Seit 2006 wird um das Projekt gerungen, in der ersten Hälfte dieses Jahres fand ein europaweit ausgeschriebener, zweistufiger Wettbewerb für die Bildungsgebäude in der nördlichen Altstadt statt. Die Jury unter Vorsitz von Jórunn Ragnarsdóttir kam nun zu folgendem Ergebnis:
- 1. Preis: Gernot Schulz Architektur (Köln) und Topotek 1 (Berlin), Landschaftsarchitektur
- 2. Preis: Schilling Architekten und Johannes Böttger Landschaftsarchitekten, beide Köln
- 3. Preis: Cityförster mit Kirstin Bartels (Oslo) und RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten (Bonn)
- Anerkennungen: Lorber + Paul Architekten (Köln) mit Ursula Ringleben (Düsseldorf) und Angela Bezzenberger (Darmstadt), Landschaftsarchitektur und LIN Architects Urbanists (Berlin) und Müller Illien Landschaftsarchitekten (Zürich)
Projektiert sind Um- und Neubauten mit einem Bauvolumen von circa 21 Millionen Euro für fünf der insgesamt sieben Einrichtungen der Bildungslandschaft, nämlich Grundschule, Kindertagesstätte, Realschule, Studienhaus sowie Mensa- und Werkstatthaus. Für das Hansa Gymnasium findet ein Vergabeverfahren ohne Wettbewerb statt. Am Ende der Maßnahmen steht die Generalinstandsetzung des Abendgymnasiums.
Partizipation braucht Zeit
Ausgehend von dringenden Raumproblemen bei Bildungseinrichtungen rund um den Klingelpützpark entstand die Projektidee eines Bildungsverbundes für „Nachhaltiges Lernen“. Im Jahr 2006 begann die Zusammenarbeit der Stadt mit der Montag Stiftung. Im Mai 2008 fand ein workshop statt, zu dessen Abschluß zwei erste Preise vergeben wurden: an die Planungsgemeinschaft feld72 / PlanSinn und die Londoner muf architects and artists.
Bis Herbst 2008 sollte daraus eine gemeinsame Arbeit entstehen als Rahmenplan für die hochbauliche Entwicklung der „Bildungslandschaft Altstadt Nord.“ Die Bürgerinitiative Klingelpützpark sah jedoch in diesem Entwurf zu viel Parkfläche verbaut, und er wurde auf Eis gelegt. Ein 2009 eingerichteter Planungsbeirat mit Vertretern aus Schulen und Anwohnerschaft konnte keine eindeutige Empfehlung an die Politik geben.
Im September 2010 wurde im Rat der Stadt Köln die Realisierung beschlossen und dafür ein Kostenrahmen von 75 Mio. Euro kalkuliert. Grundlage für den jetzt abgeschlossenen Wettbewerb war eine von der Stadt initiierte Machbarkeitsstudie.
Architektur der „Bildungslandschaft“
Ausgangpunkt des Entwurfs bei Gernot Schulz waren Überlegungen, in welcher geometrischen Form sich die vorgegebene Clusteridee von „Einheit in der Vielfalt“ am besten abbilden lässt. Ein starres, orthogonales Architekturkonzept wurde verworfen, geeigneter schien das Fünfeck, das vielgestaltige Raum-, Blick- und Wegebeziehungen zwischen den Gebäuden im neuen Bildungsareal ermöglicht. Der spielerische Duktus der Bebauung verhindert eine geschlossene Gebäudefront zum Park, abgestufte Bauhöhen vermitteln zur alten Stadtmauer am Gereonswall.
Stahlbeton-Skelettbauten werden innen mit hell lasiertem Sichtbeton, Holz und farbig akzentuierten Einbauten geprägt sein. Die Neubauten erhalten Fassaden mit Klinkervorsatzschalen, die als durchbrochene Flächen in Teilen auch vor den Glasflächen weiter geführt werden, und Fenster aus Holz- Aluminiumkonstruktionen. Aufgrund des engen Budgets soll auf Techniken wie Betonkernaktivierung o.ä. verzichtet werden.
Besondere Wichtigkeit kommt dem neuen Wegesystem zu. Die Gebäude gruppieren sich um das mittig liegende, von einem Platz umgebene Studienhaus. Die Wegeführung ermöglicht flexible Bewegungsrichtungen und abwechslungsreiche Blickbeziehungen. Die Wege aus hellem und dunklem Natursteinpflaster führen durch die Gassen im inneren Bereich zu den Außenbereichen der einzelnen Ausbildungsorte hin zur offenen Parklandschaft.
„Hände weg vom Klingelpützpark!“
Die Bürgerinitiative kritisiert weiterhin, dass auch durch den neuen Entwurf zu massive Eingriffe in die Grünanlage vorgenommen werden: „Neben der massiven Parkbebauung durch die Mensa, der bauleitplanerischen Erweiterung des Gebäudes Vogteistraße 17 und der Besetzung des Parks im Randbereich des Hauptschulgeländes als versiegelte Freifläche (die spätere Erweiterungsbauten erleichtert), soll eine alte Brunnenanlage unter dem Deckmantel ‚Kompensation‘ abgebaut werden.“
Die Anwohner möchten, dass der Park für alle Nutzer erhalten bleibt und nicht allein in den Dienst des Projektes Bildungslandschaft gestellt wird. Die Beplanung von Gernot Schultz Architektur für den zentralen Bereich an der Kyotostraße ist ein guter Kompromiss zu den bisherigen Ansätzen. Um Details wird weiter gerungen werden. Der Baubeginn soll Anfang 2015 sein, mit einer Fertigstellung wird für 2017 gerechnet.
Ira Scheibe
Weiterführende Informationen:
Architekturbüro 1. Preis
>>Gernot Schulz
>>Bildungslandschaft Altstadt Nord
Seite der Stadt Köln zum Thema >>Bildungslandschaft
Zur Internetseite der >>Bürgerinitiative