Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Strasse der Braunkohle

Perlenschnur von überlieferten Objekten oder virtuelle Schau?

Unter diesem Titel fand am 04.03.2002 unter der Moderation des Geschäftsführers des RVDL, Herrn Dr. Thomas Otten im Domforum Köln eine Podiumsdiskussion zu den baulichen und technischen Zeitzeugen der Braunkohlengeschichte statt.

Zu den Teilnehmern auf dem Podium gehörten Kölns Regierungsvizepräsidentin Ulrike Schwarz; Dr. Christian Lögters von der Rheinbraun AG; der Dortmunder Denkmalpfleger Rainer Rossmann sowie Dr. Barbara Precht von Taboritzki, die Vorsitzende des Ortsverbandes Köln des RVDL. Dazu gehörte auch Dr. Walter Buschmann vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege.

Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag, Herr Edgar Moron sowie Herr Christian Schaller, Architekt des BDA Köln waren ebenfalls geladen, jedoch leider verhindert.

Zunächst informierte Dr. Buschmann das Publikum in einem einleitenden Vortrag über das Projekt „Strasse der Braunkohle“

Das Rheinische Amt für Denkmalpflege, die Kreise Düren, Neuss und Erftkreis, die Städte und Gemeinden Hürth, Frechen, Erftstadt, Grevenbroich, Jüchen sowie die RWE Rheinbraun AG haben sich in einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen, um die Zeugnisse der Region des Braunkohlenreviers sowohl den Bewohnern des Reviers wie auch auswärtigen Besuchern zugänglich zu machen.

Strasse der Braunkohle

Die schon im 17. Jahrhundert überregional bekannte Braunkohle aus dem Rheinland wurde durch den Einsatz von Brikettpressen seit 1877 und besonders seit dem Bau grosser Überlandkraftwerke im Rheinischen Revier zu einem Motor der Industrialisierung im Städtedreieck Bonn- Köln- Neuss- Aachen. Die „Rheinische Strasse der Braunkohle“ will die historischen und aktuellen Leistungen der Region, die sich in teilweise beeindruckenden baulichen, technischen und landschaftlichen Zeugnissen manifestieren, für den Tourismus erschliessen und damit zugleich das Selbstbewusstsein der Menschen in dieser Region stützen.

Das Projekt „Rheinische Strasse der Braunkohle“ soll Verknüpfungsmöglichkeiten zwischen Reisezielen der Hochkultur wie Denkmalen und Museen, Landschaft und Technik bieten. Ein wichtiger Schritt zur regionalen Integration des Projektes ist die Einbindung in zukünftige REGIONALEN. Das Konzept der „REGIONALEN. Kultur- und Naturräume in NRW“ wurde von der Landesregierung im Anschluss an die erfolgreiche IBA-Emscherpark entwickelt. An der REGIONALE 2002 (EuroGa) ist bereits das Grevenbroicher Projekt eines „Energiepfades“ beteiligt. Die „Rheinische Strasse der Braunkohle“ könnte als Teil der REGIONALEN wesentliche finanzielle Anstöße erhalten.

Die Regio Rheinland mit Köln ist der Schauplatz für die REGIONALE 2010, in die das Braunkohlerevier mit der „Strasse der Braunkohle“ integriert werden könnte.

Obwohl die Objekte, die zur Besichtigung entlang der Strasse der Braunkohle erschlossen werden sollen, eher netzwerkartig in der Region verteilt sein werden, hat man sich für die traditionsreiche Bezeichnung „Strasse“ entschieden, da man sich insbesondere an der „Mitteldeutschen Strasse der Braunkohle“ als Vorbild orientiert hat. Auch hier findet sich keine linear mögliche Erschliessung der Objekte, sondern ebenfalls eine Verteilung über das gesamte Gebiet. Durch den Begriff der Strasse wird zudem der eindeutig landschaftliche Bezug zum Rheinland zum Ausdruck gebracht.

Die Arbeitsgruppe „Rheinische Strasse der Braunkohle“, zu der die oben bereits genannten Gemeinden und Institutionen gehören, hat dazu eine vorläufige Objektliste mit ca. 70 Nennungen erarbeitet. Die Liste wurde in sieben Themenbereiche gegliedert, zu denen „herausragende Technikleistungen der Gegenwart“, „Baudenkmäler“, „Museen und Informationszentren mit Bezug zum Braunkohlebergbau“, „Rekultivierungsmassnahmen“, „Umsiedlungen“, „technische Infrastruktur“ sowie „Bergarbeitersiedlungen und Direktorenvillen“ zählen.

Als mögliche Hauptstandorte bzw. Ankerpunkte werden u.a. die Brikettfabrik Carl in Frechen, das neu zu errichtende Braunkohlemuseum in Hürth und eine Art rheinisches „Ferropolis“ mit Tagebaugroßgeräten in Jüchen diskutiert. Weitere Informationsstandorte können zum Beispiel im Informationszentrum der RWE- Rheindorf in Bergheim- Paffendorf oder im Museum für Alltagsgeschichte in Brühl eingerichtet werden. Auch das Internet als Informationsmedium soll mit einbezogen werden.

Mögliche Routenplanungen für Besucher können zu diesem Zeitpunkt noch nicht konkretisiert werden. Aufgrund der Tatsache, dass die Objekte unregelmässig in der Region verstreut liegen werden, ist jedoch angedacht, eine Hauptroute zu erarbeiten. Ausgehend von dieser Route können dann kleinere Routen erreicht werden, in die auch zum Beispiel Projekte wie der „Energiepfad Grevenbroich“ oder die von der RWE- Rheinbraun konzipierte „Strasse der Energie“ integriert werden können. Auch der anhaltende Trend zum Fahrradtourismus soll in entsprechenden Angeboten für ein- oder mehrtägige Fahrradtouren aufgegriffen werden. Einen weiteren Anziehungspunkt könnten Rundfahrten mit historischen Eisenbahnen bieten.

Bewusstseinsänderung in der Denkmalpflege

Eine wesentliche Frage der Diskussion kreiste anschließend um das Problem der Bewusstseinsbildung für die Werte der eigenen Region. Dazu gehört ein großes Maß an qualifizierter Öffentlichkeitsarbeit, wie Rainer Rossmann betonte. Es sei den Bürgern sehr wohl zu vermitteln, dass der historische Wert einer Industrieregion auch Bemühungen zur Erhaltung der Industriearchitektur legitimiere. Dies zeigten Beispiele wie IBA Emscher Park oder die gerade zum Weltkulturerbe erhobene Zeche Zollverein sehr anschaulich.

Dr. Buschmann hob hervor, dass technische Denkmale gegenüber den klassischen Denkmälergattungen wie Burgen, Schlösser und Kirchen noch Aufholbedarf hätten, was die öffentliche Akzeptanz anginge. Historische Vorgänge wie Rekultivierung und Umsiedlung müssten an den konkreten Objekten nachvollzogen werden können. Frau Dr. Precht hob in diesem Zusammenhang die wichtige Rolle der ehrenamtlich tätigen Geschichtsvereine hervor, die erheblich zur Information der Öffentlichkeit beitragen könnten. Eine gute Gelegenheit sei etwa der Tag des offenen Denkmals.

Mittlerweile besuchen mehr als 80.000 Bürger das Besucherzentrum in Schloss Paffendorf und nehmen an Tagebaubesichtigungen teil. Dies seien gute Voraussetzungen, auf die aufgebaut werden könne.

Dr. Lögters äußerte gewisse Bedenken, ob sich der inhaltliche Zusammenhang der einzelnen Objekte der „Strasse der Braunkohle“ für den Besucher so leicht erschließe. Allein die räumliche Distanz schaffe hier gewisse Probleme, die hohe Anforderungen an eine touristische Planung stellten. Für eine Firma wie die Rheinbraun AG, die sich mit der Stiftung zur Förderung der Archäologie im Braunkohlenrevier, aber auch mit Rekultivierungsprogrammen einer touristischen Erschließung und kulturellen „In Wertsetzung“ gegenüber grundsätzlich offen zeigt, sei die Entscheidung, ob eine Industriebrache erhalten werden könne, immer eine Einzelfallentscheidung, die vornehmlich wirtschaftlichen Interessen Rechnung trage.

In der Positionierung der Bezirksregierung zu dem Projekt äußerte sich Frau Schwarz zu den Möglichkeiten der Umsetzung und der Schaffung einer geeigneten Organisationsform. Sie betonte, dass hierzu ein umfassendes Tourismus- und Marketingkonzept nötig sei, dessen gedanklicher Ansatz vor allem den Freizeitnutzen herausstellen müsste.

Sodann stelle sich natürlich die Frage nach der Finanzierung. Grundsätzlich sei es möglich, Mittel der Städtebauförderung hierzu in Anspruch zu nehmen. Nicht ausgeschlossen hielt Dr. Lögters die Möglichkeit, dass die Rheinbraun AG in Einzelfällen das Geld, das zur Stillegung eines Industriestandortes notwendig sei, auch einmal für dessen Erhalt und den Schutz der denkmalwerten Bausubstanz aufwenden könnte.

Die zunächst anstehende Dokumentation der Objekte der „Strasse der Braunkohle“ wird durch das Land NRW bereits mit 180.000 € unterstützen werde.

Abschließend äußerten sich die Denkmalpfleger auf dem Podium noch einmal besorgt über den Zeitfaktor. Bis u.U. im Zuge der REGIONALE 2010 Möglichkeiten einer flächendeckenden Erhaltung und Überlieferung der Objekte geschaffen werden könnten, ist es für einige Standorte dann sicher zu spät.

Dr. Thomas Otten, RVDL

1 Kommentar

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin Vorsitzender eines ca. 30köpfigen Musik-orchesters, das nahezu die
komplette Bandbreite traditioneller wie moderner Blasmusik abdecken kann.

In Anlehnung an die nun-mehr 100 Jahre zurück-liegende Entstehung durch heimische Bergleute, die in den hiesigen Gruben des Siegerländer Erzbergbaus ihrer Arbeit nachgingen, treten wir in den tra-ditionellen Schmuckuni-formen der Bergleute nachempfundenen Uniformen mit Schachthut auf.

Ich möchte daher anfragen, ob Sie ein Interesse daran haben, unseren Verein im Rahmen geeigneter „Events“ an einem Wochenende in 2005 zu buchen.

Bei Interesse wenden Sie sich bitte an die Bergkapelle „Vereinigung“ 1903 e.V., z. H. Andreas Vieth, Weststraße 9, 57587 Birken-Honigsessen oder antworten einfach auf diesen Kontakt per Mail; Tel. bin ich tagsüber unter der 02681/87532 und privat unter 02742/8576 erreichbar.

Ich bedanke mich schon einmal für Ihr Interesse und grüße Sie mit einem herzlichen „Glück
Auf“

Andreas Vieth
1. Vorsitzender Bergkapelle „Vereinigung“ 1903 e. V.