Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Schlaglichter

Meinungssplitter vom Baukongress.

Ein Effekt schlechter Architektur: die Revolution von 89

Der Autor des „Statusbericht Baukultur in Deutschland“, Prof. Dr. Gert Kähler, fragte nach den Baukosten in einer gesellschaftlichen Gesamtbilanz: Wie hoch sind die Kosten, die durch Menschen verursacht werden, die deprimiert sind von einer tristen Umgebung? Umgekehrt, wie positiv macht sich eine stimulierende „gute“ Umgebung bemerkbar? Er stellte die spekulative Frage welchen Anteil die schlechte Bausubstanz in der ehemaligen DDR an der Revolution von 1989 hatte.

Wider die Aldisierung des Bauens

Kähler forderte eine Parallelveranstaltung zum Oskar, ein Architekturpreis von vergleichbarem Renommee und Publikumsinteresse zur Förderung der Baukultur.

Eine Popkultur des Bauens ohne Rücksicht auf den Ort

Prof. Dr. Vittorio Magnano Lampugnani wetterte gegen den Bilbao Effekt, also gegen den renomiersüchtigen Einkauf von Stararchitekten, deren Artefakte bald bezugslos in allen Metropolen versammelt seien: Nach Hundemanier würden so Territorien besetzt.

Vertrauen auf Selbstheilung im Zeichen der Globalisierung

Lokale Identität im Zeichen der Globalisierung rettet sich von selbst: Lampugnani nannte die slow-city Bewegung in Italien. Kleine Städte hätten dort erkannt, dass auch ihr ökonomisches Überleben davon abhängt, dass sie sich auf ihr Spezifisches besinnen.

Wofür Häuser genau gebraucht werden läßt sich nicht planen

Gabriele Fischer, Chefredakteurin von brand eins, forderte eine ähnliche Offenheit des Bauens wie Wolfgang Welsch, wenn auch prosaischer, sie verlangte der Architektur eine Flexibilität ab, die es ermöglicht sich an einen Gebrauch anzupassen, der nicht geplant war und der möglicherweise nicht planbar ist.

Prosumer

Der junge Berliner Architekt Wilfried Hachenbroich schlug vor, dass die Architekten die Möglichkeiten des Internet nutzen sollten. Während der Planungsphase könne Architektur im Web von vielen interessierten Beteiligten diskutiert werden. Konsumenten von Architektur könnten so zu Prosumern werden (sozusagen zu produzierenden Konsumenten).

Lieber lebendig in der Stadt als tot auf der grünen Wiese

Der Brüsseler Welt-Korrespondenten Michael Mönninger über die „Fehl-Allokation“ von Fördermitteln: Sie führt zu „Einfamilienhaus-Wildschweinsiedlungen (), in denen ich nicht mal tot überm Zaun hängen möchte.“