Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Mehr Licht

Inszenierung einer architektonischen Licht- und Klangskulptur im öffentlichen Raum, anlässlich des Licht-Kultur Spektakels „Luminale 2002“ in Frankfurt am Main.

Parallel und als Ergänzung zum Messegeschehen veranstaltete die Luminale, eine Begleitmesse zur light + building, einen Parcours aus 60 Lichtspektakeln im öffentlichen Raum der Stadt Frankfurt. Ein „Kunstlichtort“ der über das gesamte Stadtgebiet verteilten Lichtobjekte, war das Projekt „Blitzlichtgewitter“. Den Hauptakteur der nächtlichen Kunstinszenierung spielte eines der letzten Frankfurter Gründerzeitgebäude in der Goethestraße, das Modehaus Pfüller. Im Rahmen der Frankfurter Luminale 2002, wurde nach dem Vorbild der historischen italienischen Stadt, die im Sinne einer Oper zum inszenierten Bühnenraum wird, das Gründerzeithaus in eine Klang und Lichtinszenierung getaucht, die zeigt, was mit Kunstlicht möglich ist.

Prof. Jochen Siegemund, FH Köln und drei Studenten, Christian Strang, Axel Schiller und Edgar Guth, die für Idee und Konzept verantwortlich sind, setzten zusammen mit dem Musiker Thomas Strang und einer Kölner Firma für Licht- und Toneffekte das Projekt um.

Lichtschichtung, Lichttiefe, Lichteinfärbung, Lichtzeichen und Lichtblitze verfremdeten die architektonischen Strukturen, Formen und Räume des Ortes. Begleitet wurden die Farb- und Lichtspiele von elektroakustischer Raum-Musik „La Legénde d`Er“ von Iannis Xenakis, die zur Eröffnung des Centre Georges-Pompidou in Paris komponiert und uraufgeführt wurden und den experimentalen Charakter der Inszenierung noch verstärkte. So ist das Projekt auch als eine Hommage an Iannis Xenakis“ (1922-2001), anlässlich seines ersten Todestages zu verstehen.

Je nach Lichtstimmung und Situation veränderte die Dramaturgie von Klang und Licht die Wahrnehmung der Fassade. Im Wechselspiel wirkte das Gebäude filigran, dramatisch, steinern, es wurde dekonstruiert oder pulsierte im bewegten Licht. „In der gesamtkünstlerischen Komposition aus Ort, Licht und Ton wird jeder Gast ein Ingenieur des Subjektiven.“, so Prof. Jochen Siegemund einer der Initiatoren. Bekanntes wurde neu interpretiert, inszeniert und verdeutlicht „nichts ist wie es scheint und nichts bleibt wie es war“. Ein anschauliches Projekt das Mitten in der Frankfurter Innenstadt und am Rande des Messegeschehens Licht – und Klangflächen verschmelzen ließ und damit Raum für Kreativität und Phantasie bot und den Mangel an Licht in unseren Städten verdeutlichte – getreu des Geheimrat Goethes letzter Worten „mehr Licht“. bs