Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Klassenziel erreicht

Cafes in Zwischenräumen zu installieren war das Thema des Schulprojektes ’sehen stadt gucken‘.

Wer ist eigentlich Rem Koolhaas? Wer ist Le Corbusier? Mit diesen Fragen und der Erkenntnis, dass Sven Hannawald und Robbie Williams jeder, aber kaum jemand Le Corbusier kennt, starteten der Kölner Architekt Martin Schneider und der Lehrer Hans Frick ein gemeinsames Schulprojekt im Grundkurs Kunst der 12. Jahrgangstufe an der Kölner Königin-Luise-Schule.

Herausgekommen sind sympathisch, improvisiert Modelle von höchst unterschiedlichen, aber durchweg fantasievollen Cafés im „Zwischenraum“.

Im Sommer 2001 hatte Martin Schneider, Architekt aus Köln, mehrere Kölner Schulen angeschrieben, um gemeinsam mit Schülern und Lehren ein Architekturprojekt zu initiieren. Dessen Ziel sollte es sein, Jugendliche auf die „Welt der Architektur“ aufmerksam zu machen und ihre Wahrnehmung für die eigene Umwelt zu schärfen. Hans Frick, Lehrer an der Königin-Luise-Schule griff die Idee auf und integrierte sie in seinen Kunstkurs Architektur.

Das Thema „sehen stadt gucken“ lieferte die Basis für jede Menge Aktivitäten. Zur Anregung gab es zunächst fachkompetenten Input des Architekten in Form eines Diavortrages. Danach schwärmten die Schüler aus, um Brüche und Widersprüche in der Stadt aufzuspüren, sie zu dokumentieren und mit eigenen Mitteln zu verändern. Im dritten Schritt sollte für die besondere Atmosphäre des gefundenen Ortes ein kleines Cafe, das „Cafe Zwischen“ entworfen und im Modell dargestellt werden.

Die Konzepte der konkreten und abstrakten Zwischenräume sind so vielfältig wie die Namen Programm: „Rheincafe“, „Das rollende Cafe“, „seashell“, „Cafe mobile“, „Cafe Safariefloss im Aachener Weiher“ oder „Das schwebende Wolkencafe über dem Dom“.

Das fantasievolle Konzept zu entwickeln war das eine. Schwieriger fiel den Schüler die handwerkliche Umsetzung am Modell. Auch der Abstraktionsgrad der eigenen Idee will eben gelernt sein. Dennoch war das Resümée der Schüler, die „wegen der Nachmittagstermine zunächst skeptisch waren“ durchweg positiv aus: „Wir hatten bei der Bearbeitung sehr viele Freiräume“, so der Schüler Sahand Hagi, „und darüber hinaus – wenn wir sie brauchten – fachmännische Betreuung.“

„Die Vorstellungskraft der Schüler zu wecken und deren Fähigkeit zum Sehen anzuregen“, war vor allem dem Architekten Martin Schneider wichtig. Die beabsichtigte Sensibilisierung scheint gelungen.

18 Schülerinnen und Schüler dachten über Architektur nach, begriffen und formten eigene Entwürfe. Was will man mehr, wenn sie dann auch noch demnächst mit offeneren Augen durch unsere gebaute Umwelt gehen werden.

Das Ende des Projektes markiert eine kleine Ausstellung, die während der Arbeit Ansporn war, aber auch den Schülern während der Ausstellungseröffnung Mut abverlangte, ihre Entwürfe der Diskussion zu stellen.

Die Ausstellung ist noch bis zum 13. März in der Königin-Luise-Schule zu sehen. bs