Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

plan02: Oberflächlichkeit und Tiefe

Eine Medien – Raum – Installation im Haus des Tanzes.

Die Dunkelheit im Erdgeschossraum der Tanzschule in der Apostelnstraße wird nur von drei Beamern erhellt. Aus einer Ecke schimmert Licht von einem Leinwandwürfel, auf den sich bewegende Bilder projiziert werden. Eine kleinere Leinwand hängt unter der niedrigen Decke in der gegenüberliegenden Ecke des Raumes. Die Luft ist erfüllt von verfremdeten Geräuschen vorbeifahrender Fahrzeuge, klappernder Absätze auf dem Gehweg und murmelnder Gesprächsfetzen vorbeiziehender Passanten die sich zum Grundbrummen der Stadt zusammensetzen. Sitzkissen, die in einer Ecke auf dem Boden liegen, laden ein, sich in Ruhe der Installation zu widmen.

Die Videofragmente, die in gesetztem, wechselnden Tempo horizontal in entgegengesetzte Richtungen über die Seiten des Würfels wandern, zeigen Szenen aus dem Kölner Stadtraum. Fußgänger in der Schildergasse, Straßenbahnen, die von Schaufenstern reflektiert werden, oder Betonlamellen einer Kaufhaus-Fassade durchdringen, überlagern und vermengen sich. Zwischen die langsam wandernden Videosequenzen mischen sich immer wieder monochrome rechteckige Flächen, die vor oder hinter den einzelnen Bildebenen laufen oder sich als Farbfilter über diese legen. Sie trennen zwischen Vorder- und Hintergrund und zerlegen das zweidimensionale Bild in Scheiben. Die grellen Farbbänder verfremden auf diese Art und Weise sicher geglaubte Raumvorstellungen, um sie in der nächsten Einstellung wieder zu schärfen. So wecken sie die Illusion räumlicher Tiefe. Der beeindruckendste Effekt entsteht, wenn die monochromen Flächen um die senkrechte Kante des Würfels wandern: Plötzlich scheinen die Projektionsflächen wie kubische Raumausschnitte, der gesamte Würfel wirkt, als sei er mit einer Plätzchenform als Volumen aus dem Stadtraum gestanzt wurde.

Ein langes Band aus Spiegeln, das die hintere Wand des Raumes bildet, ermöglicht es dem Betrachter, beim Wandern durch den Raum selbst Teil dieses Stadtraumes zu werden. Eine Überwachungskamera filmt den Zuschauer und projiziert ihn auf die dritte Leinwand. Damit wird aus dem Beobachter ein Beobachteter und verstärkt bei diesem das Gefühl, Teil des abgebildeten Stadtraums zu sein.

Die ästhetische, multimediale Installation „Surface City“, die ohne die sonst so oft

anzutreffende Hektik des bewegten Bildes von den Medienkünstlern Holger Mader und Alexander Stublic zusammen mit der Architektin Heike Wiermann inszeniert wurde, ist im Rahmen der plan02 noch bis Freitag, den 27.9.2001 in der Apostelnstraße 14-18 zu sehen.

Jakob Beetz