Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

plan03: VIA SACRA

Inszenierung eines Stadtraums:
Der zwei Tage dauernde Inszenierungsmarathon bietet einen Querschnitt durch 200 Jahre Baugeschichte.

Der Bund Deutscher Architekten, Bezirksgruppe Köln (BDA) und das Architektur Forum Rheinland

(AFR) nehmen die plan03, das Forum aktueller Architektur in Köln, zum Anlass, mit einer großräumigen Stadtinszenierung auf die Kölner Via Sacra als Verbindung des Bogens der romanischen Kirchen – von St. Kunibert im Norden über St. Ursula, St. Gereon, St. Aposteln, St. Pantaleon bis St. Severin im Süden – aufmerksam zu machen. Das Projekt umfasst die

Stadtinszenierung am 20./21.9.03 und die während plan03 stattfindenden Veranstaltungen: Führungen durch die Kirchen und die umliegenden Quartiere sowie Ausstellungen, Licht-, Bild- und Objektinstallationen entlang der Via Sacra. Als Leitsystem dienen aus dem Stadtgrundriss entwickelte Mystikone, die die Gravitationsfelder der anliegenden romanischen Kirchen markieren; die jeweiligen Übergänge sind durch Landmarken, BenchMarks, gekennzeichnet (Via Sacra On Air). Die Stadtrauminszenierung zu plan03 versteht sich als erster Schritt zum langfristig avisierten Ziel, die Kölner Via Sacra als innerstädtischen Stadtraum ins

Bewusstsein der Bürger zu bringen, sie als Weg und Kulturpfad zu markieren, auf ihre vielfältigen Potentiale hinzuweisen und für sie ein langfristiges städtebauliches und stadtplanerisches Konzept zu erarbeiten.

„Am Anfang war es ein schwer zu findender Weg durch unbekanntes Terrain mitten in Köln. Archäologie und Hausieren, Klingelknöpfe nach Namen absuchen, Adressbücher erstellen,

Anträge schreiben, Sitzungen und Ratsbeschlüsse abwarten. Aber auf dem Weg trifft man auch Gespenster: die Heilige Ursula und den halben Severin, Beginen und Klosterbrüder, die Kaiserin Theophanu und Erich Klibansky, den mutigen Leiter der Jawneschule an der St. Apernstrasse.

Hässliche und schöne Bauten, Parkhäuser, Gräberfelder, heilige Stätten, Baulücken,

verlorene Orte säumen den Weg: alles wird zum Bühnenbild für eine Strasse, die es nicht mehr gibt oder eben noch nicht gibt. Erstmalig am 20./21.9.03 begeben sich moderne Pilger von St. Kunibert aus auf die Reise ins Hillige Cöllen. Im Gegenüber und in Erinnerung an prägende Figuren der Kölner Stadt- und Architekturgeschichte begegnen sie den Menschen der Via Sacra – Geschäftsleute und Anrainer, Zugezogene und Deportierte, Lehrer und Schüler, Künstler

und Musiker haben ihre Teilnahme angekündigt. Die Reise wird durch eine Nachtwache an St. Aposteln unterbrochen und endet am folgenden Tag im Rheinauhafen mit einer Bootsfahrt. Passanten sind eingeladen, sich dem Zug anzuschließen oder einzelne Stationen mitzuerleben.

Denn es gilt, die Plätze wiederzuerobern und das Gold zu suchen, das auf der Strasse liegt!“

Friederike Felbeck

Das Programm:

Samstag, den 20.9.03

14.30 Uhr Auftakt an 7 Orten gleichzeitig: a St. Kunibert: Konzert mit Gerhard Blum und Chor; c Heinrich-Böll-Platz, Kletterwand; c Konrad-Adenauer-Ufer, Anleger 689: Ankunft von Erzbischof Anno; Musikhochschule: Gerhard Stäblers drüber für 8 aktive Schreier; e Lobby Restaurant, Domstraße: Hommage 1 an Rudolf Schwarz; f Eigelsteintor: Ankunft der Ursulinenschwestern aus Lüttich; g Theater Tiefrot, Hotel Hopper: Das kunstseidene Mädchen /

15.00 Uhr Treffpunkt der Pilger vor St. Kunibert 31; Aufbruch zum Schulhof der Ursulinenschule 32: dort Orgelkonzert in der Ursulinenkirche, szenische Darbietungen und Vorstellung der Pilger; Weiterreise über evang. Gemeinde Kreuzkirche 33 und Performance Ent-Deckung zur Mauer Unter Krahnenbäumen 34; Überquerung der Nord-Süd-Fahrt; am Eigelstein 35 schließt sich der Planwagen der Ursulinenschwestern dem Zug an; weiter über Eintrachtstraße und Am Salzmagazin 36 zu St. Ursula /

16.00 Uhr Besuch der Heiligen Ursula 37: Orgelkonzert, Frankophoner Chor und Führung in die Goldene Kammer durch Herrn Georg / 16.45 Uhr Klingelpütz, ehem. Gefängnisgelände 38: historischer Rückblick von Ludmila Siman und Rede des St. Just vor der Guillotine, Mal-Aktion; Weiterreise über erzbischöflichen Garten 39 zu St. Gereon /

17.15 Uhr Outplacement-Performance an St. Gereon 310 (Gereonsdriesch, Mariensäule) mit Wahl der Blumenkönigin, Shakespeare Szenen vor dem ehem. Stadtarchiv; Demonstration vor dem Gerling-Konzern 311; Weiterreise zur Tönerei in der Königin-Luise-Schule 312; alternativ: Kunstreise St. Gereon /

18.00 Uhr Treffpunkt St. Apernstrasse 40 313: Publikumsbeschimpfung aus der Galerie Jöllenbeck / Helenenturm, Geburtstagsständchen für die Kolping-Familie und Besuch der ehem. Synagoge und Jawne-Schule (Dr.-Erich-Klibansky-Platz), Treffen mit ehem. Lehrern, Szenen aus Der bunte Weg / 18.45 Uhr Rast bei Al Cappucino 314; Überraschungen auf der Apostelnstraße 315 /

19.20 Uhr St. Aposteln 316: Begrüßung und Kirchenführung durch Pfarrer Christoph Biskupek /

20.00 Uhr wahlweise: Konzert in St. Aposteln: Geistliche Lieder der Romantik mit Silke Weisheit-Scheppmann (Mezzosopran) und Yeong-Hee Yi (Orgel) oder politische Rede vor dem Amerikahaus /

21.00 Uhr Pilger-Zelt auf Apostelnkloster, Konvent: Via Sacra. Hoffnungen und Erinnerungen – Ein Gespräch, Maria Schwarz und Wolfgang Pehnt laden ein, in Kooperation mit Buchhandlung Walter König; anschließend: Nachtwache mit Programm

Sonntag, den 21.9.03

09.00 Uhr Apostelnkloster 316: Via Sacra-Frühstück /

10.00 Uhr wahlweise: Lateinisches Hochamt in St. Aposteln oder Kölnischer Kunstverein – Die Brücke: Lesung aus Robert Grosche, Kölner Tagebuch oder Vernissage im Rubicon, Rubensstraße 8-10 317; /

11.40 Uhr Aufbruch des Pilgerzuges; Tanz auf dem Mauritiussteinweg 318 unter Anleitung von Tanzschule Breuer /

12.45 Uhr St. Mauritius 319: Orgelimprovisation von Peter Bares /

13.30 Uhr Performance an der römischen Stadtmauer 320 und längster Desch mit Anwohnern /

14.00 Uhr Pünktlich! Treffpunkt Vorplatz St. Pantaleon 321: Begrüßung durch Kaiserin Theophanu, Szenen aus Jedermann, anschließend Konzert und Totentanz, Verköstigung und Gelegenheit zum Souvenierkauf /

15.00 Uhr Weiterreise zu Vor den Siebenburgen mit Intervention auf dem Spielplatz 322 und Pachanga auf dem Hof des Humboldt-Gymnasiums 323; dann wahlweise: Wachposten der Prinzen-Garde und der Blauen Funken am Funkenturm 324 oder Reise zu St. Maria vom Frieden 325 mit Begrüßung durch Priorin Ancilla /

15.40 Uhr Hommage 2 an Rudolf Schwarz am Berufskolleg Ulrepforte 326; Überquerung der Nord-Süd-Fahrt mit Geleitschutz der Blauen Funken und der Prinzen-Garde /

16.00 Uhr Treffpunkt Kartause 327: Achtung: labyrinthisches Gelände! Reflexionen über die Natur des Rheinländers an vier Stationen: Klosterhof, Klostermauer, Waldbühne und auf dem Parkplatz der Melanchthon Akademie (Wandmalerei von Rune Mields), dort Nektar und Ambrosia, anschließend Versteigerung der Kartause im Kreuzgang /

17.15 Uhr St. Severin 328: Stürmung der Kirche; Weiterreise durch die Dreikönigenstraße zum ehem. Stollwerck Gelände 329: dort Architektenstreit mit Johann Peter Weyer; alternativ: Performance vor dem Geburtshaus Heinrich Bölls in der Teutoburger Straße 26; von da aus weiter zur Alten Universität (Gedenken an die Bücherverbrennung) /

19.00 Uhr Treffpunkt Rheinauhafen 330: Kür der elf Kulturbotschafterinnen Kölns (Kulturhauptstadtbewerbung) mit Kabarett Klüngelpütz, Vergabe des Via-Sacra-Bausünden-Oscars /

19.30 Uhr Verabschiedung der Pilger und Jüdische Butterfahrt auf der MS Rheinland

Besetzung:

Inszenierung und Konzeption: Friederike Felbeck

Schauspieler: Juliane Ledwoch, Josephine Tibackx, Axel Gottschick, Hagen Range, Josef Tratnik Sema Meray als Theophanu / Dean Luthmann als Dr. Erich Klibansky / Daffke Pilger: Elke Burger, Irene Corbach, Theodore Kahn, Heike Rentrop, Christian Fischer, Martin Hennes, Wolfgang Höft, Dr. Michael Strucken; 10d der Ursulinenschule (Ltg. D. Lang u. G. Grüning); Schüler und Schülerinnen der Célestin-Freinet Schule (Ltg. K. Hoff); Theater AG der Katharina-Henoth Gesamtschule (J. Davidts); Schüler und Schülerinnen der Königin-Luise-Schule (Ltg. R. Krey); Theater AG der Nikolaus-Groß-Schule (Ltg. A. Schmale- Schaller)

2 Pferde, 1 Pudel, 1 Wellensittich, 2 Fische

Mystikone und BenchMarks von Projektgruppe Via Sacra, KISD; Walking Wall von John Berg; Polygonzug der Via Sacra durch Vermessungsbüro Kühnhausen Tänze: Wara Cajias und Bulubu-Tanztheater, Tanzschule Breuer (Ltg. G. Stallnig), Amigos de Bolivia e.V. (Ltg. J. Aras) / Kostüm: Ina Kromphart / Musik: Dorothée Hahne / Mauricio Kagel / Gerhard Stäbler / Hochschule für Musik Köln: Ensemble für Improvisation (Ltg. Paolo Alvarez), Kirchenmusik Klasse Dr. Winfried Bönig, Jazz- Ensemble Pyromanduo / Gerhard Blum / Marie Charline Focroulle und Andrea Stein / Birgit Schlenther Duo / Schalom Chor (Ltg. E. Margolin) / H.Earwigs des Humboldt-Gymnasiums (Ltg. S. Badde) / Produktionsassistenz: Silke Doering / Ausstattungsassistenz: Fabienne Rajner / Ausstattung: die Architekten von Köln Fuhrpark: Albert Wurm Internationale Möbeltransporte e.K. / Bestattungsunternehmen Medard Kuckelkorn / Detlef Meyers Gebrauchfahrradmarkt / DLRG / Frauenfahrschule Köln / Handsitz-Kehrmaschinen der AWB / Kölner Flitzer / Kölner Friedhofsmobil / Kölntourist Rheindampfer MS Rheinland / Mop’n Roll Zweirad GmbH / Pflegedienst Regenbogen / Taxi Ruf Köln

Texte von: Albertus Magnus, Lilly Axster, Heinrich Böll, Georg Büchner, Robert Grosche, Peter Handke, Hugo

von Hofmannsthal, Mauricio Kagel, Karl Kerényi, Irmgard Keun, Alida Pisu, Marguerite de Pourète, Friedrich von Spee, Rudolf Schwarz, William Shakespeare, Carl Zuckmayer u.a.

BDA Köln
Pressemeldung

viasacra-3

Der Weg der Inszenierung

2 Kommentare

sehr schöne Idee aber unglaublich schlechte Organisation. Keine Rückmeldung an die Mitwirkenden!!! Manche Teilnehmer wurden einfach vergessen. Alles zu sehr improvisiert. Kein roter Faden.

Leider ist der einzige und so haltbare Kommentar wohl sehr einseitig: da war doch noch: JEDERMANN vor St. Pantaleon, Christian Schaller in St. Mauritius,die Performance am Eigelstein, und va.m. Wann gibts die VIA SACRA in Köln wieder?