Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Fosters Urhütte

Zwischen Rekonstruktion und Interpretation realisierten fünf Studenten der Fachhochschule Köln ‚the retreat‘, Fosters erstes Haus, im Maßstab Einszueins.

Das erste Haus, das erste Einszueins umgesetzte Projekt ist wohl für jeden Architekten etwas außergewöhnliches, auch wenn er mittlerweile 629 Mitarbeiter beschäftigt und sein Entwurfsspektrum von Hightech Monumenten über Badewannen bis hin zu Wolkenkratzern reicht.

Norman Fosters erstes Haus „the retreat“, wurde 1964 mit dem Team 4 Architects (Richard Rogers, Wendy Cheesemann und Sue Brumwell), in idyllischer Landschaft von Creek Vean realisiert.

Die Auftraggeber René und Marcus Brumwell besaßen direkt am Ufer ein kleines Bootshaus, von dem sie oft zur Flussmündung segelten. Dort sollte ein Allwetter-Aussichtspunkt mit Aufbewahrungsmöglichkeiten für ihre Picknickutensilien gebaut werden. Er sollte eine einfache zweckmäßige Rückzugsmöglichkeit inmitten der Natur bieten, jedoch ohne große Eingriffe in die natürliche Umgebung, realisierbar sein. Verwirklicht wurde eine monolithische Betonschale die wie ein Cockpit aus der Böschung auftaucht. Aus der Glaskanzel lässt sich über die Flussmündung blicken.

Für fünf Architekturstudenten der Fachhochschule Köln steht ihr erstes Haus nun als temporäre Installation und als Satellit der Normen Foster – Ausstellung vor dem Museums für Angewandte Kunst. Zwischen Rekonstruktion und Interpretation bauten sie Fosters retreat von 1966 im Maßstab Einszueins. Form und Proportion werden unverändert dargestellt. Die Betonschale des Originals wurde jedoch durch eine Holzwaben-konstruktion, wie in Leicht -oder Modellbaukonstruktionen üblich, ersetzt. Diese Strukturierung des monolithischen Körpers kennzeichnet das Gehäuse als Modell oder fliegenden Bau. Auch nimmt die Konstruktion vorweg, was später in der Architektur von Foster angelegt ist.

So verstehen die Studenten den Nachbau als Transformation, „unsere Entscheidung ging dahin das Exponat als Metapher und Versuchsanordnung zu präsentieren“, erläutert Prof. Siegemund, der die fünf Studenten betreute. Denn heraus genommen aus seiner natürlichen Umgebung und als Architekturmodell in der Großstadt gelandet, kann es einzig über seine Form und Maßstäblichkeit verstanden werden, der realen Ort kann vor dem Schwarzbau nicht abgebildet werden.

Was vermittelt werden kann ist das Raumgefühl, denn das Anschauungsobjekt ist begehbar, die orange Verglasung lässt sich zur Seite schieben.

Durch die Interpretation des Originals in Material und Farbe ist ein neues, eigenständiges Haus entstanden, das seine eigene Ästhetik vermittelt.

Der „retreat“ weckt Neugierde und ob der fehlenden Hinweisschilder im öffentliche Raum muss sich der verwunderte Passant die Ausstellung anschauen um Sinn und Zweck der orangen Holzkiste zu entschlüsseln. bs

Studenten:

Alexander Dercks, Edgar Guth, Tobias Rose, Axel Schiller, Christian Strang

FH Köln, Fachbereich Architektur:

Prof. Dipl.-Ing. Jochen Siegemund