Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

11.000 Lämpchen für St. Ursula

Themenwoche des hdak zur Kölner Via Sacra

Nein, neu ist das Thema nicht. Vor etwa zehn Jahren hat der Architekturhistoriker Wolfgang Pehnt die Idee eines baukulturellen „Pilgerpfads“, der zwischen mittelalterlicher und römischer Stadtmauer sieben romanische Kirchen von St. Kunibert bis St. Severin verbinden soll, wieder ins Gespräch gebracht. Bereits 1950 hatte Rudolf Schwarz in seinem Buch „Das Neue Köln“ den Halbkreis der Romanischen Kirchen als Via Sacra angesprochen. Seither „wabert“– so auch der Sprachgebrauch der Initiatoren – die ‚Heilige Straße‘ durch die Diskussionsrunden. Die Veranstaltungswoche des hdak (Haus der Architektur Köln) anlässlich der plan12 hat das Bild der Kölner Via Sacra weiter konkretisiert.

Themenpfad mit Fixstermen

Es geht ja um mehr als nur um einen weiteren schnöden Themenpfad im Kölner Schilderwald. Das Via Sacra Projekt soll ausmalen, wie es werden könnte, „wenn die Stadt Köln sich entschließt, mit ihrem baukulturellen Erbe zu wuchern und ihre einzigartigen Bauwerke als leuchtende Fixsterne im ‚Häusermeer‘ zu begreifen und überzeugend miteinander zu verknüpfen“, so ein Textauszug des hdak zur Via Sacra.

Zwar sind die romanischen Kirchen größtenteils, auch dank der Nachkriegsplanung von Rudolf Schwarz, von lebendigen Vierteln umgeben. Doch überall wachsen auch Unorte, die die letzten Jahrzehnte geschaffen haben und die kommenden zu schaffen drohen – „Barackeien“ nennt sie Maria Schwarz, die Witwe von Rudolf Schwarz, die als weise alte Frau die Diskussion um die Via Sacra begleitet. Ihr Plädoyer ist, kurz gesagt, von der Geschichte zu lernen: “Wir denken viel zu wenig darüber nach, was unter unseren Füßen liegt.“ Sie erzählt vom Wiederaufbau Jülichs, bei dem sie als junge Architektin mitgearbeitet hat, vom Traum aller Architekten, eine ganz neue, eine ganz eigene Stadt zu bauen, „aber es hat nur fünf Minuten gedauert, bis man gemerkt hat, welche Kostbarkeiten da liegen.“

Begleitet von Vorträgen und Kamingesprächen mit „Paten“ und Experten erarbeiteten sieben Teams aus NRW Hochschulen eine Woche lang Vorschläge, wie das Aufpolieren und Verknüpfen des Erbes funktionieren könnte. Die methodischen Ansätze waren sehr unterschiedlich: Die Einen gingen konkret mit Verbesserungsvorschlägen an die Details heran, wie das Team der FH Aachen um Thomas Scheidler zu St. Pantaleon. Die Anderen blieben mehr im Theoretischen und formulierten eine 7-Punkte Raumsatzung, die auch als allgemeiner Leitbildansatz gelten könnte, wie Uwe Schröder und sein Team von der RWTH Aachen. Die Einen sprachen mit unterschiedlichsten Gruppen vor Ort, die Anderen kümmerten sich nicht groß um Realitäten. Insgesamt ergab das eine gute Mischung.

„Pulverfass an Ideen“

Einige Ansätze lassen sich zusammenfassen: historische Blöcke reparieren, Immunitätsgrenzen wieder erkennbar machen, historische Blickbeziehungen berücksichtigen, Verkehrsflächen verringern, Platzanlagen aufräumen. An manchen Stellen ist das erst einmal Wunschdenken, doch es lassen sich auch Vorschläge herausfiltern, die mit relativ geringen Mitteln umzusetzen wären: Erdgeschoßgaragen für Eigentümer kostenneutral umzunutzen, einen öffentlichen Weg entlang der Römermauer parallel zum Mauritiussteinweg anzulegen usw.

Doch wer setzt sich den Hut auf, damit dieses „Pulverfass an Ideen“ – so ein Teilnehmer der anschließenden Gesprächsrunde – nicht verpufft? Werden die Behörden mitwirken? Franz Josef Höing, der neue Kölner Baudezernent, ist die Vorsichtigkeit in Person, und wer wollte es ihm verübeln: „Ich glaube, es ist höchst lukrativ, sich mit der ein oder anderen grindigen Stelle zu beschäftigen.“ Immerhin.

Wolfgang Pehnt formulierte, für ihn sei die Via Sacra keine Linie, sondern ein Netzwerk. Vielleicht gelingt es in diesem Zusammenschluss, die „stille Mitte“ Kölns gegen die Verödung zu verteidigen. Am Ende dieser Woche setzte Maria Schwarz erst einmal ein schönes Schlusswort: „Ich bedanke mich einfach mal für jeden Gedanken.“

Ira Scheibe

Im Rahmen der Reihe „Jeden Dienstag 19.00 Uhr – eine Stunde Baukultur“ beschäftigt sich das hdak mit den Ergebnissen des Hochschul-Workshops zur Via Sacra

Dienstag, 02.10.2012, 19:30 Uhr | ehemaliges Diözesanmuseum, Roncalliplatz 2,

>>Zur Internetseite des hdak

 

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