Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

plan01: Liquid Campus – Schule der Telearchitekten

Studenten von elf Architekturfakultäten arbeiten in virtuellen Teams an gemeinsamen Entwürfen mit Mitteln der modernen Telekommunikation. Auf plan01 stellen sie ihre Internet-Platt…

Von „Telemedizinern“ hört man vieles. Von „Telearchitekten“ dagegen weniger? Gibt es sie überhaupt? Glaubt man Google.de, der größten Suchmaschine im Internet, die zum Schlagwort „Telemedizin“ 10.400, zum Suchbegriff „Telearchitektur“ dagegen nur ganze zwei Ergebnisse liefert, ist die „Telearchitektur“ nicht existent. Der Arzt in München, der eine Operation in Los Angeles durchführt, ohne seinen Patienten ein einziges Mal zu Gesicht zu bekommen oder der Arzt aus Sao Paulo, der Röntgenbilder aus Köln-Nippes begutachtet sind uns fast schon geläufige Bilder. Was aber macht dagegen die Architektur in der Telepolis? Wie werden die Arbeitsplätze, wie die Arbeitsformen der Architekten in der Zukunft aussehen? Wie können Architekten die neuen Informations- und Kommunikationsmedien für ihre Arbeit nutzen? Wo werden die neuen Telearchitekten ausgebildet?

Diesen Fragen geht seit vier Jahren das Internet-Projekt netzentwurf.de nach. Studenten aus mittlerweile elf Hochschulen arbeiten gemeinsam – fast ausschließlich mit Mitteln und Werkzeugen der neuen Medien – an gemeinsamen Entwurfsprojekten. Betreut werden die hochschulübergreifenden virtuellen Teams von Dozenten, die wiederum an anderen Universitäten lehren. Die Frage, ob und wie das Zusammenarbeiten über weite Entfernungen möglich ist, soll dabei nicht nur theoretisch erörtert, sondern selbst beim Arbeiten erfahren werden: dabei lernen die Studenten vielleicht manchmal mehr über neue Kommunikations-, Arbeits- und Organisationsformen als über die klassischen Aufgaben des Architekten. Und Probleme sind hier vorprogrammiert, sie zu lösen die eigentliche Projektaufgabe: Vom Missverständnis enstanden durch missverständliche E-Mails, vom „Lost-in-Hyperspace“-Feeling oder von der Detailverliebtheit beim Lösen technischer Kniffeligkeiten, bei dem die eigentliche Aufgabe leicht aus dem Blick geriet, berichten die Teilnehmer.

Im diesjährigen Sommersemester ging es vor allem darum, Konzepte für eine virtuelle Universität, den „Liquid Campus“ zu schaffen und die eigenen Arbeits- und Organisationsformen dabei gleichzeitig zu reflektieren. Beachtenswerte Arbeiten sind enstanden.

Das Projekt „Liquid Campus“ ist zu plan01 im Eckigen Rundbau noch bis zum 28.9.2001 zu sehen. Alle bisher enstandenen Arbeiten und weitere Infos zum Projekt gibt es unter https://www.netzentwurf.de