Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Städte-GAU statt Städte-Bau?

Stellungnahme des RVDL zum geplanten Kongresszentrum im Bonner Regierungsviertel.

Als das Non Plus Ultra der städtebaulichen Entwicklung wird im Zusammenhang mit dem geplanten Kongresszentrum im ehemaligen Regierungsviertel in Bonn von den Stadtoberen derzeit wieder der Entwurf des sogenannten BonnKegels hofiert. Der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz hat sich im Rahmen seiner Jahrestagung 2001 in Bonn erstmals kritisch mit diesem Entwurf auseinandergesetzt.

Ein ausführlicher Bericht dazu findet sich in der Ausgabe 3/2001 der Zeitschrift „Rheinische Heimatpflege“ des RVDL.

Die aktuellen Bestrebungen der Stadt Bonn, im Kernbereich des ehemaligen Regierungsviertels um den Plenarsaal von Günther Behnisch ein internationales Kongresszentrum entstehen zu lassen werden vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz ausdrücklich befürwortet. Damit würde auch die Infrastruktur der Stadt hinsichtlich ihrer Rolle als UN-Standort gestärkt.

Der BonnKegel von Rüdiger Schmitz

Frühzeitig intensiv in Stadtrat und Presse diskutiert wurde der Vorschlag des Euskircheners Rüdiger Schmitz, das neue Kongresszentrum in Form des sogenannten BonnKegels zu realisieren. Der Entwurf wird vom Rheinischen Verein entschieden abgelehnt.

Gründe für die Ablehnung des Vorschlages sind unter anderem die Nichterfüllung der von der Stadt vorgegeben Rahmenbedingungen für das Bauvorhaben. Es wird erwartet, dass die Bewerber sich an dem vorgegebenen historischen, denkmalgeschützen und denkmalwerten Baubestand orientieren. Der Vorschlag für das neue Kongresszentrum soll sich in den städtebaulich empfindlichen und geschichtsträchtigen Bereich anpassen und den hohen architektonischen Ansprüchen gerecht werden. Die freiraumgestalterischen, erschliessungstechnischen und funktionalen Anforderungen sollen sich an den strukturellen Chancen und architektonischen Qualitäten des ehemaligen Plenarbereiches orientieren. Neben Gründen der Visualität und Ästhetik, welche die abgebildeten Fotomontagen vielleicht verdeutlichen, verbieten auch sachliche und funktionale Argumente die Umsetzung dieser Vision.

In keinem Falle kann die Höhenentwicklung des Kegels über die punktuell genehmigte achtgeschossige Bebauung mit einer fundierten und städtebaulich nachvollziehbaren Begründung hinterfüttert werden, wie der Ratsbeschluss dies verlangt. Dieser Meinung scheint sich zwischenzeitlich auch der Stadt-Baurat Sigurd Trommer angeschlossen zu haben, der in einer öffentlichen Veranstaltung den Kegel aus wirtschaftlichen und denkmalpflegerischen Erwägungen für nicht realisierbar hält.

Der aktuelle Stand zum Thema BonnKegel

Eine Pressemeldung vom 06.11.2001 hat jedoch gezeigt, dass dieses Thema noch immer in der Bonner Stadtpolitik präsent ist. Die Vertreter der vier Ratsfraktionen haben sich dafür ausgesprochen, das Wettbewerbsverfahren für das Internationale Kongresszentrum Bonn noch vor der kommenden parlamentarischen Sommerpause 2002 abzuschliessen. Dabei wurde darauf hingewiesen, der Bonn-Kegel würde in der Entscheidung eine faire Chance bekommen.

Dies ist insofern irritierend, da in der Vergangenheit der Vorschlag von verschiedenen Seiten wie dem BDA (Bund Deutscher Architekten) oder dem rheinischen Verein aus den oben genannten Gründen heftig kritisiert wurde.

Das vorgeschlagene Gebäude ist mit der denkmalgeschützten Bausubstanz der Umgebung wie z.B. dem Plenarsaal oder dem langen Eugen unvereinbar und wirkt als Fremdkörper, ohne jede Korrespondenz oder Wechselwirkung mit der ihm zugedachten Umgebung.

Wie bereits in der Vergangenheit kritisiert, werden in der letzten Pressemeldung als Argument für den BonnKegel von den Ratsherren nur seine symbolträchtige Rolle für das Bonner Stadtbild genannt. Des weiteren heisst es: Die entscheidende Frage sei nun, ob und wie sich Bau und Betrieb des Projektes rechnen. Mit anderen Worten werden städtebauliche und konservatorische Argumente aussen vor gelassen und nur das Argument der Wirtschaftlichkeit des Baus berücksichtigt.

Ist Rüdiger Schmitz` Vorschlag noch zulassbar?

In diesem Zusammenhang sei auch darauf hingewiesen, dass die Stadt Bonn bisher noch keinen öffentlichen Wettbewerb für das Bonner Kongresszentrum ausgeschrieben hat. Ist es daher nicht verwunderlich, dass ein Vorschlag derart öffentlich und intensiv diskutiert wird, ohne dass bisher weitere Vorschläge vorliegen? Es sei auch darauf hingewiesen, ob es nicht sinnvoll wäre, einen bereits derartig medienpräsenten Vorschlag wegen Übervorteilung aus dem Wettbewerb auszuschliessen, um weiteren Teilnehmern auch in der Öffentlichkeit reelle Chancen einzuräumen.