Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Mit Ausblick

Im neuen Besucherzentrum am Rheinauhafen kann das Bauprojekt virtuell durchwandert werden.

Die Zukunft liegt am Wasser – so jedenfalls hatte sich die Vermarktungsgesellschaft „modernes köln“ die Revitalisierung des alte Hafengeländes vorgestellt. Die Gegenwart hingegen zeigt jedoch, der Handel mit den Grundstücken des ehemaligen Hafenareals scheint kein Selbstläufer zu sein, denn von 30 Baufeldern sind bisher nur drei Grundstücksverträge abgeschlossen. Zurückhaltend geben sich besonders die potentiellen Investoren der Kranhäuser.

Dennoch ist der Rheinauhafen eine der wenigen Kölner Großbaustellen auf der sich derzeit etwas bewegt. Spatenstich, Grundsteinlegung, Richtfest: Mit der ersten Grundsteinlegung für das „Kap am Südkai“ (Architekten KSP) rückte der Kölner Rheinauhafen wieder ins Blickfeld und Aufbruchstimmung wird suggeriert. Im Dezember soll der Rohbau des „Kap am Südkai“ stehen und ein Jahr später die ersten Mieter in das Glashaus im Süden des Rheinauhafens einziehen. Auch das Richtfest für die 1,5 Kilometer lange Tiefgarage wurde schon gefeiert. Dafür wurden zwischen dem Schokoladenmuseum und der Südspitze 52 000 Kubikmeter Beton und 8500 Tonnen Stahl in der Erde versenkt.

Baustelle mit Aussicht

Zudem wurde im August ein Informationspavillon und eine elf Meter hohe Aussichtsplattform neben dem alten Hafenamt eröffnet. Dort können sich Besucher über den Stand der Bauvorhaben informieren, einen Blick auf das Gelände werfen und in einer Computeranimation das zukünftige Stadtquartier durchstreifen.

Das Konzept des Pavillons wurde von der Gesellschaft „modernes Köln“ entwickelt und umgesetzt, weshalb auch kein architektonisches Highlight, wie etwa am Potsdamerplatz in Berlin, erwartet werden darf. Ein biederer Container steckt in einer Aluminiumhaut, die in der Dunkelheit „spacig“ illuminierten wird. 30 Meter lang und 6 Meter breit, birgt das Gebäude neben prominent plazierten WC-Anlagen einen Ausstellungsbereich und einen Konferenzraum.

Informationen gibt es über die beteiligten Architekten und Bauträger, die 1000jährige Geschichte des Rheinauhafens und über dessen Zukunft. In eine 3D Animation der Kölner Designer [rincón]² kann sich der Besucher mit dem Joystick durch das noch spärlich, aber mit „maritimem Flair“ bebaute Gelände surfen. Grünflächen, Parkanlagen und einige der bereites geplanten Gebäude bauen sich in Echtzeitgeschwindigkeit auf. Zwei der Häuser sind bereits von Innen zu besichtigen und beim Blick aus dem Fenster ist natürlich auch der Kölner Dom zu sehen. Die heiß erwarteten Kranhäuser der Hamburger Architekten Bothe Richter Teherani (BRT) und LINSTER Architekten, Trier, die das allseits geliebte Rheinpanorama gewiß verändern, werden allerdings noch von virtuellen Platzhaltern komplettiert.

400.000 Euro hat die Häfen- und Güterverkehrsgesellschaft Köln in den Besuchercontainer investiert und hofft damit, Investoren anzulocken und die Akzeptanz und Neugier der Bevölkerung für Kölns derzeit größtes städtebauliches Vorhaben zu wecken.

Denn noch ist die Skepsis groß ob das Leben dahin zurückkehren wird, wo einst die Hafenkräne kurbelten und die Barkassen tuteten. Das Zusammenspiel von Wohnen, Leben, Arbeiten ist zwar allseits angestrebtes Ziel, aber gerade hier macht sich unter anderem die Kritik fest. Zu gering, knapp 30% der gesamten Baumaßnahme, sei der Wohnanteil um auch nach Büroschluß, ein urbanes Viertel zu generieren. Ebenso sorgt die Tatsache, dass nicht alle Künstler, die in den vergangenen Jahren das alte Kunsthaus Rhenania, und damit das verwaiste Hafenareal, belebten auch im sanierten Gebäude einen erschwinglichen Arbeitsplatz finden werden, für Unmut. Allgemein bescheren die hohen Miet- und Quadratmeterpreise dem Projekt Rheinauhafen nicht nur Freunde. Dennoch gibt man sich bei „modernes köln“ optimistisch. In fünf Jahren soll das Gelände komplett bebaut sein und so lang wird der Infocontainer auch bestehe bleiben.

Öffnungszeiten :

Dienstag bis Freitag 10:00 bis 18:00 Uhr

Samstags und Sonntags 10:00 bis 15:00 Uhr

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Barbara Schlei
Redaktion

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Infobox, seitlich die elf Meter hohe Aussichtsplattform. Der Blick nach Süden ist allerdings weitgehend durch das Hafenamt verstellt.

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Zugang zur Infobox

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Nicht alles was wie Eingang aussieht, ist auch einer.