Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Die Entscheidung um den neuen Fußballtempel ist gefallen

Die Fußball-WM 2006 in Köln? Der Anfang ist gemacht. Das Stadion wird neu gebaut. Der Siegerentwurf zum Umbau des Müngersdorfer Stadions in eine reine Fußballarena ist ermittelt.

Mit einer denkbar knappen Mehrheit wurde der kombinierte Realisierungswettbewerb zum Umbau des Müngersdorfer Stadions in eine moderne, mediengerechte und reine Fußballarena mit ca. 50.000 Sitzplätzen entschieden.

Unter Vorsitz des Kölner Architekten Walter von Lom tagte die Jury am 13. Juni und beriet über die architektonischen und funktionalen Qualitäten der sieben überarbeiteten Entwürfe, die aus der ersten Wettbewerbsphase hervor gegangen sind.

Die Kriterien bei der Bewertung der sieben Projekte waren, wie Oberbürgermeister Schramma betonte, „nicht die reine Funktion, also genügend Sitzplätze und ein Dach, sondern vor allem eine hohe Signifikanz“. Das Kölner Stadion soll zu einen unverwechselbaren Gebäude mit hohem Wiedererkennungswert werden.

Gewonnen hat schließlich der Entwurf des Hamburger Büros von Gerkan Mark und Partner (gmp). Er erfüllt mit seinen vier von innen beleuchten 65 Meter hohen Pylonen, an denen auch die Dachkonstruktion hängt, den Wunsch nach imageprägender und markanter Architektur und wurde vor allem von den Sachpreisrichtern (Vertreter der Ratsfraktionen, OB Schramma und FC Präsident Albert Caspers) mit einem Stimmverhältnis von 8:7 auf den ersten Platz gesetzt. „Den Verfassern gelingt ein Stadionentwurf, der sich gut in die vorhandene Parklandschaft einfügt und sich maßstäblich mit den denkmalgeschützten Abel-Bauten auseinandersetzt.“ So der Jurytext.

Kontrovers diskutierte das Preisgericht die offenen Ecken des rechteckigen Gebäudes und die abgespannte Seilkonstruktion des ebenen, lichten Tribünendachs. Weiter im Jurytext: „Sie sind historisierend und wenig zeitgemäß.“ Für die offenen Stadionecken, die überinstrumentalisiert wirken, wird schon jetzt eine notwendige Überberarbeitung angekündigt.

„Gestalterische Elemente standen für die Fachjuroren, (Dören, Köln; Hasse, Dortmund; Kulka, Köln; v. Lom, Köln; Petzinka, Düsseldorf; Weber, Stuttgart; Winking ,Hamburg) im Vordergrund “, so Schramma. Sie konnten sich mehrheitlich nicht für den technoiden gmp-Entwurf begeistern und favorisierten – leider nicht einstimmig – den Zweitplatzierten, die Arbeitsgemeinschaft der Kölner Büros Gruppe MDK und schebalkin architekten. Deren Entwurf sah eine ovale, in sich geschlossene Arena mit einem großen weit über das Stadionrund auskragenden transparenten Dach vor. Auf bewegter Topographie hätten außerhalb der Arena unter dem Dach auch separate Veranstaltungen stattfinden können. Der Bereich um das Stadion war als multifunktional nutzbar angelegt.

Allerdings hätte der Entwurf auch mehr Unbekannte in der Realisierung mit sich gebracht.

Im Mittelpunkt der Entscheidungsfindung stand immer die Realisierbarkeit, weshalb sich deren Befürworter letztlich gegen die Ästheten durchsetzten. Den Verantwortlichen, vor allem den Betreiber geht es um die Kosten – und die termingerechte Fertigstellung. Denn der Um- und Neubau soll bei laufendem Spielbetrieb realisiert werden.

Mit dem Büro gmp sieht man sich auf der sicheren Seite. Die Hamburger haben sich in der Umsetzung von Großprojekten mit konstruktivem Schwerpunkt ein Namen gemacht. Projekte der letzten Jahre sind der Hamburger und Stuttgarter Flughafen und der Lehrter Bahnhof in Berlin.

OB Schramma räumte jedoch schon jetzt ein, das die Realisierung wohl im Schnitt 10-15% mehr kosten wird als die bisher veranschlagten 180 Millionen. Zum Vergleich: das neue Stadion „Auf Schalke“ wird 300 Millionen kosten. Die genauen Kosten werden noch vom Notar bekannt gegeben, denn ein kombiniertes Verfahren sieht vor, das Architekten mit Bauunternehmern zusammenarbeiten und für den jeweiligen Entwurf ein detailliertes Angebot nach VOB abgeben müssen.

Priorität bei den Verhandlungen hat der Siegerentwurf „können die Kosten nicht gehalten werden so verhandeln wir auch mit den 2. und 3. Preisträgern“, stellte der Oberbürgermeister fest.

„Der Entwurf ist mit keinem anderen Stadion der Welt vergleichbar“ befand Vereinspräsident Caspers begeistert „und es lässt keine Wünsche offen – außer dass der 1. FC-Köln in der nächsten Saison international spielt.“

Das Wettbewerbsergebnis:

1. Preis: von Gerkan Marg und Partner, Hamburg

2. Preis: Gruppe MDK/schebalkin artchitekten, Köln

3. Preis: Architekten 3P, Stuttgart

4. Preis: Behnisch und Partner, Stuttgart

5. Preis: Max Dudler, Berlin

6. Preis: Fischer Architekten, Viernheim

7. Preis: Costantini/Regembal, Paris

Vom 23.6 –6.7 2001 werden die Wettbewerbsarbeiten der letzten Phase in einer Ausstellung gezeigt.

im VIP Zelt des 1.FC Köln, Müngersdorfer Stadion, (auf der Westkampfbahn)