Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Bewaldete Lücke

2 Zimmer, Küche, Bad und mehr…

Morgens ins Büro kommen und im Wald stehen? Dieser Wunschtraum wird, zumindest olfaktorisch, in Kölns bekanntester Baulückenfüllung, im Rahmen der „passagen“ Realität. Weit entfernt vorgegebener Wohnwelten markiert die Ausgestaltung des Themas „Blühende Lücke“, mit einem ausgewachsenen Nadelholzbaumstamm als raumbildendes Objekt, die Schnittstelle zwischen Design, Kunst und Happening. Für die gelungene Aktion am Eigelstein zeichnen die Designer Ronan und Erwan Bouroullec mit Andrea Branzi verantwortlich. Deren Entwürfe innerhalb einer Video-Installation auch im Institut Français präsentiert werden und einen Einblick in das aktuelle französische Design liefern.

Das schmale Erdgeschoss, der Agentur Rendel und Spitz, dient neben dem Baumstamm noch weiteren Protagonisten der blühenden Landschaft als architektonische Kulisse. Am Ende des langen schmalen Raumes spiegeln sich Rosen bis ins Unendliche wider und über allem schwebt, eine behaglich Schlafende. Wer den Brückenschlag zum Möbel sucht kann den horizontalen Stamm auch als lange Bank betrachten, denn in Sitzhöhe aufgebockt diente er nicht nur am Eröffnungsabend als kommunikative Sitzgelegenheit. Hier sollte man sich im allgemeinen Passagentrubel auf alle Fälle eine Pause gönnen und sesshaft werden.

Kölner Klassik

In friedlicher Koexistenz mit der Messe findet die, vor mittlerweile 14 Jahren von Sabine Voggenreiter gegründete „Stadtrallye im Zeichen des Stils“ statt. Nicht nur als Produktshow, sondern auch als Plattform für Entwürfe fern der Massenproduktion, ist das Off-Programm zur Kölner Möbelmesse angelegt. So bewegt sich das Spektrum der Designerriege zwischen arrivierten Firmen: Cappellini, Living Divani, Knoll oder B&BItalia und Low Budgentprojekten, Jungen Netzwerken, und den Hochschulen. Sie alle residieren für eine Woche Tür an Tür. So dicht, dass die einzelnen Zentren, Eigelstein, Belgisches Viertel und Innenstadt zu Fuß abgeklappert werden können.

Schmerzlich vermisst werden, müssen dieses Jahr die Räume des Rheinauhafens . Nicht nur als Location der Aussteller und als verdichteter Ort des Geschehens, sondern auch als allgemeiner Treffpunkt für Partygänger und Cocktailtrinker. Nichts desto Trotz sind das „sehen und gesehen werden“ und die „Cocktails“ der Passagen, die es täglich schon ab 16 Uhr gibt, mindestens der zweitwichtigste Beweggrund, sich mit der parallel offerierten Einrichtungskultur zu befassen.

Der einwöchige, über die Stadt verteilte Veranstaltungsreigen, richtet sich nicht nur an sportliche Einrichtungswillige. Hier wird der Nachwuchs gefördert, Prototypen vorgestellt und die Hochschulen üben den lockeren Umgang mit Design und dessen Vermarktung. International beachtet – kulturell und wirtschaftlich, denn die Szene ist jung und aufstrebend.bs

Was es sonst noch wo Neues gibt:

Das Passagen-Vademecum, das alle Orte, Daten und „Cocktails“ verzeichnet, liegt in den teilnehmenden Einrichtungshäusern, Galerien und Museen aus.