Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

„Make it look rich!“

Netzwerktreffen der Guiding Architects in Dubai

Einmal im Jahr treffen sich die über dreißig Veranstalter von Architekturtouren, die sich zum internationalen Netzwerk der „Führenden Architekten“ zusammengeschlossen haben. koelnarchitektur.de ist mit der Projekte Archipedes Mitglied im Verbund – und dieses Jahr ging es in die Golfemirate Dubai und Abu Dhabi.

Es ist eine Reise in die Welt der Superlative, dem Einen ein Wunder, ein Wahn für den Anderen. Zu bestaunen sind hier das höchste Gebäude der Welt und künstliche, in den flachen Ozean gepflanzte Inseln aus Wüstensand für tausende und abertausende von Menschen. Führerlose Hochbahnen gleiten wie von Zauberhand von Shopping Mall zu Shopping Mall, die in Dubai und Abu Dhabi etwa so zahlreich sind wie in Köln die Kioske.

Unter jeder Straßenrampe, auf allen Kreisverkehren leuchten bunte Blütenteppiche. Für die Scheichfamilie in Abu Dhabi steht ein eigenes Flughafenterminal bereit, etwa von den Ausmaßen der Bonner Bundeskunsthalle. Khuan Chew, die für die Innenraumgestaltung des Luxushotels Burj al Arab zuständig war, erhielt ein ebenso schlichtes wie unmissverständliches Briefing: „Make it look rich!“

Guiding Architect der Emirate

Will man sich aber nicht mit der Betrachtung der blattvergoldeten, picobello blanken Oberfläche zufrieden geben, muss eine ortsansässige Orientierungshilfe her. Dominic Wanders, der hiesige Netzwerkpartner, lebt und arbeitet seit sieben Jahren als Architekt in Dubai. Mit trockenem Humor und kühlem Kopf führt er durch die Stadt, kennt jede Ecke und drückt nur ungern die Stopptaste. Seine Geschichten aus 1001 Nacht handeln von Bauboom und –flaute, mehreren Quadratkilometer großen Familienanwesen mitten in der Stadt, für die er schon mal ein privates Fitnesscenter baute, und davon, dass die großen Glasfenster in seiner Wohnung im 29. Stock leider ziemlich staubig sind, weil die Stadt Dubai hier im Regierungsbezirk schon lange keine Putzgenehmigung für die Fassade mehr erteilt hat.

Dominic Wanders sieht sich als einen der „Alpha-Sklaven“ im sozialen Gefüge des Landes mit über 80% Ausländerquote, der höchsten der Welt. Ist man über einen Monat arbeitslos, muss man das Land sofort verlassen. Von jedem Unternehmen müssen 51% von einem Staatsbürger der Emirate gehalten werden, es sei denn es agiert in sogenannten „Freezones“, die aber für Architekten nicht offen stehen. Anders als in Dubai sprudeln im Nachbaremirat Abu Dhabi die Ölquellen noch, und die riesigen als Bauland ausgewiesenen Brachen sind für den Architekten mehr als genug Grund zu bleiben.

Architektur-Reisen

Das Netzwerk aber hat keine Petrodollars, und so war die Hälfte der Zeit zum Arbeiten gedacht. Es ist eine gute Erfahrung, auch ohne das übliche Managementinstrumentarium wie Bonuszahlungen, Zielvereinbarungen etc. den Weg zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit zu finden. Der Schritt vom informellen Netzwerk zu einer juristischen Körperschaft war ein mühevoller, aber er ist nun vollzogen. Von nun an rückt der Außenauftritt des Netzwerkes stärker in den Fokus.

Als neue Partner sind Teams aus Belgrad und Sydney hinzugekommen. Im Laufe des Jahres werden sich die Guiding Architects auf koelnarchitektur.de in lockerer Folge einzeln vorstellen. An 33 Orten laden sie ein, neue Architektur zu entdecken mit einem Guide, der diese zu vermitteln versteht.

Ira Scheibe

Weitere Informationen

Netzwerk Guiding Architects

Netzwerkpartner in Netzwerk Dubai

Weitere Fotos bei Netzwerk Guiding Architects und auf der Facebookseite von koelnarchitektur.de

O-14 Tower von Jesse Reiser und Nanako Umemoto am Business Bay in Dubai

Foto: Ira Scheibe

Dubai Skyline mit Hotel Burj al Arab. ‚Make it look rich!‘ lautete das Briefing der Bauherren.

Foto: Ira Scheibe

Scheich Zayed Moschee in Abu Dhabi, von der Terrasse des Shangri La Hotels aus

Foto: Ira Scheibe

Masdar City: „Zero Carbon City“ von Foster&Partners in Abu Dhabi Foto: Ira Scheibe