Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Neuer Nachbar für das Siebengebirge

Mit dem ‚KAP am Südkai‘ entsteht der südliche Auftakt des Rheinauhafens mit Büroflächen und einer offenen ‚Showroomlandschaft‘ im Erdgeschoss.

Nach leidenschaftlich geführten Diskussionen und langwierigen Planungen sind die Abbrucharbeiten auf dem Gelände des Rheinauhafens nun weitgehend abgeschlossen. So konnte Anfang Juni der erste Spatenstich für die neue Bebauung gefeiert werden.

In den nächsten fünf Jahren wird auf dem zwei Kilometer langen und 200 Meter breiten Pier am Rhein ein neues Stadtviertel entstehen.

Am südlichen Ende des Siebengebirgsspeichers wird ein 130 Meter lang und 40 Meter hoher Gewerbebau des Kölner Architekturbüros KSP Engel und Zimmermann angedockt. Dem sogenannten „Kap am Südkai“ werden auf neun Geschossen samt Dachgarten 12.000 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung stehen. Mit seinem Nutzungskonzept reagiert der erste Neubau auf den Vorwurf von Kritikern, die Wohnungsdichte im zukünftigen Rheinauhafen sei zu gering um ein urbanes Stadtviertel entstehen zu lassen. So sollen in dem Komplex überwiegend Firmen aus den Sparten Design, Architektur und Informationstechnik ihr neues Domizil finden. Die Arbeitszeiten des sogenannte kreativen Gewerbes sind bekanntlich flexibel und sorgen auch nach 17.00 Uhr noch für Belebung des Areals. Das Office-Konzept mit einer Riegelbreite von 16,50 m, ermöglicht zum einen die Anordnung der Kerne und Nebenräume im Innenbereich der Riegel und zum anderen die Hierarchisierung der reinen Büroflächen in Einzelbüros, Kombizonen und Gruppenräume.

Dreh- und Angelpunkt des Projektes ist das Erdgeschoss. Hier haben die Investoren keine Büros vorgesehen, sondern ein „integriertes Nutzungskonzept“. Es biete „Raum für unterschiedliche Aktivitäten“ und sei offen für vielerlei Interessenten, „vom Architektenclub über Lounge, Ausstellung, Workshop, Konferenz bis zum Zusatzangebot für die Messe.“ Um Blickbeziehungen zum Rhein und zur Rodenkirchener Brücke zu gewähren wird der südliche Teil des Erdgeschosses von festen Einbauten freigehalten.

Auf insgesamt 29 Baufeldern sollen weitere Neubauten entstehen und die historisch gewachsene Hafenstruktur der Speichergebäude ergänzen. Knapp ein Drittel der Bausubstanz steht unter Denkmalschutz und wird restauriert.

Grundlage des städtebaulichen Konzeptes ist der Wettbewerbsentwurf des Hamburger Büros Bothe Richter Teherani von 1992. Private Investoren wollen den Rheinauhafen zu einem modernen Quartier für vielfältige Zwecke umbauen. Auf rund 235.000 Quadratmetern Nutzfläche sind 30 Prozent Wohnen, 40 Prozent Büros und 30 Prozent kulturelle Einrichtungen geplant. Auffälligstes architektonisches Merkmal des mehrfach überarbeitete Plans sind drei sechszehngeschossige „Kranhäuser“. Als städtebauliche Dominanten gliedern sie die langgestreckte Landzunge. Eine höher gelegte Mittelachse, unter der eine Tiefgarage entsteht, soll als Flaniermeile über das Areal führen, ebenso zwei Uferpromenaden am Rhein und am Hafenbecken.

Rund 600 Millionen Euro werden in den Ausbau investiert, für den die „Gesellschaft modernes Köln“ die Projektentwicklung und Steuerung übernommen hat, auch wenn ein rechtskräftiger Bebauungsplan noch immer auf sich warten lässt. bs