Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Wackelbilder

Die ‚Monumente‘ des Fotografen Thomas Kellner in der in focus Galerie am Dom.

„Monumente“: Das sind die Bauwerke der großen Hauptstädte, vor denen die meisten Japaner stehen. Ikonen europäischer Architektur, die von den Touristenströmen täglich tausendfach abgelichtet werden. Das tut der Siegener Fotograf auch. Nur etwas anders.

Sein Verfahren: Er zerlegt ein Bauwerk in ein imaginäres Planquadrat und fotografiert die einzelnen Felder des Gebäudes in systematischer Reihenfolge ab. Diese legt er vorher in einer Skizze fest, die alle Regieanweisungen für die einzelnen Aufnahmen enthält. Der Kontakabzug seines Films zeigt dann das Gebäude wieder komplett, zusammengesetzt aus vielen Einzelbildern. Allerdings wahrt er bei den Aufnahmen nicht den rechten Winkel sondern er weicht – Perspektive und Winkel wandelnd – planvoll davon ab. Das ergibt ein fröhliches, irritiertendes Bild des Kölner Doms, des Eifelturms, der Tower-Bridge…

In den Architektur-Puzzles von Thomas Kellner begegnet man einer fotografischen Reaktion auf „totfotografierte“ Architektur. Thomas Kellner versucht die Monumente für seinen Blick zu retten, sie wiederverzaubern, er bringt sie zum Einsturz und gleichzeitig erschafft er sie neu.

Womöglich ist dieses Verfahren eine spielerische Emanzipation von fachgerechter Architekturfotografie, mit ihrer Lust an stürzenden Perspektiven. Wir sehen das destruktive Vergnügen mit der ein kleines Kind seine Legobauten zum Einsturz bringt. Vielleicht sogar eine Rache des ohnmächtigen Betrachters, dessen Blick diese Bauwerke schließlich „hinnehmen“ muß. Einmal gebaut stehen diese Großbauten meist für Jahrhunderte, prägen das Stadtbild und es gibt so manchen Blick, der sich mit ihnen verfeindet. Ist hier die Rache eines Fotografen am Werk, der diese Ohnmacht reflektiert, der sich in seiner Bildwelt als umgestaltender Autor europäischer Metropolen auslebt?

Man könnte auch sagen, dies sei eine fotografische Reminiszenz an kubistische Verfahren, so multiperspektivisch und doch noch erkennbar, wie er seine Objekte zerlegt und wieder zusammenfügt.

Das alles läßt sich zu diesen Bildern anmerken, aber eins ist offensichtlich: Der junge Fotograf (Jahrgang 66) entwickelt ein großes Vergnügen an seiner Zerlegung und Neuordnung, welches sich auch auf den Betrachter überträgt.

Zu sehen ist die Ausstellung in der in focus Galerie am Dom (Köln, Marzellenstraße 9) noch bis zum 20. Dezember. Öffnungszeiten: Di. – Fr. 15 – 19 Uhr, Do. 15 – 20 Uhr, So. 15 – 18 Uhr, u.n.V.

aj