu später mehr.

Und dies sind die Sieger, die die Jury bestehend aus der Architektin Judith Kusch und dem Architekturfotografen Stefan Schilling sowie der Redaktion von koelnarchitektur gekürt hat:

Die 1. Preise

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Ein 1. Preis: Baustelle Ottoplatz © Natascha Rohde

Natascha Rohde: „Entstanden ist diese Aufnahme während der Bauphase zum Ottoplatz in Deutz. Da gab es zwischenzeitlich viele Varianten der Verkehrsführung, und irgendwann konnte man alle Varianten gleichzeitig sehen. Im Detail betrachtet hätte Mondrian seine wahre Freude daran gehabt…“

Und das sagt die Jury

Stefan Schilling: Im Chaos eine Struktur entdeckt und die Schönheit freigelegt. Dem Baustellenthema einen eigenwilligen und neuen Aspekt durch aufmerksames Sehen hinzugefügt. Im Gesamtranking sehe ich diese Aufnahme wegen ihrer Qualität des fotografischen Sehens auf dem ersten Platz – manchmal ist es doch gut, den Blick zu senken.

Barbara Schlei: Schichtenweise Hinweise.

Judith Kusch: Schön grafisch, geschichtet und super aktuell

Uta Winterhager: In der Praxis und im Tempo des Verkehrs kaum mehr lesbar wird diese Zeichnung auf dem Foto zum Kunstwerk. Ein Bild, das ich extrem gerne selbst gemacht hätte!

Ein 1. Preis Sanierung Oper Köln © Ute Reuschenberg

 

Ute Reuschenberg: Der erneute Aufbau eines kleinen Gerüst erschien mir neulich wie eine Performance, etwa unter dem Titel „still working“….
Ich bin großer Fan der Nachkriegsmoderne und habe mich damals sehr über die Rettung des Riphahn-Baus gefreut. Trotz des unschönen Theaters um die Sanierung dieser Ikone würdige ich sie fast täglich – von meinem Bürofenster aus 🙂 Das Spiel von Licht und Schatten auf den Fassaden oder die erleuchteten quadratischen Fensterchen bei Nacht: einfach toll. Auch wenn es nach ein langer Weg ist: Ich freue mich schon heute auf mein erstes Theatererlebnis im schicken Fifties-Schmuckstück. Und vielleicht fällt das ja sogar in die weihnachtliche Rauschgoldengel-Zeit…

Und das sagt die Jury

Stefan Schilling: Ordnung durch und im Ausschnitt: Alle Elemente fügen sich zu einer Choreographie vor und mit der Betonkulisse.

Barbara Schlei: Ein Foto komponiert wie ein Gemälde …

Judith Kusch: Melancholisch im Ausdruck, toll in den Proportionen und ganz ruhig.

Uta Winterhager: Manchmal genügt ein kleiner Ausschnitt und es ist klar, um welches Bauwerk es sich handelt – man muss ihn nur finden. Hier ist es die Schräge und wir wissen, es ist die Oper. Das ist der perfekte Ausschnitt, der perfekte Moment und der perfekte Standort.

Und in der Profi-Klasse gewann Christoph Seelbach mit dieser Aufnahme aus dem Gerling-Quartier:

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1. Preis in der Profi-Klasse: Die Gerling Betriebskapelle © Christoph Seelbach

Christoph Seelbach: die kleine alte Gerling-Betriebskapelle wehrt sich auf dem Foto so tapfer gegen die großen Neu- und Umbauten des Gerling-Quartiers. Mir kommt es ein bisschen so vor wie der Kampf Davids gegen Goliath. Doch keiner von beiden hat gewonnen. Beide haben ihre Eigenständigkeit behalten. Die Kapelle liegt zwar klein und versteckt zwischen den Neubauten und wird zumindest von der Südseite her kaum wahrgenommen. Aber die jetzige Galerie bildet ein wahres Kleinod innerhalb des neuen Quartiers. Deshalb ist dieses Motiv mein liebstes Baustellenfoto.

Und das sagt die Jury

Stefan Schilling: Ein besonderer Moment dieser Kapelle, der diese freigelegt und in einer in feinen Grautönen sorgfältig gesetzten Fotografie zeitlos gewürdigt wird.

Barbara Schlei: Eine ganz besondere Momentaufnahme und eine wunderschöne Farbstimmung. Der unwiederbringlich verstellte Blick auf die Kapelle aus dieser Perspektive erzählt eine ganze Geschichte.

Uta Winterhager: Mitten in Köln und mitten im Gerling-Quartier: Wie könnte man besser festhalten, was hier passiert ist?

Die zweiten Preise

Zwei punktgleich bewertete Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Lorber Paul Architekten und Barbara Schoog belegen die zweiten Plätze bei den Amateuren.

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Ein 2. Preis: Umbau Heilandkirche Bonn-Mehlem © Alis Haxhi / Lorber Paul Architekten BDA

 

Gert Lorber/Lorber Paul Architekten: Projekt: Umbau Heilandkirche Bonn-Mehlem

Und das sagt die Jury

Stefan Schilling: Rauhe Baustellenatmosphäre in sw: Der Mann baut den Grund zurück auf dem er steht…

Barbara Schlei: Ich mag bei diesem Foto besonders den Kontrast zwischen der harten Abeit am groben Boden und den feinen Linien der lichten Glasfenster im Hintergrund.

Uta Winterhager: Nichts gestellt, nichts inszeniert, außer dem Verzicht auf Farbe nichts nachbearbeitet und doch so ein kraftvolles Bild. Gut, wenn man das Handy griffbereit hat!

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Ein 2. Platz: Abriss der alten Stadtsparkasse am Rudolfplatz © Barbara Schoog

Barbara Schoog: Ein Lieblingsphoto: Abriss der alten Stadtsparkasse am Rudolfplatz 2009.

Und das sagt die Jury

Stefan Schilling: die Muster des Alteisens wiederholen sich in den Kratzspuren des Greifers

Judith Kusch: auch wenn dieses Bild am wenigsten „Baustelle“ eher Werk-/-zeug  thematisiert, finde ich es einfach sehr schön – mein persönlicher Favorit.

Uta Winterhager: Was auch immer das ist – ich kann noch nicht einmal genau sagen was für ein Maßstab es ist – es ist eine sehr schöne Grafik. Besonders freut mich, dass Barbara Schoog, die keine Architektin sondern Psychologin ist, ein Auge für derartige Situationen hat und noch dazu bei unserem Fotowettbewerb teilgenommen hat!

Wir gratulieren allen Preisträgern ganz herzlich – die Päckchen sind unterwegs!

Was am Ende des Jahres noch zu sagen bleibt

Uns hat es sehr gefreut, dass sich aus der Betrachtung der Bilder unserer Preisträger tatsächlich eine schlaglichtartige Zusammenfassung des vergangenen Jahres ergeben hat. So blicken wir gerne auf ein ereignisreiches Jahr zurück und freuen uns auf das, was uns 2017 – gedacht, geplant, gebaut und natürlich fotografiert – erwarten mag.

Loswerden möchten wir aber auch ein großes Dankeschön: Bei Ihnen, unseren langjährigen Leserinnen und Lesern, und allen die uns im letzten Jahr begleitet und auf unterschiedlichste Art und Weise unterstützt haben – den Kooperationspartnern, allen Förderern und Sponsoren und nicht zuletzt den Autorinnen und Autoren: Vera Lisakowski, Ira Scheibe, Katja Hasche, Ragnhild Klußmann, Annette Krapp und Felix Feldhofer.

Wir wünschen Ihnen und Euch allen ein schönes Weihnachtsfest und ein ebenso glückliches wie schaffensfreudiges Neues Jahr!

Bis zum 8. Januar 2017 verabschiedet sich die Redaktion nun in die Weihnachtsferien. Danach sind wir wieder da und versorgen Sie wie gewohnt jede Woche mit Interessantem und Neuem über Architektur und Stadtplanung aus und für Köln.

Uta Winterhager und Barbara Schlei

 

2 Kommentare

Jedes Foto weist für mich etwas Kontemplatives und Meditatives auf! Oper Köln: die Schräge grenzt den Himmel vom Beton ab – grenzt den Himmel von der Erde ab… die Schräge führt den Blick sowohl in den Himmel, als auch in die Realität des Hier und Jetzt. Kleine Kapelle: Wie zart und harmonisch in den Farben zeigt sich die raue Wirklichkeit. Klein, aber mit größerer Schönheit, zeigt sich die alte Kapelle. Dem Foto tut die Farbe gut . Abriss am Rudolfplatz : Das Foto zeigt fasst einen Krimi…

Als ich heute Morgen das Foto von Ute Reuschenberg sah, war ich begeistert, dieses zierliche Bauarbeiter Gestell an der markanten Betonfacade und der Ausschnitt von Himmel mit Wolken dahinter. Auf mich wirkt es fröhlich und melancholisch zugleich, ein tolles Foto. Alle anderen Fotos sind auch klasse, Danke für diese gelungene Wettbewerbsidee.