Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

plan02: 0+7 Tage Genesis

Eine Lichtinstallation an St. Aposteln

Allabendlich wird die romanische Kirche St. Aposteln durch orangefarbene Scheinwerfer aus dem Meer der Wohn- und Geschäftsbauten hervorgehoben. Damit ergibt sich eine profane Analogie zum christlichen Schöpfungsmythos, denn die Sehenswürdigkeit wird durch das Licht sowohl zu einem Orientierungspunkt als auch zu einem Repräsentationsobjekt der nächtlichen Stadt.

Das Büro Planquadrat hat die funktionale Fassadenanstrahlung zugunsten einer mehrstufigen Lichtinstallation ausgetauscht. Licht entfaltet nicht nur eine physiologische, sondern auch psychologische Wirkung. Planquadrat nutzt diese Gefühlswerte, indem farbiges Licht den Schöpfungsvorgang auf der Fassade abbildet. An jedem der sieben Abende der plan02-Woche wird eine Lichtstufe hinzugefügt, entsprechend dem jeweiligen göttlichen Schöpfungsakt. Der tatsächliche und der übertragene Sinn von Orientierung und Repräsentation fallen in der Lichtgestaltung des Kirchturms zusammen.

In der nächtlichen Stadt ist man so selbstverständlich von künstlichem Licht umgeben, dass es oft nicht mehr bewusst wahrgenommen wird und unbeachtet bleibt. Der Tag 0 der Installation erregte dadurch Aufmerksamkeit, dass auf jegliche Anstrahlung verzichtet wurde. Die Abwesenheit des Lichts ist ein Synonym für das Chaos vor der Schöpfung. Sie bezieht sich aber auch auf den verschwenderischen Umgang mit Kunstlicht und Energie. Die Installation mahnt also auch eine bewusste und ressourcenschonende Haltung gegenüber der Schöpfung an.

„0+7 Tage Genesis“ besticht durch ästhetische, ethische und theologische Qualitäten – je nachdem, welche Lesart man bevorzugt. pm