Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

plan01: Eine Schiffstour, die ist lustig …

Auf der ‚Rheinperle‘ präsentierte Martin Stankowski Köln von seiner schönsten Seite

Noch gleichen die beiden ehemaligen Industriehäfen Deutz und Mühlheim verschlafenen Inseln im städtischen Raum. Lebenskünstler, von anderen „Zwischennutzer“ genannt, übernehmen funktionsfähige Kranbahnen und Produktionsanlagen, Grün überwuchert mancherorts schon die Gleisanlagen, Gebäude verfallen oder werden gerade noch notdürftig Instand gehalten.

Wie geht Köln mit seinen Häfen um? Eine Initiative des BDA Köln will diese Frage auf die Tagesordnung setzen: Frühzeitig sollen die Entwicklungsmöglichkeiten und -ziele für diese innerstädtischen Brachen öffentlich diskutiert und formuliert werden, um deren Entwicklung aktiv gestalten und beeinflussen zu können.

Viele der demnächst in der Diskussion stehenden Flächen sind am besten und überhaupt nur vom Fluss aus zugänglich. Um Köln von seiner schönsten Seite zu zeigen und um Bürgern, Entscheidern, und Architekten zu verdeutlichen, über welche Areale gesprochen wird, veranstaltete der BDA ein Schiffstour auf der „Rheinperle“ mit Martin Stankowski.

In einem dreistündigen Dauervortrag, keine Minute davon war langweilig, berichtete der Stadthistoriker Martin Stankowski über die Stadt, ihren Fluss und die fünf Kölner Häfen.

Bei guter Stimmung, Sonne, eisigem Wind und Kölsch hörten über 100 Mitreisende fundierte Anektoden und Stadtgeschichten über Fische, Kölner Klüngel, Misch-und Zwischennutzer, aktuelle und weiter zurückliegende städtebauliche Wettbewerbe, Angler, den heiligen Nikolaus, die Anrheiner, die Kellyfamily im Mühlheimer Hafen, städtische Entwicklungspläne, Schütt- und Fahrgut, schützenswerte Kaianlagen, kommunistisch unterstützte Hängebrücken und historisch gewachsene Areale.

Zwischen Dampferfahrtatmosphäre und Anektoden, die tief in der Stadt und Flussgeschichte verankert waren, blieb genügend Raum um über relevante städtebauliche Positionen zu berichten.

Im Gegensatz zum letzten Montagsgespräch, wo ausschließlich Perspektiven der Verwertung für die Hafenareale formuliert wurden, ermöglichte es die Schiffstour durch einen veränderten Blickwinkel das Bewusstsein für die Situation zu schärfen. Kölns Charakter wird vom Fluss geprägt. Auch wenn der Rhein geographisch nicht immer im Mittelpunkt des städtischen Lebens steht.

Eine sehr lohnende und empfehlenswerte Fahrt. Es wäre schön, wenn die große Resonanz der gestrigen Fahrt die Veranstalter dazu veranlasst, den Rheinperlenausflug zu einer Dauereinrichtung werden zu lassen.