Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Zur Nachahmung empfohlen

Ausgezeichnete Arbeitsorte der Zukunft

Architektur ist eine Frage der Einstellung. Wer will, kann in jeder Aufgabe das Potenzial ihrer baukünstlerischen Gestaltung erkennen. Architekten mag das leichtfallen, Bauherren nicht unbedingt, denn immer noch herrscht das Vorurteil, dass gute Architektur nur für einen hohen Preis zu bekommen ist. Dass das nicht zwangsläufig so ist und dass es – sollte es doch so sein – die Investition durchaus lohnt, zeigen die Ergebnisse des Wettbewerbs, den die IHK Köln mit der Bundesstiftung Baukultur und dem Haus der Architektur Köln innerhalb der Netzwerkreihe „wieweiterarbeiten – ARBEITSORTE DER ZUKUNFT“ für vorbildliche Produktions- und Lagergebäude im IHK-Bezirk Köln ausgelobt hat. Im Mai 2012 stellte die Jury, erfreut über die rege Beteiligung, die Ergebnisse vor.

Im Westen

Das von den Züricher Architekten Giuliani-Hönger entworfene Büro- und Logistikcenter „Alpha eins“ im Gewerbepark Triotop im Stadtteil Vogelsang gewann bereits beim Kölner Architekturpreis 2010 eine Anerkennung und wurde auch hier von der IHK als vorbildliche Gewerbeimmobilie ausgezeichnet. Streng wirkt die Lochfassade aus Wittmunder Torfbrandklinker nach außen, im Inneren spannen gewaltige Vierendeel-Träger über die gesamte Breite der dreigeschossigen Halle, in die nur an den Kopfseiten Bürodecks eingeschoben wurden. So erinnert der Gebäudequerschnitt tatsächlich an die Ansicht der Mondbasis Alpha 1. Gemäß der im Triotop praktizierten nachhaltigen Planung war die Erweiterung des 2007 fertiggestellten „Alpha eins“ schon von Beginn an vorgesehen, realisiert wurde sie jedoch erst, als Bedarf bestand. Fast fugenlos wurde „Alpha zwei“ an die Bestandsfassade angesetzt, so dass beide Gebäudeteile als Einheit erscheinen. Im Innenbereich bleibt die Klinkerfassade an der Schnittstelle sichtbar.

Im Norden

Ebenfalls ausgezeichnet wurde der Fabrikations- und Bürobau der Firma Glas Dönges an der Pasteurstraße im Gewerbegebiet am Niehler Hafen von b&k+ Brandlhuber aus dem Jahr 2003. Rundum verglast legt das Gebäude sein ungewöhnliches Tragwerk aus Betonpfeilern und Stahlstützen frei. Gefärbte Glasflächen suggerieren den Blick ins Grüne und da mit Hilfe eines Simulationsprogramms nicht allein Lichteinfall, Wärmedämmung und Sichtschutz des Gebäudes berechnet wurden, konnten auch die Materialkosten optimiert werden. Glückliche Fügung, wenn der Computer auch ein ästhetisch so ansprechendes Gebäude ausspuckt.

Im Süden

Gut versteckt hinter vielen Bäumen und einer gesicherten Toranlage liegt die „hw rod“ Lagerstätte für Hochwasserschutzelemente am Heinrich-Lübke-Ufer in Rodenkirchen von Trint + Kreuder d.n.a.. Nach dem Architekturpreis NRW 2011 und dem KAP Kölner Architekturpreis 2010 ist dies schon die dritte Auszeichnung für dieses Gebäude, denn insbesondre hier ist bemerkenswert, dass es den Architekten gelungen ist, aus dieser rein funktional bestimmte Bauaufgabe trotz knappen Budgets ein fast skulptural gestaltetes Gebäude zumachen. Zum gleichen Preis hätten die Stadtentwässerungsbetriebe auch eine Standarthalle dort aufstellen lassen können, doch sie ließen sich von der amorphen Grundrissfigur überzeugen, die in kreisförmigen Ausschnitten alle erhaltenswerden Bäume umschließt.

Weitere prämierte Gebäude sind die Wartungs- und Montagehalle mit Bürogebäude für die FAGSI GmbH in Morsbach von LHVH Architekten (Köln) und die SM L Werkstatt und Gewerbehalle an der Butzweiler Straße in Ossendorf von smoarchitektur (Köln).

Uta Winterhager

Das von den Züricher Architekten Giuliani-Hönger entworfene Büro- und Logistikcenter „Alpha eins‘ gewann auch beim Kölner Architekturpreis 2010 eine Anerkennung.

Architekten: Giuliani-Hönger, Zürich

Fotograph: Christian Richters

„Alpha eins‘ Innenansicht

Fotograph: Christian Richters

Exotik im Gewerbegebiet. Grün getönte Scheiben sorgen für angenehme Arbeitsatmosphäre und für Abwechslung in der üblichen Tristesse.

Architekten: b&k+ Brandlhuber

Foto: Michael Reisch

Das Lager für Hochwasserschutzelemente von innen – die Innenhöfe dienen der Belichtung und dem Erhalt des Baumbestandes.

Architekten: Trint + Kreuder d.n.a.