Die Geburtsstunde von JSWD Architekten im Jahr 2000 war ein gewonnener Wettbewerb – und zwar nicht irgendein kleiner, bescheidener, nein, es ging um nicht weniger als um den neuen ICE Bahnhof Messe Deutz. Gut, der wurde dann nie gebaut, aber seitdem ist das einstmals kleine Team aus Jürgen Steffens, Olaf Drehsen und Konstantin und Frederik Jaspert zu einem international gut aufgestellten Büro mit 85 Mitarbeitern herangewachsen.
Im Rotonda Business Club sind ausgewählte Projekte des Büros in Architekturfotografien zu sehen. Sie stammen von verschiedenen Fotografen, aber allen ist eins gemeinsam: sie gehen ganz nah heran an den Gebäudekörper, so nah, dass man die Haut sieht und zwar meistens nur die Haut, ohne einen Rückschluss auf die Gesamtform machen zu können. Ein Ausschnitt aus der Außenhaut des Gebäudes steht nun als selbstständiges, komplettes Bild vor unseren Augen. Das ist – ganz einfach schön.
Die Fassade kommt auf den Punkt
Und diese Schönheit ist natürlich kein Zufallsprodukt. Der Fassade als Vermittlerin zwischen Innen und Außen widmen JSWD Architekten besondere Aufmerksamkeit. „Bei jedem Gebäude sind die Architekten bestrebt, ein Thema auf den Punkt und die Fassade entsprechend zum Sprechen zu bringen“, schreibt der Berliner Autor Ulf Meier in seinem Büroporträt.
Ein Beispiel für eine solche sprechende Fassade ist das im Jahr 2010 in Darmstadt fertig gestellte Transferzentrum Adaptronik (TZA) des Fraunhofer-Instituts. Adaptronik steht für adaptive, also sich selbst anpassende Elektronik. Dieses Prinzip wurde auch der Fassade aus golden schimmernden Messingplatten eingepflanzt: Die Sandwichelemente reagieren auf die jeweiligen Lichtverhältnisse.
Eine ganz andere Bauaufgabe war 2013 das Seniorenwohnhaus der Cellitinnen in Düren. In der flächig geklinkerten Straßenfront erinnern zwei große Öffnungen an Kirchenfenster. Sie sind mit wellenförmigen, perforierten Aluminium-„Vorhängen“ versehen, die die dahinterliegenden Räume belichten und ihnen gleichzeitig Sichtschutz bieten.
Geschichten erzählen
„Häuser mit schützender, intelligenter und effizienter ‚Haut‘, die auch die Geschichte des Bauherrn erzählen soll,“ bauen JSWD, wie sie es in ihrer Ausstellungsbroschüre beschreiben. Beim ThyssenKrupp Quartier in Essen, das JSWD maßgeblich geprägt haben, ist der außen liegende Edelstahl-Sonnenschutz das Leitmotiv für die Corporate Architecture auf dem Campus artigen Gelände.
Für Mitarbeiter und Gäste gibt es hier einen „Raum der Stille“. Ein in den Hauptraum zu schweben scheinender Kubus wurde innen mit Titanschindeln verkleidet, und lädt mit dieser „fellartigen“ Anmutung den schweifenden Blick zum Verweilen ein.
Die Schau wurde bereits in München in der Architekturgalerie gezeigt, hier anlässlich der im JOVIS Verlag erschienen Monographie über JSWD. In Köln ist sie bis zum 02. April 2016 im Foyer des Rotonda Business Clubs zu sehen (Eingang Salierring 32, 50676 Köln).
Die Ausstellung zeigt Fotos von:
Christa Lachenmaier
Christian Richters
Armin Wenzel (für Ardex)
Karl Huber (für Strähle)
Felix Krumbholz
Thomas Lewandowski
Lukas Roth
Matthias Düro, a+a, Luxemburg
Hervé Abbadie, Frankreich
Fabio Mantovani, Italien
Rotonda Business Club
Salierring 32
50676 Köln
Öffnungszeiten: Mo. bis Do. 10 bis 18 Uhr, Fr. 10 bis 16 Uhr, nicht an Feiertagen
Ira Scheibe
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