Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Blick zurück: Traditionen der Kölner Museumslandschaft

Die Keimzelle

Die Keimzelle der Kölner Museumslandschaft ist das 1861 eröffnete erste Wallraff-Richartz-Museum, mit dem die Kölner eine lange Tradition stadtbürgerlichen Engagements begründeten. Mit der umfangreichen Kunstsammlung Ferdinand Franz Wallraffs konnte die Bürgerschaft nur ein Jahr nach der Einweihung des Diözesanmuseums einen eigenen Kunsttempel präsentieren. Mit einer Spende von Johann Heinrich Richartz wurde ein Gebäude für die Wallraffsche Sammlung An der Rechtsschule errichtet. Die Architekten Joseph Felten und Julius von Raschdorff bezogen sich mit dem Bau auf das ehemalige Minoritenkloster an diesem Standort. In direkter Nachbarschaft zur Minoritenkirche wurde das Museum auf dem Grundriß des Kreuzgangs errichtet. Im zeitgemäßen Stil des Historismus knüpfte auch die neugotische Fassade an Kölns mittelalterliche Geschichte an. Die ausladende Freitreppe inszenierte das Museum als einen dem alltäglichen Leben entrückten Kunsttempel.

Kölner Museen und Kirchen

Die Nähe zu Sakralbauten blieb charakteristisch für viele folgende Museumsbauten in Köln. Die Auseinandersetzung mit derart vorgeprägten Standorten und städtebaulichen Situationen stellte die Architekten auch in den folgenden anderthalb Jahrhunderten immer wieder vor Herausforderungen. Auch die Nachfolgebauten des Wallraff-Richartz-Museums – der Nachkriegsbau von Rudolf Schwarz und Joseph Bernhard von 1957 am gleichen Standort und der 1986 eröffnete Neubau am Domhügel von Busmann und Haberer – mußten sich um eine sensible städtebauliche Einpassung der Museen in die Nachbarschaft von Kirchenbauten oder –ruinen bemühen. In jüngster Zeit bezog Oswald Mathias Ungers die Ruine der Kirche St. Alban in den Neubau des Wallraff-Richartz-Museums in der Altstadt ein.

Auch andere Museen in Köln sind „kirchennah“: Das 1906 mit der Sammlung eines Kölner Domkapitulars gegründete Schnütgen-Museum zeigt seine Sammlung zur christlichen Kunst des Mittelalters in St. Cäcilien, einem romanischen Kirchenbau, der teilweise noch als Kirche genutzt wird. In einem der spektakulärsten Umbauprojekte in Köln wird Peter Zumthor das neue Diözesanmuseum über die Ruine von St. Kolumba und die Kapelle „Madonna in den Trümmern“ von Gottfried Böhm bauen.

Kölner Museen und Bürger

Bezeichnend für die Kölner Museen blieb seit 1861 die Bedeutung bürgerlicher Initiativen. Die Kölner Stadtbürger sahen in der Förderung des Allgemeinwohls durch Kunst und Geschichte eine ihrer vornehmsten Aufgaben und im Museum das geeignete Medium einer selbstbewußten und unverwechselbaren Präsentation. Viele Museen gingen aus bürgerlichen Initiativen hervor: Das 1888 mit einer Sammlung von Wallraff und Mathias de Noel eröffnete Museum für Angewandte Kunst, unterstützt durch den Kunstgewerbeverein, war ursprünglich am Hansaring beheimatet und ist heute An der Rechtsschule untergebracht. Das 1906 eröffnete völkerkundliche Rautenstrauch-Joest-Museum ging aus einer Sammlung des Ethnologen Wilhelm Joest hervor, die dessen Erben Eugen und Adele Rautenstrauch 1899 der Stadt schenkten. Auch den Museumsbau unterstützten sie finanziell. Der Kölner Architekt Edwin Crones entwarf ein Gebäude im Stil einer italienischen Villa des 17. Jahrhunderts am Ubierring. Nach langen Vorplanungen soll das Museum 2004 endlich diesen problematischen hochwassergefährdeten Standort verlassen und in die Innenstadt umziehen. Erwähnt werden muß in diesem Zusammenhang auch das Museum für Ostasiatische Kunst, dem 1977 ein eigenes Haus von Kunio Maekawa, einem Schüler Le Corbusiers, am Aachener Weiher errichtet wurde. Die dort ausgestellte Sammlung von Adolf und Frieda Fischer gelangte 1909 nach Köln. Unverzichtbar für die Stadt sind auch die Stiftungen des Sammlerehepaars Ludwig. Nach dem Auszug des Wallraff-Richartz-Museums wird das Museum Ludwig zur Zeit von Rem Kohlhaas umgebaut und die vergrößerte Sammlung neu präsentiert.

Kulturinseln?

Auch wenn Köln bisher weder Museumsinsel noch –meile, noch -ufer besaß, bemühte die Stadt sich immer wieder um die Konzentration und Zusammenfassung von Kulturinstitutionen an zentralen Orten. So soll die Zusammengehörigkeit der Institutionen rund um den Dom in Zukunft durch eine neue typografische Gestaltung des Areals um Römisch-Germanisches Museum, Museum Ludwig und Philharmonie deutlicher sichtbar werden. Ein weiterer Schwerpunkt entsteht am Neumarkt mit dem Josef-Haubrich Forum, in dem Kunsthalle, der Kölnische Kunstverein und das Rautenstrauch-Joest-Museum einen gemeinsamen Gebäudekomplex beziehen. Am Rheinufer bildet sich mit Schokoladen-, Sport- und neu hinzukommendem Duftmuseum ein Museumsufer nach Frankfurter Vorbild heraus. Ebenso sind die Ideen einer „via culturalis“ durch die Altstadt, in der die archäologische Zone des antiken und mittelalterlichen Köln präsentiert und ein Haus der jüdischen Geschichte und Kultur eingerichtet wird, auf eine Bündelung und Aufwertung auch dieses Stadtbereichs in kultureller und touristischer Hinsicht ausgerichtet.

Simone Mergen

Weiterführende Literatur: Hugo Borger: Die Kölner Museen. Köln 1990.

Yvonne und Thomas Plum: Kunst, Kakao und Karneval. Was Museen in und um Köln zeigen. Köln 1995.

Hiltrud Kier: Kleine Kunstgeschichte Kölns. München 2001.

1 Kommentar

Die Domplatte und die Museen sollten komplett neugestaltet werden, damit sich ein einheitliches Ensemble rund um den Kölner Dom ergibt. Den jetzigen Zustand finde ich unerträglich!!!