Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Bucky’s Raumschiff Erde

Ein Besuch der Ausstellung „Richard Buckminster Fuller – Your Private Sky“ im Kölner Museum für Angewandte Kunst.

Ufo in Köln gelandet. – Es hat tatsächlich etwas Exterrestrisches an sich, das Dymaxion-Haus, mit dem Richard Buckminster Fuller 1929 in der Architektenszene schlagartig bekannt wurde. Das in der Kölner Ausstellung zu bewundernde Modell des Hauses zeugt von dem Nonkonformismus des amerikanischen Multitalents: Aufgehängt an einem zentralen Tragmast, scheint das Dymaxion-Haus (das Phantasiewort steht für Dynamism, Maximum und Ion) wie eine fliegende Untertasse über dem Erdboden zu schweben.

Es ist nicht nur erdbebensicher, sondern es schützt seine Bewohner auch vor Flut, Sturm und Feuer. Ein ausgeklügeltes System von Filtern und Kläranlagen reinigt das einmal eingebrachte Wasser. Wind, Sonne und Regen sollen einen Teil des Energiebedarfs decken. Diese von Menschen bewohnte Zivilstation außerhalb des urbanen Kontext ist wie die anderen Wohnmaschinen, die Fuller bis in die 1940er Jahre entwarf, nie über das Prototypenstadium hinaus gekommen.

Das Haus als autonomer Mikrokosmos, die Erde als Raumschiff: Die ausgestellten Originalskizzen, Fotografien, Originalmodelle und Modellrekonstruktionen sowie Filmausschnitte und Diasequenzen dokumentieren die lebenslange Suche Fullers (1895-1983) nach der verlorengegangenen Bedienungsanleitung für das „Raumschiff Erde“. Diesen Begriff verwendete RBF schon 1951 als Metapher für das ökologische Gesamtsystem unseres Planeten. Als einer der Ersten hat Buckminster das Wirken der Natur als durchgängiges systemisches Wirken unter ökonomischen Prinzipien gesehen. Immer wieder befaßte er sich mit dem Aspekt der Material- und Energie-Effizienz, d.h. mit möglichst energie- und materialarmen Konstruktionen. Berühmt geworden ist der Visionär mit seinen geodätischen Kuppel-Tragwerken wie z.B. dem Expo-Dome auf der Weltausstellung in Montreal im Jahr 1968. Mit seinen Geodesic Domes beeinflusste Fuller die zeitgenössische Architektur nachhaltig (erinnert sei z.B. an Norman Fosters Great Court des British Museum). Gerade diese Aktualität seines Gesamtwerks ist es, die die Kölner Ausstellung so spannend macht. yt

Hinweis: Die Ausstellung „Richard Buckminster Fuller – Your Private Sky“ läuft noch bis zum 15. Dezember im Museum für Angwandte Kunst in Köln. Die Kataloge kosten 49 und 39 Euro.