Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Sich ein Denkmal setzen

Das Gerling Quartier ist eröffnet, ein Teil ist noch Baustelle, aber Hingehen lohnt sich trotzdem.

Guten Morgen, Herr Gerling! Wahrlich, Sie haben sich ein Denkmal gesetzt. Zwölf Jahre, nachdem die Geschichte des Familienunternehmens zu Ende ging, erstrahlt die architektonische Hinterlassenschaft im neuen Glanz. Zwar muss man seinen Kaffee noch selbst mitbringen, aber ein Besuch sollte man sich unbedingt vormerken. Rund um den zentralen Platz mit den Springbrunnen ist ein vielgestaltiger, sehr gelungener Stadtraum nach dem Masterplan von ksg neu entstanden.

>>>Mit archipedes durchs Gerling Quartier:
Afterwork Führung am 21. Oktober 2015 um 17:30 Uhr

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Hinter dem großen Fenster des rechten Gebäudes leitete Gerling seine Geschäfte. Auf dem Platz feiern die Gäste die Eröffnung des ersten Bauabschnitts, und die Brunnen sprudeln wieder. Foto: Natalie Bräuninger

 

Rund um den Sitz der Versicherung gab es über Jahrzehnte kaum städtisches Leben. Um das zu ändern, öffnet der erste Baubauabschnitt das zentrale Karree des Areals um die Innenstadt um das zu bereichern, was bisher schmerzlich fehlte: ein urbaner, autofreier Aufenthaltsort mit Cafés und Restaurants.

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Kann sich sehen lassen: Blick vom einstigen Chefbüro auf das umgestaltete Gerling Quartier Foto: Immofinanz

 

Im Herzen des Quartiers liegen sich zwei Gebäudeflügel gegenüber, die mit Torbauten einen zentralen Platz umschließen. Gerling sah in dieser Anlage ein persönliches Bekenntnis, konnte sie jedoch seinerzeit nicht komplett realisieren, da der Eigentümer des Eckhauses am Gereonshof nicht verkaufen wollte.

 

Gerling Quartier
Das neue Torhaus von ksg an der Westseite des Platzes. Schon zur Erbauungszeit in der 50ern sollte hier ein Gebäude entstehen – eine Planung, die sich nicht durchführen ließ, da damals der Eigentümer nicht verkaufen wollte. Foto: Marcus Schwier

 

Heute vervollständigt hier das Torhaus von ksg die Planung, ausnahmsweise aus Glas und mit den schmalen Profilen in Messing und Schwarz eine zeitgemäße Interpretation der 50er Jahre Architektur.

Gerling Quartier
Blick Richtung Osten auf das 1953 fertig gestellte Bürohochhaus. Gearbeitet wird heute nur noch in den unteren Geschossen, in den höheren Etagen sind exklusive Wohnungen entstanden. Foto: Marcus Schwier

 

ksg sanieren auch das Hochhaus am Gereonshof, das Helmut Hentrich und Hans Heuser hier ab 1949 planten. Damals trennte man sich aber bald vom Bauherrn, der sich massiv einmischte. Ein zentraler Streitpunkt waren die innenliegenden Balkone, die Gerling partout nicht wollte. Heute bei der Umwidmung in Wohnraum entstehen Loggien.

Zwölf Bestandsgebäude und sechs Neubauten sind bisher fertig geworden. Zusammen mit dem zweiten Bauabschnitt wird insgesamt eine Nutzfläche von 75.000 m² entstehen, die zu drei Fünfteln in Gewerbeflächen und zwei Fünftel in Wohnraum aufgeteilt ist. Der erste Bauabschnitt umfasst fünf Wohngebäude mit 145 Wohnungen und acht Gewerbeimmobilien.

Gerling Quartier
Wohnhaus von ksg mit der ehemaligen Kapelle des Karmeliterinnenklosters aus dem 19. Jh – hier ist eine Galerie eingezogen. Foto: Marcus Schwier

 

Der zweite Bauabschnitt mit dem Rundbau an der südlichen Seite des Quartiers soll Ende 2017 abgeschlossen werden. Zu den Büromietern zählen McKinsey & Company, HSBC und LBBW. Der Betreiber der Düsseldorfer Restaurants Bocconcino und Rosati hat ca. 900 m² Restaurantfläche angemietet, die im nächsten Frühjahr eröffnen soll. Mit der Hotelkette 25hours wurde ein Pachtvertrag über 11.500 m² und mit einer Laufzeit von 20 Jahren abgeschlossen. Die Hälfte der Gewerbeflächen ist bisher verplant, und drei Viertel der fertigen Wohnungen sind verkauft.

Die Immofinanz investiert für „eines unserer wichtigsten konzernweiten Vorzeige-Projekte“ hier rund EUR 400 Mio. und hat damit, so Oberbürgermeister Roters bei der feierlichen Eröffnung letzte Woche, „einen wichtigen Beitrag für die städtebauliche Aufwertung des gesamten Bereichs an den Ringen geleistet.“

 

Ira Scheibe

 

>>>Mit archipedes durchs Gerling Quartier:
Afterwork Führung am 21. Oktober 2015 um 17:30 Uhr

2 Kommentare

und jetzt muss es heißen: auf auf, liebe hipster und draußen-menschen – uns wurde eine piazza geschenkt, wie sie sich investoren in italienisch auf deutsch vorstellen; da muss jetzt patina und leben her – also: bei gutem wetter bitte der halbe brüsseler platz jetzt da hin… mal schauen, wie lange die gated community (konto-wise) ihre tore dann noch für jedermann offen lässt…