Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

„Auf wolkigen Höh’n wohnen die Götter“

Die spannende Inszenierung einer Großbaustelle – Rundgang durch die Sanierungsmaßnahmen von Oper und Schauspielhaus.

Die Sanierung des Riphahn-Ensembles am Offenbachplatz, das aus Opernhaus, Schauspielhaus und Opernterrassen besteht, läuft planmäßig und denkmalgerecht. Die komplexe Bauaufgabe mit vielen ineinander greifenden Bauabschnitten wird, nach Plänen von HPP Architekten aus Düsseldorf, seit Mitte 2012 umgesetzt. Mehr als fünfzig Jahre nach seiner Fertigstellung erlebt das Opernhaus nun umfassende Sanierungsarbeiten. Ziel ist es, die zwischen 1952 und 1957 entstandenen und von Wilhelm Riphahn konzipierten Bühnenbauten von außen attraktiver und von innen funktionaler zu gestalten.

Mit beherzten Eingriffen wird der Komplex zunächst von Überflüssigem befreit und derzeit bis auf den Rohbau zurückgebaut. Weit fortgeschritten sind inzwischen die Entkernung der Gebäude und die Aushubarbeiten am kleinen Offenbachplatz und an der Krebsgasse. Nackte Wände, Auf- und Durchbrüche, Beton- und Mauerwerksstrukturen sind offen sichtbar geworden. Die weitgehend freigestellte Substanz wird dann wieder nach Riphahns Konzeption in den Originalzustand versetzt werden. Nach der Sanierung müssen noch 75 % der Ursprungssubstanz erhalten sein, ansonsten verlieren die Gebäude den rechtlichen Status eines Denkmals, erläutert Reinhard Beuth, Leiter Öffentlichkeitsarbeit Sanierung der Bühnen Köln.

Eine Fototour durch die Baustelle ermöglicht Einblicke hinter sonst verschlossene Bauzäune.

 

foyer

Im gesamten Foyer hat der Schutz der Bestände Vorrang. Alle Bauteile, die nicht ausgebaut werden konnten, sind mit Hartfaserplatten für die Dauer der Baumaßnahmen geschützt.

Riphahn baute die Oper weitgehend ohne Ornament, aber verzichtete keineswegs auf die Inszenierung durch Licht und Farbe. Die Oper war nicht weiß, dieser Eindruck ist den Renovierungsmaßnahmen der 1980er Jahre geschuldet, sie war farbig gefasst.
Foto: Christian Wendling

farbe

Bevor die eigentlichen Sanierungsmaßnahmen begonnen haben, wurden mit dem Skalpell flächen- und raumdeckend kleine Befundfenster freigekratzt um unter bis zu sieben Schichten Farbe den Originalton von 1957 freizulegen.
Foto: BRB Lindlar

treppen

Wirken die Baumaßnahmen im Foyer noch eher harmlos und beschränken sich weitgehend auf Sicherungsmaßnahmen….
Foto: Christian Wendling

orchestergraben

…wird das Ausmaß der Sanierung im Zuschauerraum schon deutlicher. Entkernung und Rückbau bestimmen hier das Bild. Die Beton- und Mauerwerksstrukturen der 50er Jahre sind komplett freigelegt oder zum Teil bereits abgebrochen, wie hier am Orchestergraben.
Foto: Christian Wendling

unterbühne

Unter der ausgebauten Bühne zeigt sich acht Meter tief die Unterbühne. Die mechanisch betriebene Bühnentechnik für die Unterbühne wurde von Riphahn baulich zwar vorgesehen, konnte in Ermangelung der technischen Möglichkeiten aber nie vollständig realisiert werden. Die für die mit 25 x 22 Metern sehr groß bemessene Hauptbühne und die Seitenbühnen werden nach der Sanierung technisch auf dem neusten Stand sein. Die Bühne wird dann von vier Seiten – oben, unten, rechts und links – bespielbar sein.
Foto: Christian Wendling

orchestergraben

Auch der Orchestergraben des Opernhauses existiert nicht mehr. Seine Erweiterung ist eine der zentralen Anliegen der Baumaßnahmen. Dazu wird der bisher vor der ersten Parkettreihe befindliche Umgang dem Orchestergraben zugeschlagen. Die Anzahl der Sitzplätze verringert sich dadurch unwesentlich auf 1300. Die Plätze für Rollstuhlfahrer erhöhen sich von vier auf zehn.
Foto: Christian Wendling

bühnenraum cw

Der Blick in den ehemaligen Bühnenraum lässt kaum erahnen wie das Opernhaus in Zukunft saniert und modernisiert erscheinen und vor allem, dass es ab 2015 den Spielbetrieb wieder aufnehmen können wird.
Foto: Christian Wendling

zuschauerraum

Blick von der ehemaligen Bühne in den Zuschauerraum: Die fächerförmig versetzt angeordneten, schubladenförmigen Logen prägen den Charakter des Zuschauerraumes. Die schwarz gebeizte Birnbaumverkleidung der Flanken ist zwischengelagert und wird restauriert wieder montiert werden, ebenso Ablageflächen und Geländer.
Foto: Christian Wendling

logen

Die Unterseiten der Logen und deren vordere Rundungen werden als gestrichener Putz wieder hergestellt.
Foto: Christian Wendling

baugrube

Viele der geplanten Veränderungen werden sich nach der Fertigstellung dem Blick von außen entziehen, sie entstehen unterhalb des Straßen- und Platzniveaus – so auch der neue Standort der Kinderoper unterhalb des kleinen Offenbachplatzes.
Der kleine Offenbachplatz und die Fuge zwischen Schauspielhaus und Oper werden auf einem Großteil der Fläche acht Meter tief unterbaut. Hier sind die Ausschachtungsarbeiten für das „verborgene Schatzkästlein“ bereits abgeschlossen.

Von all dem wird später nichts mehr zu sehen sein, denn der denkmalgeschützte Platzbelag wird wieder hergestellt.
Foto: Christian Wendling

kinderoper

Beeindruckend wird die Anbindung der Kinderoper an das Foyer der Oper sein. Eine großzügige, als Doppelhelix ausgebildete Treppenanlage mit zwei gegenläufigen Treppen wird in die Tiefe gebaut und führt bis in das Foyer der Kinderoper hinunter.
Foto: Christian Wendling

„Auf wolkigen Höh’n wohnen die Götter“

(Zitat aus Richard Wagners Oper ‚Siegfried‘)

Die Intendanz wir zukünftig in der neunten Etage der Werkstatttürme mit Domblick residieren. Deren 35 Meter hohe, terrassierte Türme fassen den schlichten Quader des Bühnenhaus, und geben dem Ensemble in seiner monumentalen Wirkung ihren unverwechselbaren Charakter.
Foto: Christian Wendling

historischer bestand

‚Achtung historischer Bestand‘: die fragilen Fensterprofile, die den Charakter der 50er Jahre Architektur prägen, werden zu Gunsten des Denkmalschutzes erhalten.

hinten

Auf der Opernrückseite wird das Haus von Grund auf neu errichtet. Zwischen den temporär abgestützten Werkstatttürmen – dort wo früher der Anlieferungshof war – ist die Baugrube 10 Meter tief ausgeschachtet. Bis die neuen Probebühnen, die Technikzentrale und das Kostümdepot entstehen, verleiht eine stählerne Spinne den beiden Werkstatttürmen Stabilität.
Foto: Christian Wendling

krebsgasse

Weitere spürbare Eingriffe vollziehen sich an der Rückseite des Opernhauses im hinteren Bereich der Bühnen zur Krebsgasse: Von der Hinterbühne und der rückwertigen Fassade zur Krebsgasse ist nichts mehr zu sehen. Der ehemalige Betriebshof wird mit drei Geschossen für die Verwaltung überbaut, zwischen den Werkstatttürmen entstehen zwei neue Probebühnen, das Kostümdepot und weiterer Platz für die Bühnentechnik.
Foto: Christian Wendling

 

 

Barbara Schlei
Redaktion koelnarchitektur

 

Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite zur Sanierung der >>Bühnen Köln.