Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

„Der Entwurf überrascht mit einem genialen Gedanken.“

Volker Staab gewinnt den Wettbewerb für die Historische Mitte

PRESSEMITTEILUNG DER STADT KÖLN: Für den Gebäudekomplex der Historischen Mitte, der auf der Südseite des Kölner Doms entstehen soll, ist ein architektonischer Entwurf gefunden. Im Rahmen eines europaweit ausgeschriebenen Wettbewerbs hatten 31 renommierte Planungsbüros Vorschläge für den neuen Kulturbaustein gemacht, der an prominenter Stelle am Kölner Roncalliplatz – in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kölner Dom – als Kooperationsprojekt von Stadt Köln und Hoher Domkirche zu Köln entstehen könnte.

Eine hochkarätig besetzte Jury, der auch Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Dompropst Gerd Bachner angehörten, hat die Entwürfe begutachtet und ist zu einem klaren Votum gekommen:

Mit dem 1. Preis wurde der Entwurf des Büros Volker Staab aus Berlin ausgezeichnet.

 

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Der Siegerentwurf für die Historische Mitte von Volker Staab, Berlin © Grafik Volker Staab

„Der Entwurf überrascht mit einem genialen Gedanken. Er öffnet die Passage des Roncalliplatzes, von der Westseite des Domes kommend, über die eigentliche Platzfläche nach Süden und schafft einen intimen Vorplatz, der drei solitäre Baukörper – das bestehende Römisch-Germanische Museum, den Neubau des Stadtmuseums und den Neubau des Kurien- und Studiengebäudes – verbindet und Besucher zentral zu allen Eingängen führt“, befand die Jury. Die extrem schlüssige städtebauliche Anordnung finde ihre Entsprechung im Inneren des Baukörpers. „Der Grundriss ist äußerst funktional und erfüllt mit einer Vielzahl von Synergien alle gestellten Anforderungen.“

Das Preisgericht unter dem Vorsitz von Julia Bolles-Wilson entschied, auf die Vergabe eines zweiten Preises zu verzichten und stattdessen zwei Büros mit einem dritten Preis auszuzeichnen. Die beiden dritten Preise gingen an die Architekten Caruso St John (London) und Durisch + Nolli (Maasangno). Anerkennungen erhielten die Büros Peter Kulka, (Köln) und Barkow Leibinger (Berlin).

Anstelle des Kurienhauses der Hohen Domkirche sowie des benachbarten Verwaltungsgebäudes des Römisch-Germanischen Museums könnte unter Einbeziehung des kleinen Parkplatzes an der Straße Am Hof ein Kulturbau entstehen, der die drei Institutionen Römisch-Germanisches Museum, Kölnisches Stadtmuseum und Kurienhaus mit Verwaltungsinstitutionen der Hohen Domkirche und dem Dombauarchiv in enger Nähe zusammenführt. Alle Institutionen stehen für die 2000-jährige Geschichte der Stadt Köln und bewahren wertvolle historische Schätze der Stadt und des Dombaus.

Über die Verbindung der drei Wissenschaftsinstitutionen könnte zugleich ein neuer stadthistorischer Forschungsstandort entstehen, der die international beachteten Sammlungen der drei Institutionen sowie ihre reichen Archiv- und Bibliotheksbestände besucherorientiert zugänglich macht. Insgesamt besteht damit die große Chance, die Historische Mitte Kölns nicht nur räumlich, sondern auch inhaltlich neu zu prägen.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker betont: „Durch diesen Kulturbaustein bietet sich eine Chance, die Domumgebung als Visitenkarte unserer Stadt endlich städtebaulich anspruchsvoll zu gestalten. Zudem haben wir durch den räumlichen Zusammenschluss von Römisch-Germanischem Museum, Stadtmuseum und Kurienhaus der Kirche in unmittelbarer Nähe zum Dom die einzigartige Möglichkeit, die besonderen Bezüge zwischen den beiden historischen Museen der Stadt und dem kulturellen Erbe der Hohen Domkirche hervorzuheben.“ Reker fügt hinzu, dieser Neubau könne zugleich einen attraktiven Auftakt zur „Via Culturalis“ bilden.

Die „Via Culturalis“ soll als bedeutsamer Stadtraum in den kommenden Jahren gestalterisch profiliert und damit stärker in den Fokus gerückt werden. Wer der knapp 800 Meter langen Wegstrecke zwischen dem Dom und der Kirche St. Maria im Kapitol folgt, stößt auf Schritt und Tritt auf kulturelle Highlights wie den ausgegrabenen Statthalterpalast aus der Römerzeit, das im Bau befindliche neue Museum über der Archäologischen Zone, das Historische Rathaus, das Wallraf-Richartz-Museum, den Gürzenich und schließlich St. Maria im Kapitol, eine der ältesten deutschen Kirchen, die auf den Fundamenten eines römischen Tempels erbaut wurde.

Dompropst Gerd Bachner erklärt: „Hier im Zentrum der Stadt, in der Umgebung des Doms, kommen Menschen aus aller Welt zusammen, hier zeigen wir unsere Geschichte. Daher ist es erfreulich, dass nun auf der Südseite des Domes eine ansprechende Architektur entstehen wird, die die Menschen zum Verweilen einlädt und sie für die Stadt und ihre Kathedrale begeistert. Mit diesem nun vorliegenden Siegerentwurf hat diese nun erstmals konkretere Formen angenommen.“

Der neue Gebäudekomplex soll knapp 14.000 Quadratmeter Nutzfläche umfassen. Die Entwürfe der Preisträger werden nun einer detaillierten Kostenprüfung unterzogen, bevor am Ende der Rat der Stadt Köln und das Metropolitankapitel der Hohen Domkirche Köln über den Bau entscheiden.

 

 

Ausstellungen

Die Ausstellung der Arbeiten der Preisträger ist vom 31. Oktober, 13 Uhr, bis einschließlich 4. November 2016 (außer an Allerheiligen am 1. November) im Lichthof des Spanischen Baus zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Montag, Mittwoch und Donnerstag 8 bis 16 Uhr, Freitag 8 bis 12 Uhr.

Die Ausstellung aller Arbeiten erfolgt vom 7. November bis 1. Dezember 2016 in der Magistrale des Stadthauses in Deutz, Willy-Brandt-Platz 2, 50679 Köln. Die Öffnungszeiten sind: Montag, Mittwoch und Donnerstag 8 bis 16 Uhr, Dienstag 8 bis 18 Uhr und Freitag 8 bis 14 Uhr.

 

Lesen Sie zum Thema auch Plätze, Gassen Solitäre die Betrachtung alles Preisträger des Wettbewerbs

 

red|uw

 

9 Kommentare

Stopp! Hat eigentlich schon irgendwer darüber nachgedacht, was mit der römischen Hafenstraße geschieht… Stand jetzt wäre sie überbaut, was nichts anderes als eine Katastrophe wäre!

Das stimmt so nicht ganz, wie man dem Auszug aus der Entwurfsbeschreibung von Volker Staab entnehmen kann: Die Stadtgeschichte Kölns kann nicht ohne die Römische Zeit gelesen und verstanden werden. Aus diesem Grund ist die Integration und Veranschaulichung der römischen Zeitschichten auf dem Areal von großer Bedeutung, da diese Originalfunde zudem am Originalfundort erlebbar sind und durch die Besucher im Verhältnis zu den später erfolgten Bauten gelesen werden können. Aus diesem Grund schlagen wir die Integration der römischen Hafenstraße in das neue Museumsensemble vor und führen diese an ihren originalen Fundort zurück. Die römische Hafenstraße wird in das gemeinsame Foyer des RömischGermanischen Museums und Stadtmuseums im Sockelgeschoss integriert. Von dieser Ebene wird zudem das Römische Hafentor unter dem Kurt-Hackenberg-Platz erschlossen, sodass diese Funde gemeinsam mit dem Dionysosmosaik eindrucksvoll die römische Zeitschicht aufzeigen. Durch die Rückführung an den originalen Fundort kann die Hafenstraße in Bezug zum römischen Hafentor gesetzt werden und bildet im Zusammenhang mit dem Tor ein eindrucksvolles Zeugnis der römischen Zeitschicht ab.

Das belebende Element und Highlight sind die drei Schirme, hoffentlich wird deren Bestellung nicht vergessen

Brave, langweilige Kastenarchitektur ohne Esprit und Charme. Auf das der langweiligste Entwurf gewinne, offenbar ein Kölner Grundsatz. Kulka und Kulka hatten wenigstens mit dieser „Gotik“-Fassade einen Hingucker. Armes, armes Köln…..

Hahaha – ja, genau, direkt neben dem gotischen Dom braucht es UNBEDINGT eine Neo_Neo_Gotik Fassade – schon klar. Urkomisch.

Köln ist eine Stadt mit mehr als genug ECHTEN historischen Highlights; der Staab-Entwurf ist klasse. Die Fassade hat auch eine Filigranität, die man nur sieht, wenn man sich das hochaufgelöst anschaut. Wer da von Beton redet, redet doch nur Unsinn… Die Fassade wird doch nicht aus Beton sein…

Was man viel eher diskutieren könnte: Warum saniert man nicht die bestehenden Gebäude – die sind im Prinzip architektonisch auch sehr gut und könnten klasse vitalisiert werden.

Die Schildbürger waren in Köln wieder am Werk: ein in weiten Teilen fensterloser Hochbunker vor dem Dom, innen mit dem (nicht vorhandenen) Charme einer Tiefgarage.
Ich bin fassungslos, das toppt alles bisher dagegewesene! The end is in sight.
Dabei gab es immerhin auch ganz schöne Entwürfe. Einmal der Entwurf von Caruso St John Architects, mit einer leichten, mit gotischen Elementen gestalteten, geschmackvollen Aussenhülle, ein Gebäude, das den Platz ziert. Oder der Entwurf von Kulka. Diesen Bau mit „geschichtsträchtiger Außenfassade“ kann man auch für ein Stadtmuseum halten. Andere Entwürfe könnnten genauso gut Bürohäuser sein oder eben Hochbunker oder Parkhaus.

Diesen Bau könnte ich mir als Behördenhaus auf einer Ausfallstraße oder in einem Gewerbegebiet vorstellen. Er hat nichts von dem, wonach unsere Innenstadt förmlich schreit und was eigentlich nur durch die Mittel der Architektur wieder erstehen kann: Menschlichkeit, Maßstäblichkeit, Vertrautheit. Der Entwurf greift zwar örtliche Gegebenheiten auf, aber leider jene, welche es vielen Leuten schwer macht, mit dieser Stadt warm zu werden.

Tut mir leid…

Wolfgang Stöcker

Dem in der Diskussion hier geäußerten Gedanken das Kuriengebäude zu erhalten, kann ich mich nur anschließen. Weshalb sollte dieser schöne Bau einfach verschwinden? Es wäre schade um diese gute Architektur. Es gibt sicher Ansätze und Lösungen das alte Gebäude für neue Zwecke aufzurüsten.