Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Wenig Visionäres – viel Pragmatismus

Beim Montagsgespräch des BDA sorgten unterschiedliche Vorstellungen zum neuen Bild der Nord-Süd-Fahrt für Diskussionsstoff.

Mit grundsätzlichen Fragen wollte das jüngste „Montagsgespräch“ Licht ins Planungsdickicht Nord-Süd-Fahrt Untertunnelung bringen.

Der BDA hatte Fraktionsvorsitzende, Verwaltungschefs und den Stadtkonservator zur Diskussion ins Domforum geladen.

Mangels konkreter städtebaulicher Vorstellungen stellte Stadtentwicklungsdezernent Klaus Otto Fruhner mit pragmatischem Optimismus verkehrstechnische, zeitliche und finanzielle Intensionen vor. So scheint das Projekt Nord-Süd-Fahrt vor allem komplizierte Fragen hinsichtlich der Straßenführung aufzuwerfen. Wie viele Autos wann wohin fahren, mit welchen Rampen man dem Ziel und Quellverkehr gerecht werde und wie groß die Tiefgarage unter dem Offenbachplatz sein kann.

Funktionierende Lösungen gäbe es noch keine, für Ende Mai stellt er jedoch eine weitere Verkehrsuntersuchung in Aussicht.

Für das Finanzierungsmodell des Projektes gibt es dagegen schon konkretere Strategien. Die „derzeitige Luft über der Strasse werde bauwilligen Interessenten verkauft“ aus dem Erlös und Zuschüssen des Landes könne dann „der Deckel“ gebaut werden. Erster Interessent: der WDR. Bis zum magischen Datum 2006 (WM) möchte der Sender in der Nähe seiner bisherigen Häuser ein Besucher – und Informationszentrum bauen. Eine Machbarkeitsstudie, vom WDR in Auftrag gegeben wird ebenfalls Ende Mai erwartet.

Die Gesamtkosten für die neue Trassenlegung belaufen sich auf ca. 100Mill DM. Deutlich machte Fruhner, „es wird kein Gesamtpaket Nord-Süd-Fahrt plus Neuordnung des Quartiers geben“ und „seinen Berechnungen nach müsse der Offenbachplatz aus Baufenster mit ausgewiesen werden“, um überhaupt genügend Fläche zum Verkauf stellen zu können. Doch ungeachtet aller Ungereimtheiten, möchte der Dezernent bis 2002 Planrecht herstellen.

Bela Dören, Dezernent für Bauen und Verkehr, stellt im Zuge der Flächenmaximierung gar das Schauspielhaus und den Restaurant-Pavillon zur Disposition.

Im Gegensatz zu den Dezernenten der Stadt plädiert der Stadtkonservator Ulrich Krings entschieden für den Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudeensembles Oper, Schauspielhaus, Pavillon und der gegenüberliegenden fünfgeschossigen Gebäudezeile und setzt sich für den Schutz des Offenbachplatzes in seinen heutigen historisch gewachsenen und begründeten Dimensionen ein.

Die prinzipielle Entscheidung den Verkehr unter die Oberfläche zu verbannen, damit sich die räumliche und architektonische Qualität der Fassung und die urbane Platzsituation voll entfalten könne, teilt er allerdings. Es käme darauf an die Untertunnelung und die Platzierung der neuen Tiefgarage so zu lösen, dass die archäologische Zone unter dem gesamten Areal geschützt würde.

Und die Politiker?

Von der Moderatorin Chritl Dreys, Stadtplanerin aus Kassel, nach städtebaulichen Vorstellungen oder gar Visionen befragt, träumt der Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses Klipper (CDU) ungeachtet aller Ungereimtheiten, von einem „kulturellem Zentrum mit Oper, Schauspiel, WDR, Kolumba-Museum, Minoritenkirche und Museum für angewandte Kunst“, alles, ohne Straßenschneise fußläufig zu erreichen.

Die Vertreter von SPD und Grünen Barbara Moritz und Norbert Rüther , warnen vor „konstruiertem Zeitdruck“, man sollte sich nicht vom WDR treiben lassen, weil „Eile und unüberlegtes Handeln immer auf Kosten der Qualität gehe.“

Wichtige inhaltliche Kriterien: Die Schaffung eines intakten neuen Stadtviertels, in dem nicht nur konsumiert sondern auch gewohnt wird.

Um Synergien nicht zu verpassen regt der FDP Fraktionsvorsitzende Ralph Sterck zum Denken in Bauabschnitten an. So könnte jetzt die Planung für den WDR vorangetrieben werden und für die übrigen Etappen könnte man sich Zeit lassen.

In einem sind sich die Politiker einig, es gilt nicht nur die „Deckelung“ einer Strasse und die Neudefinition eines Verkehrskonzeptes zu bewältigen, sondern die Festlegung urbanen Stadtlebens mit der Verflechtung von Kultur und Konsum.

Ein Fazit: Defizite und Schwierigkeiten wurden deutlich. Bisher stattgefundene Wettbewerbe haben vor allem die Problemstellungen und Ansätze des Themas erarbeitet, aber noch keine endgültigen Lösungen gezeigt.

Es scheint als gäbe es einen großen Bedarf zunächst unterschiedliche Konzepte für nachhaltige, zukunftorientierte Stadtentwicklung zu erarbeiten, in denen Verkehr und Architektur gleichermaßen Bedeutung zukommt, um dann erneut zu diskutieren bevor man sich festlegt, und bevor man einzelne Baufelder ausverkauft.

Kurzfristiges Ziel soll sein: Fragestellungen zu präzisieren und nach der Sommerpause erneut in dieser Runde zu diskutieren.

Das Thema Nord-Süd-Fahrt wird uns noch eine Weile beschäftigen.

Es diskutierten:

* Prof. Bela Dören, Dezernent für Bauen und Verkehr

* Klaus O. Fruhner Dezernent für Stadtentwicklung

* Dr. Ulrich Krings, Stadtkonservator

* K.J. Klipper, Vors. d. Stadtentwicklungsausschusses

* Norbert Rüther, SPD Fraktionsvorsitzender

* Barbara Moritz, Bd90/Die Grünen Fraktionsvorsitzende

* Ralph Sterck, FDP Fraktionsvorsitzender

Es moderierte Christl Drey, Stadtplanerin aus Kassel.

Die Organisation lag bei Stefan Schmitz, Vorstand BDA

Nord-Süd-Fahrt, wohin führt der Weg?

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