Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Ein verwunschener Ort

Die Ratsentscheidung über die geplante Sanierung der Orangerie im Volksgarten steht unmittelbar bevor

Nun wird es ernst mit der Orangerie. Eine Ratsentscheidung über die geplante Sanierung steht unmittelbar bevor. Der Verein des Theaters wirbt vielerorts um Unterstützung, die Stadt als Eigentümer versucht, das Projekt finanziell und organisatorisch auf die Zielgerade zu bringen.

Durststrecke für das Theater

Schon seit geraumer Zeit ist das Gebäude des Theaters sanierungsbedürftig. Trotz Regen und Kälte wird dort unermüdlich Theater gespielt, getanzt und gefeiert. In der freien Theaterszene hat sich die Orangerie sowohl durch ihre innovative Gesamtkonzeption als auch durch zahlreiche spannende Theater- und Tanzproduktionen einen guten Ruf erarbeitet. Doch im derzeitigen Zustand ist das Theater nur eingeschränkt nutzbar: einerseits fehlen wichtige räumliche Voraussetzungen und andererseits macht die Baufälligkeit dem Verein zunehmend Probleme. Auch wenn der eigene durchaus marode Charme der Orangerie die Sorgen zumindest für die Zuschauer immer wieder vergessen lässt: lange kann der Betrieb so nicht mehr aufrecht erhalten werden. Deshalb ist es ganz ernst, wenn es seit Juni diesen Jahres heißt: Sanierung – jetzt oder nie!

Ein vergessener Ort

Die Stimmung an diesem verwunschenen Ort mitten in der Kölner Südstadt und zugleich versteckt hinter hohen Bäumen hat etwas ganz Besonderes, da sind sich alle Besucher einig. Dabei kann die Orangerie auf eine bewegte und spannende Geschichte zurückblicken: ursprünglich wurde auf dem Gelände unter preußischer Herrschaft 1841 eine Befestigungsanlage, die sogenannte Lünette 3, errichtet. Das Untergeschoss des Theatergebäudes war als Pulvermagazin Teil des Festungsbauwerks und stellt das letzte noch teilweise erhaltene Bauwerk dieser Art in Köln dar. Als im Jahr 1889 der Volksgarten angelegt wurde, trat an die Stelle des Festungsbaus das Wohnhaus des Gartenbaudirektors Adolf Kowallek und bildete mit der dazugehörigen Gärtnerei ein eigenes Gelände. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurden die Überreste des Orangeriegebäudes in seiner jetzigen Form mit einer provisorischen Überdachung versehen und vom Grünflächenamt als Überwinterung für Kübelpflanzen genutzt. Vom anfänglichen Sommer-Probenraum des „Healing Theatre“ Anfang der 90er Jahre bis zur durchgängigen Nutzung als Theater verging ein weiteres Jahrzehnt.

Sowohl der Hügel mit den Überresten der Lünette 3, als auch der Keller der Orangerie, gehören zu dem denkmalgeschützten Bereich. Aber auch die Gewächshäuser und die Außenanlagen sind wichtiger Bestandteil des Gesamtkonzeptes, welches der gemeinnützige Verein, der seit 2004 besteht, mit großem Durchhaltevermögen in den letzten Jahren entwickelt und verfolgt hat. Und damit hat er einen wichtigen Baustein der Finanzierung ins Rollen gebracht: aus dem Fördertopf „Initiative ergreifen“ hat die Landesregierung für die Orangerie den Großteil der Finanzierung in Aussicht gestellt, wenn die Stadt einen zehnprozentigen Eigenanteil erbringt. Dieses Programm unterstützt Projekte, die „bürgerschaftliches Engagement und Stadterneuerung wirksam miteinander verknüpfen“, wie es in der Auslobung heißt. Und das könnte an diesem Ort wirklich funktionieren.

Behutsame Sanierung

Den Charme des Ensembles gilt es zu erhalten, wenn das Theater nun saniert wird. Das knappe Budget kann dabei durchaus hilfreich sein: eine perfekte Sanierung aller Bereiche ist in dem geplanten Kostenrahmen gar nicht möglich. Dennoch wird nach der Sanierung alles Notwendige vorhanden sein: ein beheizbarer und trockener Theaterraum mit einer Grundausstattung an Bühnentechnik; Foyer, Garderobe und WC Anlagen für die Besucher im Untergeschoss und ein kleiner Künstlerbereich hinter der Bühne. Ein gläserner Anbau wird die zwei Geschosse verbinden, damit sie auch im Winter genutzt werden können. Und an der freigelegten Lünette kann im Sommer auch im Garten Theater gespielt werden.

Kultur hat es schwer in diesen Zeiten – das spüren alle Kunstsparten deutlich. Hoffen wir, dass die Orangerie es schafft, für viele schöne Theaterabende durchzuhalten. Und dass es genug Fürsprecher für eine baldige Sanierung gibt.

Ragnhild Klußmann

Weitere Infos zur Orangerie

Ansicht der Orangerie von der Volksgartenstraße, Foto: Ragnhild Klußmann

Innenansicht Theaterraum, Foto: Ragnhild Klußmann

Lünette 3, Foto: Ragnhild Klußmann

Schnittzeichnung Planung, Grafik: raumwerk.architekten