Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Die Kunst des Weglassens

Das Museum Ludwig auf dem Weg zum ‚Wunschmuseum‘.

Mit der Präsentation der Ausstellung „Museum unserer Wünsche“ markiert des Museum Ludwig den Zwischenstand der Umbau- und Renovierungsmaßnahmen.

Nach dem Auszug des Wallraf-Richartz-Museums und der vorsichtigen architektonischen Bereinigung der Ausstellungsräume (Busmann und Haberer) steht der Sammlung der modernen Kunst nun ein Drittel mehr Platz zur Verfügung.

Unter der Prämisse der Rekonstruktion und der Kunst des Wegnehmens überflüssiger Einbauten sind die bisher durchgeführten Renovierungsmaßnahmen im Bereich der Ausstellung so einfach wie wirkungsvoll. Hier ein Wanddurchbruch dort eine zusätzliche Treppe lassen behutsam großzügigere Räume, lichtere Galerien und sinnfällige Raumfolgen entstehen. Blickbeziehungen zum Rhein und zum Dom wurden gezielt wieder hergestellt. Räumlich unterstützt eine zusätzliche Treppe zu den Räumen am Rhein das neue Ausstellungskonzept Kaspar Königs.

Zugunsten neuer Sichtweisen und Zusammenhänge wurde der traditionelle kunsthistorische Zeitbegriff aufgegeben was sich in komplexeren Laufrichtungen und mehreren Rundgangsmöglichkeiten widerspiegelt.

Blickbeziehungen und Kunst weisen jetzt den Weg. Hinter der neu angelegten Treppe unterstreichen die blauen Bilder von Ives Klein die Tiefe. Museumsneulingen wird es dennoch nicht leicht gemacht, zu vielgestaltig sind die Räume und deren Zugangsmöglichkeiten.

Kaspar König und seine Mannschaft haben die Bestände der Museumsräume und Depots gesichtet und ergänzten den Bestand um „Wünsche“, gemeint sind Kunstwerke, deren Ankauf prinzipiell möglich ist. Neu gehängt wird die Anthologie mit 62 Bildern, Skulpturen, Zeichnungen, Fotografien und Videokunst. Alle Leihgaben werden dem Museum eineinhalb Jahre zur Verfügung stehen. In dieser Zeit hofft man an die Tradition zahlreicher Stifter mit privaten Engagement anknüpfen zu können um deren Werke in die Sammlung einzureihen.

Im Untergeschoss des Hauses wird dem Zeitgeist gehuldigt. Am Übergang zur Philharmonie wurde für die Videokunst ein eigener Ort eingerichtet. Die Kölner ag 4 mediatecture company gestaltete den Raum als Lounge. Über ovale, rote Sitzmöbel stülpen sich schräge, mit weißem Tuch bespannte Tüten, in denen die Videoterminals untergebracht sind. Leider kann sich der eigenständiger Charakter des Raumes nicht voll entfalten, zu sehr wirken Material und Konstruktion des Museums in die Lounge hinein.

„Weder Kunsthalle noch Kunstverein soll das Museum sein“, so König, dennoch wird es immer wieder Umstrukturierung, Wandel und Bewegung geben. Nicht nur museale Rezeption sondern auch Produktion soll gezeigt werden. Die Umgestaltung des ehemaligen Amerikasaals und des Heldensaals in AC: und DC:, nach der englischen Bezeichnung für Gleich- und Wechselstrom, schafft Projekträume in denen aktuelle Positionen und Kunstprozesse gezeigt werden. Den Anfang macht die Ausstellung ‚Sience Fiction / Hier und jetzt zufrieden sein‘ von Isa Genzken und Wolfgang Tillmanns.

Momentan ist im Foyer die Kunst des Wegnehmens noch im Prozeß zu beobachten. Mitte April sollen auch hier die Umbauarbeiten (OMA) abgeschlossen sein. Dem Museum bleibt zu wünschen, dass der Schwung, der durch den Auszug des Wallraf-Richartz-Museum ambitioniert in Gang gesetzt wurde, erhalten bleibt. bs