Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Im Spannungsfeld

Zu den aktuellen Planungen der Kölner Zentralmoschee. Denn vier Jahre nach der Auslobung des Wettbewerbs und einen Monat nach der Grundsteinlegung ist es an der Zeit den Stand der …

Gut einen Monat liegt die Grundsteinlegung eines der am kontroversesten diskutierten Gebäude Kölns nun zurück. Am 7. November diesen Jahres fanden sich neben stadtpolitischer Prominenz, Bauherren und Architekten auch jede Menge Schaulustige am Baufeld an der Ecke Innere Kanalstraße und Venloer Straße ein – allein die Größe der Gruppe illustriert, wie ungebrochen groß das Interesse an diesem Projekt ist.

2005 als begrenzt offener Wettbewerb vom Bauherrn, der Diyanet Isleri Türk Islam Birligi (DITIB), ausgeschrieben, wurde nach dem Juryentscheid fünf erste Preise und zwei Anerkennungen zu vergeben. Es folgte langes Abwägen von Seiten der DITIB und der Entschluss den Beitrag von Paul und Gottfried Böhm umzusetzen. Wie allgemein üblich in solchen Prozessen wurde der Entwurf im Verlauf der Arbeit mehrmals angepasst – maßgeblich noch einmal im Jahr 2007. Leidige bis tumbe Diskussionen begleiten das Projekt seitdem.

Anfeindung gegen das Projekt und leidige Diskussionen

Blickt man nun auf die aktuellsten renderings, die den Entwurf abbilden, zeigt sich von an der bereits angesprochenen Straßenecke, die so etwas wie die süd-östliche Einfahrt nach Ehrenfeld ist, das Bild einer aus Schalenteilen gebildeten Kuppel mit einem baulichen Rückgrat: Gen Westen und Norden bilden dreigeschossige Riegel einen Platz hinter dem von den beiden Minaretten gerahmten Kuppelbau. Diese durchbrochene Kuppel wird im Erdgeschoss einen Vortragssaal und darüber das liturgische Zentrum der Moschee, den Gebetsraum aufnehmen. In den angrenzenden Gebäudeteilen werden sich der Basar, eine Bibliothek, Schulungs- und Büroräume sowie die übrigen dienenden Einheiten eines Gebäudes befinden.

Derzeit sind bereits erste Fundamente betoniert, im Untergeschoss auch schon Bodenplatten und einige Stützen. Was bislang nur auf digital erstellten Animationen zu sehen war, wird Wirklichkeit. Im Büro Böhm rechnet man mit der Fertigstellung des Rohbaus im November 2010; genau ein Jahr nach Grundsteinlegung also. Die abschließende Fertigstellung des Prestigeobjekts, so Paul Böhm, ist dann für August 2011 anvisiert. Nach sechs Jahren Planungszeit könnte sich das, sowohl in der Außen- wie in der Innenwahrnehmung, als liberal und weltoffen angesehene Köln eines weiteren ikonografischen Bauwerks rühmen. Symbol für die Toleranz der Bürger, gleichermaßen wie für die Präsenz unterschiedlicher Kulturen am Rhein.

Auch die Anfeindungen aus Politik und Bevölkerung haben, Paul Böhm zufolge, derzeit keinen Bestand mehr, was darauf hoffen lässt, dass die Diskussion um Minarette und deren Höhe und dümmliche Unterstellungen jenseits fundierter, gestalterisch einordnender Kritik endlich ein Ende haben.

Sichtbeton außen, doch wie wird das Innere aussehen?

Während die äußere Erscheinung der Moschee weitestgehend geklärt ist, sind für die Innenraumgestaltung noch einige Fragen offen. Der gestockte Sichtbeton, der das Äußere des Baus prägen wird, kommt wohl auch in Teilbereichen im Inneren zum Einsatz. Darüber hinaus stellt der Architekt klar, „werden momentan mehrere Entwürfe mit verschiedenen Innenarchitekten diskutiert“. Ob fundamental reduziert, nüchtern abstrahiert oder überbordend ornamental ist damit zum derzeitigen Stand noch nicht festzustellen – von Seiten des Büros ist man allerdings um größtmöglichen Einfluss in der Gestaltfindung bemüht.

Auch wenn es im Laufe der Realisierung eines Konzepts erfahrungsgemäß immer wieder zu kleineren Anpassungen und Änderungen des ursprünglichen Entwurfs kommt – und warum sollte nun ausgerechnet dieses Projekt in diesem Punkt eine Ausnahme darstellen –, stehen die am Bau beteiligten Architektinnen und Architekten doch „für die Umsetzung der charakteristischen Eckpunkte des Entwurfs“, so Böhm weiter. Und so hofft man im Büro, dass all das, was geplant wurde, in den nächsten beiden Jahren auch umgesetzt werden kann. Das Projekt, die Bauherrn und auch die Stadt selber hätten es verdient, wenn dies gelingen könnte.

David Kasparek

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3 Kommentare

… diese moschee ist/wird einfach nur schön und sie wird das kölner stadtbild erheblich attraktiver machen!

Es ist Köln zu wünschen, dass es sich so liberal und human zeigt wie unproblematisch im Umgang mit dem Anderssein. Duisburg und Berlin haben es uns deutlich vorgemacht!

Die Moschee wird ein Anti-Gentrifizierungspol für Ehrenfeld. Die geplanten Helios-Höfe am Gürtel stehen dem quasi gegenüber. Die Venloer Straße dazwischen… auf ihr wird sich einiges verändern die nächsten Jahre.