Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

plan02: Bier im Park

Sechs Entwürfe für Kölns größten Biergarten am Aachener Weiher.

Der „provisorische“ Biergarten am Aachener Weiher soll dauerhaft installiert werden. Die Stadt Köln beauftragte sechs Architekten und Landschaftsplaner, deren Entwürfe im Rahmen der plan02 im Museum für Ostasiatische Kunst am Aachener Weiher zu besichtigen sind. Einfach, aber charmant sind sie dort auf Biergartenbänken in direkter Sichtbeziehung zum künftigen Standort präsentiert.

Die Anforderungen der Jury sahen eine harmonische Integration des Biergartens in die Parkanlagen vor, bei der zu bedenken war, daß die Anlage 7 Monate im Jahr nicht als Biergarten benutzt werden kann. Der gastronomische Bereich sollte deutlich vom restlichen Park abgegrenzt werden, so wenig wie möglich in die Parksituation eingreifen und den von der Richard-Wagner-Strasse kommenden FußgängerInnen ein Entree in den Grüngürtel bieten.

Gewonnen hat die Idee des Kölner Architekten Gernot Schulz mit den Landschaftsarchitekten Topotek aus Berlin. Ebenso wie der auf Platz 6 gesetzte Entwurf von Manuel Herz mit Martin Rudolf verschwinden die Theke und die technischen Anlagen des gastronomischen Betriebs in Hügeln, die sich der Parklandschaft anpassen. Ebenfalls nicht in den Kategorien eines „Hauses“ dachten Königs Architekten mit Joerg Rekittke (Platz 3) und Lorber+Paul mit Alexander Nix (Platz 5). Beide Teams entwarfen rechteckige Objekte, deren Außenwände gleichzeitig als Foto-Installation oder als Kunstraum in Spannung zur übrigen Parklandschaft treten und damit in den Wintermonaten eine zusätzliche Funktion anbieten. Wie Schulz und Herz bezieht der Entwurf von Wolfgang Felder mit Planergruppe GmbH Oberhausen (Platz 2) sich auf den gegenüberliegenden Trümmerberg, dem er einen Kubus mit transparenter Dachlandschaft entgegensetzt. Das Gebäude von Oxen & Römer mit Fenner Steinhauer Weisser BW&P inszeniert die Eingangssituation von der Richard-Wagner-Strasse mit einer Wegachse, die durch den Biergarten zum Weiher führt.

Die Entscheidung der Jury für den Entwurf von Gernot Schulz und Topotek fiel aufgrund der gelungenen Eingliederung der Anlage in die bestehende Situation. Der aus Beton mit einer 65cm tiefen Begrünung entstehende Hügel riegelt den Biergarten von Straßenverkehr und -lärm ab. Auch die übrigen verwendeten Materialien für die Fassade, die aus einer Kiesschüttung entstehen soll, und die „wie Inseln“ auf dem Rasen schwimmenden Holzdecks mit den Sitzgelegenheiten entsprechen dem Umfeld. Besonders gelungen erscheint die Installation von „festen Sitzbänken“ inklusive eines Aussichtspunkts auf dem Hügel – die auch in der Übergangs- und Winterzeit zum Verweilen einladen. Im Sommer dienen die Bäume als natürlich Schattenspender und können abends durch eine Illumination inszeniert werden.

Angesichts der sechs unterschiedlichen und originellen Ideen ist man hin- und hergerissen, ob man dem Ort eher eine spektakuläre Geste oder die ausgewählte zurückhaltende Bespielung wünscht. Die Jury unter Vorsitz von Prof. Dieter Prinz, Köln, hat insofern eine gute Auswahl getroffen, als der Entwurf eine dauerhaft funktionierende Lösung der Anforderungen verspricht. Die Idee des Hügels spielt mit der Herkunft des Biergartens, die Verlegung ins Erdreich wie auch die Markierung des Ortes durch den Baumbestand erinnern an die alten Brauereikeller, über denen Bäume nicht die Gäste, sondern auch das darunter gelagerte Bier kühlten. Gute Aussichten am Aachener Weiher. sm