Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Zwischenräume

Vor der Entscheidung: Die Finalisten des Wettbewerbs Koelnmesse 3.0

Schon im Mittelalter war Köln eine bedeutende Messestadt. Der innerstädtische Standort am Deutzer Rheinufer, wo 1914 die Kölner Werkbundausstellung stattfand, wird seit den 1920er Jahren als Messegelände genutzt. Für die Pressa, die 1928 mehr als fünf Millionen Besucher anzog, entwarf der damalige Stadtbaudirektor Adolf Abel mit den Rheinlandhallen, dem Staatenhaus und dem Messeturm markante Bauten, deren expressionistische Ziegelfassaden zum Gesicht der Messe wurden. Heute nutzt die Koelnmesse die denkmalgeschützten Gebäude nicht mehr selbst, sondern verfügt über ein kontinuierlich gewachsenes Konglomerat aus elf Hallen, in denen pro Jahr mehr als 80 Messen und Kongresse pro Jahr ausrichtet werden. Doch die Messe, die bereits heute ein wichtiger Faktor für den Wirtschaftsstandort Köln und den Stadtteil Deutz ist, expandiert weiter und plant bis zum Jahr 2030 600 Millionen Euro zu investieren, um das fünftgrößte Messegelände der Welt baulich und funktional den zukünftigen Bedürfnissen anzupassen.

Die planerische Grundlage für die Expansion der Koelnmesse, die so formulierte es der Messechef Gerald Böse, „das attraktivste innerstädtische Messegelände der Welt“ werden soll, bildet der 2014 aus einem Wettbewerb hervorgegangene Masterplan von ASTOC Architects and Planners, Köln. Darauf aufbauend lobte die Messe im Mai 2015 einen auf 20 Teilnehmer beschränkten zweiphasigen Hochbauwettbewerb aus. Nach der anonym durchgeführten ersten Runde verblieben noch sieben Teilnehmer für die zweite Phase des Wettbewerbs. Aus diesen sieben Entwürfen empfahl die Jury unter Vorsitz von Kaspar Kraemer am 22.12.2015 die Entwürfe von JSWD Architekten (Köln) und ingenhoven architects (Düsseldorf) noch einmal überarbeiten zu lassen, bevor im März eine finale Entscheidung gefällt wird.

 

Wettbewerbsaufgabe

  • Bau der Halle 1plus mit einer Ausstellungsfläche von ca. 10.000 m².
  • Bau einer CONFEX®-Halle, die flexibel als Messe-, Kongress-und Eventhalle genutzt werden kann und etwa 4.000 Teilnehmern Platz bietet.
  • Bau eines überdachten, von Ost nach West verlaufenden Eingangsterminals, das den bestehenden Boulevard von den Nord- bis zu den Südhallen ergänzen und als Verbindung zu den angrenzenden Hallen die Flexibilität der Geländenutzung deutlich erhöhen und strukturell verbessern soll. Im Rahmen dieser Maßnahme wird auch der Eingang Ost ein repräsentatives Erscheinungsbild bekommen.
  • Maßnahmen an den Hallenaußenseiten, wie beispielsweise Anbindungsbauwerke, Öffnungen, Beleuchtung und Fassadengestaltung.

 

Da die entgültige Entscheidung für einen der beiden finalen Teilnehmer erst im März dieses Jahres fallen wird, verzichten wir vorerst auf eine Bewertung der Projekte und zitieren vorerst nur aus der Begründung der Jury zu den ausgewählten Entwürfen:

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Große gläserne Baumstützen charakterisieren das neue Terminal. © ingenhoven architects
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Ansicht der CONFEX®-Halle. © ingenhoven architects

 

 

ingenhoven architects

„Mit einer großzogen Dachkonstruktion vollführt der Entwurf am neuen Osteingang einen kräftigen Auftritt und verleiht der Koelnmesse sinnbildlich eine neue gestalterische Dimension. Mit hoher Transparenz und prägenden trichterartigen Strukturen entsteht ein Innenraum innerhalb des Terminals, der eine hohe Aufenthaltsqualität erwarten lässt. Demgegenüber nimmt sich die CONFEX®-Halle mit ihrem Eingangsbereich zur Messe City gestalterisch zurück und bildet in ihrer Schlichtheit einen angemessenen Abschluss zum hier noch entstehenden Stadtraum. Die Funktionen sind klar geordnet und die Verbindungen untereinander gewährleistet.“

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Haupteingang Ost in das neue Messeterminal von der Deutz-Mülheimer-Straße aus gesehen. © JSWD Architekten

 

 

Architektenwettbewerb Koelnmesse 3.0, PrŠsentation der Jury-Ergebnisse, Favorit: JSWD Architekten (Kšln), Innenansicht Terminal. © JSWD Architekten
Aufgabe der Jury für JSWD, die Innenräume des Terminals charmanter gestalten © JSWD Architekten

 

 

JSWD Architekten

„Dem Entwurf gelingt es, mit einer logischen und klaren Ordnung die komplexen Nutzungsmöglichkeiten hervorragend zu situieren. Das Terminal wird zum zentralen Element. Es entsteht in Kombination mit dem heutigen Messeboulevard eine Wegestruktur, die die neue Messe klar gliedert. Die CONFEX®-Halle und die Halle 1plus integrieren sich sehr gut in das Gefüge der Koelnmesse. Die Funktionalität aller Bestandteile ist ausgezeichnet. Die Durchstreckung des Terminals und die Etablierung eines eigenen Eingangs West ermöglichen nicht nur die unabhängige Bespielung von CONFEX®, Halle 1plus und Terminal, sondern auch eine hochflexible Integration der Bestandshallen in den Messerundlauf und das Anbieten verschiedener Messeformate. Die Verbindung von CONFEX® und Halle 1plus mit dem Terminal auf den unterschiedlichen Niveaus ist intelligent gelöst. Das CONFEX® hat zur Messe City einen angemessen zurückgenommenen Antritt über eine Freitreppe und ein wohlproportioniertes Foyer. Der Eingang Ost nimmt die architektonischen Sprachen der anderen Eingänge auf und führt diese mit einem großzügigen, herausgeschobenen Volumen fort. Die Materialien sind geschickt gewählt und vermitteln bewusst zwischen Bestand und Neubau. Es entsteht ein sehr homogenes Bild einer fast selbstverständlichen Messeerweiterung.“

 

Von großem öffentlichen Interesse ist bei Erweiterung und Ausbau der Messe, dass dieser hochkomplexe Organismus nicht zu einem autonomen Fremdkörper im Stadtraum wird, sondern sowohl in das Stadtbild als auch in die Nachbarschaft integriert wird.

 

Uta Winterhager