Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

K20: Mehr Platz für die Kunst

In der erweiterten Kunstsammlung NRW am Grabbeplatz locken die zurück gekehrten Werke der Sammlung und neue künstlerische Projekte.

Für die Kunst des 20. Jahrhunderts ist die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf eine feste Größe. Von Werner Schmalenbach wurde die Sammlung angelegt, die unter anderem allein fast 100 Werke Paul Klees enthält. 1986 wurde für sie der Neubau am Grabbeplatz eröffnet, bekannt wurde die Architektur durch die charakteristische, geschwungene Fassade aus poliertem Granit – unter anderem Folge der Forderung von Schmalenbach, dass das Licht in den Ausstellungsräumen der Sammlung ausschließlich von oben kommen müsse.

Seit das Ständehaus am anderen Ende der Altstadt als K21 (weil der Kunst des 21. Jahrhunderts gewidmet) 2002 unter Armin Zweite eingeweiht wurde, heißt der Bau am Grabbeplatz K20. 2008 wurde er geschlossen, das Haupthaus saniert und um einen Anbau nach Norden erweitert, der in zwei großen, stützenfreien, 6,50 und 4,90 Meter hohen Ausstellungshallen weitere 2000 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung stellt. Beauftragt wurde erneut das Kopenhagener Büro Dissing + Weitling (Kopenhagen), das auch für den bestehenden Bau verantwortlich zeichnet. Sie haben darauf geachtet, dass man Bestand und Erweiterung als Einheit auffasst, haben in Fassaden- und Innenraumgestaltung die Sprache des Bestands aufgenommen und die Raumkante entlang der Ratinger Mauer geschlossen.

14 Tage frei

Seit dem 10. Juli nun ist das K20 wieder eröffnet (mit freiem Eintritt bis zum 25. Juli). Man stellt fest, dass sich auch im Innern des Bestands etwas geändert hat, der Eingangsbereich wurde neu geordnet, die Struktur der Ausstellungsbereiche von der neuen Leiterin, Marion Ackermann, in eine mäandrierende Raumfolge verwandelt, das Café im Obergeschoss hat Joep van Lieshout umgebaut, der immer noch nicht befriedigende Durchgang nach Norden wird nun durch eine Arbeit von Olafur Eliasson nobilitiert.

Im Sinne der Kontinuität war es sicher nicht falsch, wieder Dissing + Weitling zu beauftragen, zumal sie bereits früh die rückwärtige Erweiterung vorgesehen hatten. Allerdings stellt sich gerade im Eingangsbereich die Frage, ob ein anderes Büro, das sich nicht respektvoll seiner eigenen Arbeit gegenüber verhalten muss, hier mit einer radikaleren Vorgehensweise die enge und wenig übersichtliche Situation besser hätten lösen können – so wie etwa das Atelier Rheinflügel 2002 der gegenüberliegenden Kunsthalle überzeugend neues Leben eingehaucht hat, ohne sich dem Bestand gegenüber respektlos zu verhalten.

Der Text erschien zuerst im eMagazin

german-architects.com

Christian Holl

Der Autor ist Partner von frei04 publizisitk, freier Journalist mit den Schwerpunkten Architektur und Städtebau und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Städtebau-Institut der Universität Stuttgart.

Weiterführende Links

Zur Internetseite der Kunstsammlung NRW

Zur Internetseite Der Architekten

Dissing + Weitling

Bestand (links) und Erweiterung des K20 in Düsseldorf

Foto: Jens Willebrand, Köln

Die neue stützenfreie Klee-Halle im Erdgeschoss umfasst ca. 1.100 Quadratmetern. Die lichte Höhe beträgt 6,40 Meter, der Raum wird mit über 500 Strahlern künstlich beleuchtet. Sie wird künftig in erster Linie als Wechselausstellungsraum genutzt. Foto: Jens Willebrand, Köln

Michael Sailstorfer bespielt mit der Installation ‚Clouds‘ die untere Klee-Halle. Annähernd dreihundert Wolken, aus unzähligen LKW-Schläuchen schweben im Raum. Foto: Achim Kukulies