Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Skulpturen im öffentlichen Raum. Oder: man sieht nur was man kennt

Eine Entdeckungsreise durch Köln.

Vortrag regte zur Entdeckungsreise durch Köln an.

Zum Vortrag von Helmut Fußbroich am 15.2.2001 im Domforum.

Wer sieht sie eigentlich, oder kennt sie, wenn er sie sieht, die Kunst in der Stadt? Sicher, die eine oder andere Skulptur ist nicht zu übersehen, manches nimmt man dagegen einfach so hin, wie etwa die Relikte vermeintlich besserer Zeiten, die Reiterstandbilder an der Hohenzollernbrücke. „Pferdedenkmäler“, wie ein kleiner Freund mal die monumentale Heldenverehrung aus Kindersicht beschrieb – in der Tat vier preußische Monarchen, geschaffen 1908-1910 von Louis Tuallion.

Kunst erkennen

Doch es gibt auch die (Zweck) freie Kunst im öffentlichen Raum. Eine ganze Reihe unterschiedlicher Skulpturen – Figürliches, Geometrisches und Abstraktes – gestaltet Wege und Plätze der Domstadt. Großes, wie „Columne pro Caelo“ (1984), die Stele von Heinz Mack am südlichen Ende des Roncalliplatzes. Oder der Stufenberg „Ma‘alot“ (1982-86) von Dani Karavan auf dem Heinrich-Böll-Platz neben der Philharmonie und unweit besagter Reiter. Zu Fuße der Preußen und des Stufenberges liegt ein besonderes Stück Kunst, speziell wieder für Kinder: die Stein- und Wasserlandschaft „Rheingarten-Skulptur“, 1986 von Eduardo Paolozzi geschaffen, fungiert im Sommer als eine Art Abenteuerspielplatz.

Kunst entdecken

Ganz in der Nähe findet sich auch Kleines, oft Missachtetes, wie der Dionysos-Brunnen Am Domhof – ein Kleinod 1973 von Hans Karl Burgeff im Schatten der Domplatte errichtet. Gerade die (bezüglich der Größe) kleinen Werke sind es, die ihren Standorten einen eigenen Ausdruck verleihen und die es zu entdecken gilt. So sollte man einmal im Einkaufsgedrängel auf der Hohen Straße den Blick heben: Auf der Fassade des Kaufhauses Wormland sorgt die kinetische Plastik von Otto Piene für „Licht und Bewegung“ (1966).

Von hier lohnt ein Abstecher in die Antoniterkirche (ein halböffentlicher Raum) auf der Schildergasse: zum „Todesengel“ (1927) von Ernst Balach und weiter zur Volkshochschule am Josef-Haubrich-Hof. Die „Lippenwand“ (Wilhelm Loth 1967-69) auf der Tür kennzeichnet das Forum als Ort der Rede – mindestens solange das Gebäude nicht dem künftigen Rautenstrauch-Joest-Museum weichen muss.

Und schließlich verspricht nicht nur ein Ausflug in den Skulpturenpark (1999 eingerichtet) an der Zoobrücke Kunstgenuss. Auch im Rheinpark in Deutz verdienen zwischen Seil- und Kinder-Eisenbahn eine Reihe von Bronzefiguren Aufmerksamkeit: „Häusliche Sorgen“ (1913) von Rik Wouters, „Assunta“ (1921) von Georg Kolbe und „Steigendes Pony“ (1940) von Reneè Sintenis.

Kunst im Alltag

Hinter dem akademisch anmutenden Titel entpuppte sich des Vortrag von Dr. Fußbroich als ein anregendes Lehrstück. Denn das Wissen um Entstehung und Intention der Kunstwerke offenbart einen allzeit präsenten Teil der Kölner Stadtgeschichte. Eine Geschichte, die fortgeschrieben wird: kürzlich wurde auf dem Kolpingplatz hinter dem Museum für angewandte Kunst die Stele „Figur“ (1993) von Michael Croissant aufgestellt.

Buchtipp für eigene Entdeckungsreisen: „Skulpturenführer Köln – Skulpturen im öffentlichen Raum nach 1900“ von Dr. Helmut Fußbroich, J.P. Bachem Verlag, 29,80 DM

(Edgar Haupt)