Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Außer Thesen nix gewesen?

mehr_wert_steuern. Eine Kölnstrategische Bierpräsentation des club_a im Rahmen des BDA Montagsgesprächs

Wie schon einmal anlässlich der plan2001 gestaltete der club_a, eine Gruppe junger Kölner Architekten, einen weiteren Abend mit seinem Thesenanschlag auf Kölschflaschen. Diesmal traf man sich im Rahmen des BDA Montagsgesprächs im Domforum. Diesmal sollte auch nicht nur mit dem Bier in der Hand über die auf die Etiketten gedruckten 20 Thesen diskutiert werden. Zur Anregung gab es zunächst Input von fachkompetenter Seite. In der Begrüßung erläuterte Annette Paul vom club_a den Titel: Ziel der Aktion sei es, zu diskutieren, wie und ob man den Mehrwert Stadt mit einem Leitbild steuern könne, und Zielsetzungsprozesse in Gang zu setzen.

Anne Luise Müller, Leiterin des Stadtplanungsamtes in Köln, führte kurz in Perspektiven der Stadtplanung im allgemeinen ein. Sie plädierte für eine pluralistische Gestaltung der Stadt, gegen Modelle „aus einem Guss“, die schon in der Vergangenheit nicht funktioniert hätten, bestenfalls nicht allgemein durchsetzbar seien, schlimmstenfalls totalitäre Züge trügen. Stadtplanung und Architekten müssten eng zusammenarbeiten und die Stadt als Gewebe betrachten, das Gefüge der Quartiere als Mosaiksteine der Stadt berücksichtigen. Auch die Gesetze müssten aktualisiert, z.B. Mischbebauungen wie im europäischen Umland zugelassen werden. Die Bezugsgrößen könne die Geschichte liefern, so Müller, die ihren Vortrag mit einem aufklärerischen Plädoyer für „Verwirrung, Tumult und Aufruhr“ beendete.

Nach der Aufklärung folgte mit Arno Brandlhuber, Architekt und Stadtplaner, die Dekonstruktion in Form von Institutionenkritik an club_a, BDA, Bierflaschenthesen und Steuerungsphantasien. Nicht auf „leeren Bierflaschen“, nur am konkreten Projekt und mit persönlichem Engagement könne man solche Thesen verbreiten. Und auch hier der Blick in die Geschichte, die Namen Riphahn und Schwarz fielen, die seinerzeit für ihre Visionen eines „Neuen Köln“ eingetreten seien. Weiter ging’s mit Jörg Rekittke, Landschaftsarchitekt, der den von ihm so genannten „Kölner Jungen Wilden“ seinerseits eindeutige Thesen entgegensetzte: „Dicke Sprüche schaffen keinen Mehrwert.“ In der Auseinandersetzung mit der These „Vergesst den Dom“ folgte dann mit einem Augenzwinkern der naheliegende und derzeit populäre Vergleich mit dem Schicksal des World Trade Center. Sollte dies der Ausweg sein, um über neue Kölner Leitbilder zu sprechen? Zum Schluss sprach Heinrich Remagen, City Marketing Köln, der mit einschlägiger Revolutionsparole den Blick weg vom „intellektuellen Offenbarungseid“ der endlosen Diskussion zurück auf die Bürger lenken wollte: „Wir sind die Stadt!“

Danach wurde zwar dem Bier reichlich zugesprochen, aber die vom club_a erwünschte Diskussion über die Bierflaschenetiketten kam nur schleppend in Gang. Und so bleibt ein wenig Ratlosigkeit – die beabsichtigte Provokation scheint gelungen – und nun? sm