Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Keine Angst vor Kupferstichen

Römische Architektur-Kaprizen
Veduten von Giovanni Battista Piranesi (1720–1778) im WRM

Als Freund von Architekturausstellung hat man in Köln ja Bescheidenheit gelernt, und auch, dass es mitunter sehr gewinnbringend sein kann, sich mit Dingen zu beschäftigen, auf die sonst nicht automatisch das Augenmerk fällt. Zum Beispiel mit Kupferstichen römischer Antiken.

Diese nämlich sind im wahrsten Sinne des Wortes kapriziös – Capriccio als Begriff der Kunsttheorie bezeichnet eine Idee, die akademische Normen und Gesetze spielerisch und phantasievoll überschreitet. Ein berühmter Vertreter dieser Kunstform ist Giovanni Battista Piranesi. Er hielt antike Monumente Roms in Radierungen fest, in einer wilden Mischung von archäologischer Dokumentation und fantastischen Elementen.

Piranesi nutzte alle Mittel, um die Bildwirkung zu dramatisieren: eigenartige Perspektiven, starkes Hell-Dunkel, monstermäßige Vergrößerungen antiker Bauteile mit mickrig kleinen, meist gequält wirkenden menschlichen Figuren. Für seine Stiche hatte einen Verkaufsraum in bester Lage: die frühen Romtouristen rissen sich darum.

Doch nicht nur Marktorientierung spielte eine Rolle in der Darstellung des Alten Rom, gleichzeitig waren die Veduten ein Beitrag zu der polemisch geführten Debatte über das wahre Erbe der Antike – Rom oder Athen, das war die Frage. Darauf spielt der Titel „Piranesis Antike – Befund und Polemik“ der Ausstellung im Graphischen Kabinett des Wallraf-Richartz-Museums an, in der knapp 20 dieser Arbeiten Piranesis nun zu sehen sind. Sie stammen aus dem Kölner Universitätsarchiv, wo sie durch eine Schenkung des ersten Kölner Lehrstuhlinhabers für Griechische Philologie, Professor Dr. Joseph Kroll, hingelangten.

Ira Scheibe

 

Bis 26. Januar 2014 im WALLRAF-RICHARTZ-MUSEUM

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag: 10 – 18 Uhr
Donnerstags: 10 – 21 Uhr
Feiertage: 10 – 18 Uhr

Am 1. Donnerstag im Monat (ausgenommen Feiertage) haben alle Kölnerinnen und Kölner freien Eintritt in die Ständige Sammlung. Der Personalausweis gilt als Eintrittskarte.
Am 1. Donnerstag im Monat: 10 – 22 Uhr
Montags geschlossen

Giovanni Battista Piranesi (1720 – 1778)

Ponte Lugano, um 1764–65

Radierung

Universität zu Köln, Universitätsarchiv, Inv. 700/36

Giovanni Battista Piranesi (1720 – 1778)

Janustempel – Argentarierbogen (zwei Triumphbögen auf dem Forum Boarium), um 1769–71

Radierung

Universität zu Köln, Universitätsarchiv, Inv. 700/3