Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Building as Art. Richard Meier

Ausstellung im Arp Museum Rolandseck

Bauen als Kunst. Dahinter steht der Name von Richard Meier. Dann ist er also einer von denen, die es geschafft haben, sich und seine Architektur über das bloße Bauen zu erheben? Kein Museum könnte sich einen besseren Ort wünschen, als einen der – deutet man den Titel der Ausstellung – selbst schon ein Kunstwerk ist. Anlässlich seines fünfjährigen Bestehens feiert das Arp Museum in Rolandseck nun seine Baukunst und widmet Richard Meier eine monografische Ausstellung. Dabei ist das Arp-Museum nicht nur Ausstellungsort, sondern selbst wichtigstes Exponat der Ausstellung.

Ort, Licht, Farbe, Weg, Proportion

250 Entwürfe des inzwischen 78 jährigen Amerikaners wurden weltweit in den letzten 50 Jahren ausgeführt. Seine Sprache ist klar, fast klinisch rein und unverkennbar. Seit dem Ende der 60er Jahre ist er sich – damals war er noch einer der New York Five – treu geblieben. Er exerzierte seine Fortschreibung der Klassischen Moderne weiter ohne historisierend zu sein, und nimmt dabei in Kauf, sich in seiner Stringenz immer wieder selbst zu zitieren.

Die von Sylvia Claus (ETH Zürich) und Matthias Schirren (TU Kaiserslautern) kuratierte Ausstellung erläutert Meiers Formensprache und seine Entwurfsprinzipien streng akademisch an fünf Themenfeldern: Ort, Licht, Farbe, Weg und Proportion. Bei den 15 Projekten, die anhand von Plänen, Zeichnungen, Modellen und Fotografien präsentiert werden, stehen die Museumsprojekte in Mittelpunkt. Naheliegend, da von den sieben Museums- und Ausstellungsbauten, die Meier seit 1970 in Europa ausgeführt hat, vier in Deutschland liegen: Das Frankfurter Museum für Kunsthandwerk, das Stadthaus Ulm, die Sammlung Frieder Burda in Baden Baden, und schließlich das Arp Museum Rolandseck.

Fünf Thesen – fünfzehn Beispiele

Doch es sind nicht nur die einzelnen Projekte, die die Ausstellung interessant und spannungsreich machen, sondern die Zusammenhänge, in die sie gesetzt werden. Unter dem Stichwort Ort finden sich nebeneinander in dichter Hängung Bilder des „Douglashouse“ in Harbour Springs (1971 – 73) und des Ulmer Stadthauses (1986 – 93) – ein Wohnhaus als Teil der Landschaft, ein Kulturbau als Mittel der Stadtreparatur. Wer also bislang dachte, ein Meier sei halt immer ein Meier, egal wo er steht, wird gleich eingangs mit seiner These abgefangen. Auch die beiden folgenden Themenfelder Licht und Farbe wirken fast provozierend. Die Jubilee Church in Rom (1996 – 2003) und das Museum für Zeitgenössische Kunst in Barcelona (1987 – 95) spielen nahezu virtuos mit Licht und Schatten – aber ist die Wirkung nicht der konsequenten Abwesenheit von Farbe zuzuschreiben? Meier ist einfach programmatisch weiß und das in allen Schattierungen. Doch die Kuratoren suchten die Farbe und fanden sie als mattes greige an der Fassade der Grotta Residence in New Jersey (1984 – 89) und als bunte Skulptur von Frank Stella im (reinweißen) Weißhaupt Forum (1987 – 1992) in Schwendi.

Wer den Ausstellungsraum im Erweiterungsbau des Arp-Museums betritt hat kurz zuvor den Bahnhof Rolandseck durchschritten und über zwei Tunnel, eine Treppe, einen Aufzug und einen Steg eine wundersame Inszenierung erlebt. Der Dramaturgie dieser Art von Promenaden widmet sich der vierte Punkt der Ausstellung mit dem Titel Weg. Neben dem Arp Museum wird hier das Getty-Center bei Los Angeles (1984 – 1997) vorgestellt, die größte Bauaufgabe , die jemals an einen Architekten vergeben wurde. Einer Fotografie des Modells, an dem Meier selbst lehnt ist der Piranesi-Plan des antiken Roms gegenüber gestellt.

Das Frankfurter Museum für Angewandte Kunst und das in Easthampton gelegene Saltzmann House (1967 – 1969) illustrieren den Aspekt Proportion und Meiers Komposition des architektonischen Raumes und seine Verwendung klassischer Entwurfsinstrumentarien wie dem Goldenen Schnitt und Liniennetzen mit minimalen aber durchaus wirkungsvollen Achsabweichungen.

Keine Architektur ohne Kontext

Immer wieder stellt die Ausstellung den Bezug zu Le Corbusier her. Daher ist auch das Modell der Villa Savoye von Le Corbusier auch das erste und letzte Exponat der Ausstellung. Nicht nur unter dem Stichwort Kontext, sondern in jedem der fünf Themenbereiche lassen sich Bezüge zur Klassische Moderne finden. Sehr direkt sind sie noch bei dem 1965 – 67 geplanten Smith House in Connecticut, völlig verloren gegangen allerdings (bzw. nur noch bildhaft zu verstehen) in dem Wettbewerbsbeitrag für den World Trade Center Memorial Park.

Doch der Aspekt Kontext geht über Meiers Schaffen hinaus und zeigt im Rahmen der Ausstellung drei künstlerische Positionen. Ariane Epars abstrakte Blattgoldrahmen „Ohne Titel“ an der Scheibe mit Rheinblick, die Fotografien von Claudia Görres, die den Museumsneubau von Beginn an begleitet hat und die „Meier Whites“ der Malerin Ine Vermee: 35 Emailtafeln in den 35 Weißtönen, die Meier für eine holländische Firma entwickelt hat.

Viele der Modelle befinden sich normalerweise in Meiers Privatsammlung in New York, diese, wie auch die Leihgaben des Frankfurter Architekturmuseum oder der Architekturfakultät der Uni Kaiserslautern sind hier erstmals gemeinsam zu sehen.

Museumsdirektor Oliver Kornhoff ernannte Richard Meier anlässlich der Ausstellungseröffnung nun offiziell neben Hans Arp und Sophie Täuber-Arp zum dritten Patron des Hauses. Nicht überraschend, kommt doch ein großer Teil der Besucher in das Städtchen am Rhein um eben diesen Meier dort am Hang zu sehen.

Uta Winterhager

„Building as Art. Richard Meier“

läuft noch bis 3. März 2013 im

Arp Museum Bahnhof Rolandseck
Hans-Arp-Allee 1
D- 53424 Remagen

Tel +49 (0)22 28/94 25 12

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen 11 bis 18 Uhr

Zur Internetseite des
>>Arp Museum Bahnhof Rolandseck

 

Thema Weg:

Modell Arp Museum Bahnhof Rolandseck, 2004

Fotograf: Bernhard Fries

Thema Licht:

Jubilee Church, Rom

Fotograf: Scott Frances ESTO

Thema Ort: Douglas House, Harbour Springs, Michigan

Fotograf: Scott Frances ESTO

Thema Ort:

Stadthaus Ulm, Ulm

Fotograf: Scott Frances ESTO

Thema Weg:

Ausstellungsansicht

Fotograf: David Ertl