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„Man muss das Verlieben in Projekte organisieren.“

BDA Montagsgespräch zu den „Kölner REGIONALE 2010 Projekten“

„Also erst einmal muss ich was zum Titel der Veranstaltung sagen. Der ist nämlich nicht richtig, es gibt keine „Kölner REGIONALE-Projekte“. Es gibt nur regionale Projekte, die in Köln statt finden!“ so Dr. Reimar Molitor, Geschäftsführer der REGIONALE 2010 Agentur in der Einleitung.

Er hielt das In-Put-Referat (wie Prof. Andreas Fritzen, Vorstand BDA Köln es nannte) beim BDA-Montagsgespräch am 13. Dezember. Und so fasste Molitor die Ziele der REGIONALE sowie die „regionalen Projekte in Köln“ noch einmal anschaulich zusammen und sprach vor ca. 45 Gästen über den aktuellen Planungs- und Realisierungsstand.

Mit „Geld für Zukunft“ als Ausgangssituation begann der Prozess vor circa zehn Jahren, so Molitor. Ein schwieriger Prozess, da drei Städte, 4 Kreise und tausende von Ratsmitgliedern daran beteiligt waren. Projekte mussten gefunden und sich vor allem auch darauf geeinigt werden.

Die REGIONALE Projekte in Köln

In Köln entschied man sich in der Rubrik „stadt“ für den Rheinboulevard, den Ottoplatz und die archäologische Zone.

Als Sieger des Wettbewerbs für den Rheinboulevard ging damals das Büro planorama aus Berlin hervor. Und jetzt wird auch endlich gebaut im Rechtsrheinischen. Doch die örtlichen Begebenheiten verlangsamen den Prozess: Vor allem der Hochwasserschutz und historische Funde, welche bei den Grabungen entdeckt worden sind, tragen ihren Teil dazu bei. „Wir sind alle etwas älter geworden über dieses Projekt“, schmunzelte Molitor „aber 2013 soll es fertig sein.“

Auch der Ottoplatz geht in die Realisierungsphase: 2011/2012 wird dort gebaut.

„Und was ist mit der archäologischen Zone?“ Auf die Antwort warteten alle Gäste gespannt. „Tja, die Grabungen laufen, aber die Gesamtfinanzierung ist immer noch offen“, so Molitor. Später in der Diskussionsrunde konnte auch Achim Dahlheimer, Referatsleiter im Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr NRW dieser Frage nicht ausweichen: „Wir bleiben dabei. 14 Mio Euro und keinen Cent mehr. Den Rest muss die Stadt Köln entscheiden.“

„Kölner Projekte werden immer teurer als geplant – schon allein wegen des Hochwassers aber hier liegt auch überall so viel Gerümpel rum …“ so Dahlheimer weiter. Mit Gerümpel meinte er sicherlich nur die historischen Hinterlassenschaften.

Neben den städtischen Projekten gibt es im Kölner Raum natürlich auch noch andere. Das Projekt „RegioGrün“ bekommt am 22.12. sein formelles Gesicht. Denn dann wird die Grüngürtel-Charta unterzeichnet.

Weiter erwähnenswert ist die Rubrik „Wohnen am Strom“. Nach einem Wettbewerb koelnarchitektur berichtete konnten 16 Standorte ausgewählt werden. Die Zahl minimierte sich im Laufe der Planungen auf vier. 2011 kommen dann allerdings nur zwei davon (Langeler Damm und Stammheimer Ufer) in die Umsetzung.

Die Diskussionsrunde

Im Anschluss an das Referat diskutieren Dr. Reimar Molitor, Achim Dahlheimer und Sigurd Trommer, Präsident der Bundesarchitektenkammer und Stadtbaurat der Bundesstadt Bonn a.D. mit Prof. Fritzen und den Teilnehmern zu folgenden Fragen:

Wie geht es denn eigentlich weiter nach 2010? Ist dann alles zu Ende?

„Die Frage ist nicht, ob die Regionale zu Ende ist. Die Frage ist viel eher: Was löst sie eigentlich aus?“ so Molitor. „Die Region hat sich jetzt gut kennen gelernt, viele Freundschaften sind entstanden.“ Auch Achim Dahlheimer bestätigt: „Jetzt ist es Aufgabe der Politiker, über die Grenzen einer Stadt hinaus zu entwickeln. Wir sprechen von einem neuen Paradigma von kommunaler und regionaler Entwicklung.“

„Wir müssen Städte neu denken. Und nicht nur Städte, sondern auch Regionen attraktiver machen“, so Sigurd Trommer. „Mensch, jetzt fahre ich mal ins Bergische – das müsste ein Kölner am Wochenende sagen. Wenn das Ziel des grenzenlosen Raumes erreicht ist, dann ist das ein großer Schritt.“ Die Projekte der REGIONALE wären da ein gutes Mittel zum Zweck gewesen. Um vor allem auch das Bewusstsein in den Köpfen der Menschen zu ändern.

Gibt es nach der REGIONALE Agentur eine Institution, welche die Projekte weiter betreut?

„Ja, es gibt die Region Köln-Bonn e.V.. Die hat es allerdings schon immer gegeben. Auch schon vor der REGIONALE“, erklärt Molitor. Diese wird – wenn sich die Agentur zurück zieht – deren Aufgaben übernehmen.“ Das heißt: Menschen zusammenführen, Projektverantwortung übernehmen, Vereine gründen, organisatorische Formen etablieren, neue Kooperationen anstoßen etc.

Was passiert nach 2010 mit den Projekten, die noch nicht fertig sind?

„Natürlich werden die Projekte, welche die REGIONALE angestoßen hat, noch ausfinanziert“, so Dahlheimer. Das heißt, was begonnen wurde, auch beendet. Wir sind gespannt, wie es unter diesem Gesichtspunkt mit der archäologischen Zone weiter geht …

Zum Abschluss noch ein paar schöne Zitate des Abends:

„Heutzutage sprechen wir vom europäischen Veedel.“ Damit meint Sigurd Trommer die Region Köln-Bonn. Die in ihren Dimensionen („eine Auto-Stunde“) der einer europäischen Großstadt entspreche. Diese Region sei durch die REGIONALE zusammengerückt und kann sich neben Städten wie Paris oder Wien behaupten.

„Wir brauchen sie Stadt als Moderator, als Animateur“, so Achim Dahlheimer. Er hofft, dass die Kooperationen und Freundschaften, welche entstanden sind, auch weiterhin gepflegt werden. Und dadurch Projektentwicklung auch außerhalb der Stadtgrenzen gemacht wird. Auf die Frage, welche Rolle eigentlich Düsseldorf spielte, meinte er, dass Düsseldorf nicht in regionale Strukturen involviert sei. Hier höre die Stadtentwicklung an den Stadtgrenzen auf. Mit einem neuen Mann im Rathaus soll dies jetzt aber geändert werden. Doch dieser hat erst einmal die Aufgabe der Ausrichtung des Eurovision Song Contestes bekommen. So muss die Region wohl doch noch etwas warten …

„Man muss das Verlieben in Projekte organisieren.“ Dr. Reimar Molitor vergleicht die Aufgaben der REGIONALE mit deren in einer Beziehung. „Vor allem muss man die Liebe am Kochen halten. Mit regelmäßigen Treffen und Kommunikation.“

Natalie Bräuninger

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Die Diskussionsrunde

Es diskutieren von li nach re: Sigurd Trommer, Präsident der Bundesarchitektenkammer und Stadtbaurat der Bundesstadt Bonn a.D., Dr. Reimar Molitor, Achim Dahlheimer, Referatsleiter im Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr NRW mit Prof. Fritzen, Vorstand BDA Köln.