Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Köln braucht mehr Platz

Montagsgespräch: ‚Auf die Plätze, fertig…?‘

Fast kann man schon von einer Veranstaltungsreihe sprechen, denn auch beim letzten Montagsgespräch im Jahr 2001 war der in die Krise geratene öffentliche Raum in Köln Gegenstand der Diskussion.

Mit der Devise „Auf die Plätze fertig los“ hatte der BDA anlässlich der plan2000 zu Aktionen rund und auf Kölner Plätzen aufgerufen und damit das Thema angestoßen, um bestehende Mängel stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Nachdem die vorangegangenen Gesprächsrunden grundsätzlicher Natur mit theoretisch-fachlichem Charakter waren, stellte nun Herrmann Gellissen (Stadtplanungsamt) auf Einladung des BDA konkrete Analysen und Konzepte zur gestalterischen Verbesserung der Kölner Plätze vor und zur Diskussion. Der Situation, die als allgemeine Misere empfunden wird, hat sich mittlerweile der Rat der Stadt angenommen, nachdem im Sommer letzten Jahres Oberbürgermeister Schramma eine Qualitätsoffensive für die öffentlichen Räume, „die Wohnzimmer die Stadt“, angekündigt und die Gestaltung der Kölner Plätze zur Chefsache erklärt hatte.

Konzept zur Neugestaltung von Plätzen

Um die öffentliche Diskussion über die Kölner Plätze auf eine breitere Basis zu stellen und die verschiedenen Institutionen und Interessengruppen einzubinden, die sich bisher dem Thema öffentlicher Raum gewidmet haben, griff eine Kommission des Kölner Stadtplanungsamtes die Materie auf. Grundlage des vorgestellten Konzeptes ist eine systematische Bestandsaufnahme von 276 Kölner Plätzen. Analysiert wurde nach Geometrie, Platzbereich, Verkehr und Planungsstand.

Vorgesehen ist, 108 Innenstadtplätze gemäß einer Prioritätenliste thematisch zusammenzufassen. In fünf definierten Rundgängen werden die Plätze der „via culturalis“ zwischen Dom und St. Maria im Kapitol, der „Einkaufsrundgang“ zwischen Hohestrasse , Schildergasse, Mittelstrasse und Ringe, die Plätze an der „Kulturdiagonalen“ zwischen Dom und Josef-Haubrich-Hof, die „Ringstrassen-plätze“ und die Freiflächen der „via sacra“ in einen gemeinsamen themenbezogenen Kontext gestellt werden.

Ganz oben auf der Prioritätenliste stehen die Plätze der „via culturalis“. Gemeinsam mit der Bodendenkmalpflege sollen in diesem Bereich städtebauliche Realisierungswettbewerbe durchgeführt werden, um ein optimales und auf den jeweiligen Ort bezogenes Konzept mit zusammenhängender Gestaltungslinie zum „Thema Kultur“ zu erhalten. Das Programm ist auf einen Zeitraum von zehn Jahren angelegt. Herrmann Gellissen betonte „es ist wichtig die Aufgaben zu bündeln um das Konzept in den politischen Gremien zu diskutieren, Mittel zu bewilligen und zu kanalisieren“.

Bürgerliches Engagement fördern

Konsens fand das vorgestellte Konzept, auch wenn angesichts der Vielzahl der Kölner Plätze und der leeren Stadtkassen die Frage nach der Umsetzbarkeit dieses ehrgeizigen und engagierten Plans diskutiert werden muss.

Damit mag auch zusammenhängen, dass Plätze über ihre Ränder definiert werden, die sich meist dem städtischen Einflussbereich entziehen. Auch hier könnte, so Thomas Göbel-Groß, Stadtgestalter aus Hannover, die Stadt initiativ werden: „Es müssen Modelle und Strukturen entwickelt werden, bürgerliches Engagement zu fördern und Gestaltung in der dritten Dimension zu initiieren.“ Peter Bach, Sprecher des Kölner Kulturrates verwies in diesem Zusammenhang auf die positive Entwicklung des Rathenauplatzes, der wieder auflebt, seit sich die Bürgerinitiative mit der Fläche identifiziere.

„Patenschaften für Plätze“ würde der Kölner Freiraumplaner Peter Sparla gerne vergeben, nicht um die Stadt aus ihrer Verantwortung zu nehmen, sondern um „positive Impulse zu setzen, zu koordinieren und die Planung programmatisch voranzutreiben.“

Auch die neue Mediengesellschaft wird reale Orte nicht durch virtuelle Spielplätze ersetzen. Der Platz als Manifestation von Öffentlichkeit hat nach wie vor Bestand. Schon allein deshalb lohnen sich die Anstrengungen mit „frühzeitig aufgestellten Spielregeln“ (Göbel-Groß) ganzheitliche Gestaltungskonzepte zu entwickeln. bs